Von Markus Klausen
FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem durchwachsenen Jahresstart für Rheinmetall scheint es auch im zweiten Quartal nicht wirklich rund gelaufen zu sein. Mittlerweile sehen manche Analysten sogar die Jahresprognose als womöglich zu ambitioniert an - trotz des Auftragsbooms bei Wehrtechnik. Belastungen aus einem Gemeinschaftsunternehmen in Ungarn und einem Hackerangriff sollten bei dem Düsseldorfer DAX-Konzern in den abgelaufenen drei Monaten erneut zu einer sinkenden Rendite im Vergleich zum Vorjahr geführt haben. Wird die Jahresprognose daher schon jetzt kassiert? Eher nicht. Viel wird wohl im zweiten Halbjahr davon abhängen, ob es zu Projektverschiebungen bei Kunden und damit zu späteren Auslieferungen bei Rheinmetall kommt.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
Solides Quartal: Rheinmetall dürfte sowohl den Umsatz als auch das Ergebnis in den drei Monaten erhöht haben. Zwar fokussiert sich der Düsseldorfer Konzern stärker auf das operative Ergebnis, dass unterproportional zum Umsatz gestiegen sein dürfte, unter dem Strich sollte der Gewinn aber deutlich prozentual zweistellig gestiegen sein. Besonders das Rüstungsgeschäft sollte zu dem Zuwachs beigetragen haben, erwarten Analysten von Warburg. Im zivilen Geschäft, wo der Konzern vor allem als Zulieferer für die Autobranche sein Geld verdient, sollten dagegen Aufwendungen für den Hackerangriff, über den der Konzern im April berichtet hat, belastet haben.
Prognose (noch) erreichbar: Nach dem zweiten Margenrückgang in Folge ist das Jahresziel noch in Reichweite. Rheinmetall plant mit einem Umsatz zwischen 7,4 und 7,6 Milliarden Euro,das wäre mindestens 1 Milliarde Euro mehr als im Vorjahr (6,41 Milliarden Euro), was problemlos erreichbar sein sollte. Bei der operativen Ergebnismarge könnte es mit den angepeilten rund 12 Prozent - nach 11,8 Prozent im Vorjahr - aber eng werden nach 5,4 Prozent Rendite im ersten Quartal und den erwarteten 7,9 Prozent im zweiten Quartal. Rheinmetall setzt auf ein gutes zweites Halbjahr und vor allem ein außerordentlich starkes viertes Quartal. Es darf daher zu keinerlei größeren Projektverschiebungen bei Kunden kommen.
Wann kommt die Panzerfabrik in der Ukraine? Abgesehen von der finanziellen Entwicklung interessiert besonders die von CEO Armin Papperger angekündigte Fabrik zum Bau des neuen Kampfpanzers Panther und des Schützenpanzers Lynx in der Ukraine. Mitte März hatte er gesagt, binnen zwei Monaten die nötigen Entscheidungen dafür sowohl in Kiew als auch in Berlin zu erwarten. CFO Dagmar Steinert hatte dann im Mai erklärt, dass es im Juni Neuigkeiten geben sollte. Bisher Fehlanzeige. Papperger hatte lediglich in einem CNN-Interview Anfang Juli erklärt, dass im westlichen Teil der Ukraine in bis zu drei Monaten eine erste Werkstatt eröffnet werden soll, mit der Ukrainer Fahrzeuge selbst reparieren können.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und für das Gesamtjahr 2023:
=== . PROG PROG PROG 2. QUARTAL 2Q23 ggVj Zahl 2Q22 Umsatz 1.503 +7% 14 1.408 Operatives Ergebnis 118 +4% 14 114 Operative Ergebnismarge 7,9 -- 14 8,1 Ergebnis nach Steuern/Dritten 65 +14% 9 57 Ergebnis je Aktie 1,48 +11% 9 1,33 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj23 ggVj Zahl Gj22 Umsatz 7.597 +19% 13 6.410 Operatives Ergebnis 935 +24% 13 754 Operative Ergebnismarge 12,3 -- 13 11,8 Ergebnis nach Steuern/Dritten 604 +29% 12 469 Ergebnis je Aktie 13,90 +28% 12 10,82 Dividende je Aktie 5,19 +21% 12 4,30 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro, Marge in Prozent
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Vara Research (Stand: 14. Juli).
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/kla/smh
(END) Dow Jones Newswires
August 09, 2023 23:45 ET (03:45 GMT)