FRANKFURT (Dow Jones)--Der Abverkauf an den europäischen Aktienmärkten dürfte am Mittwoch weitergehen. Der DAX wird 0,4 Prozent tiefer bei 15.029 Punkten gesehen. Damit rückt die 15.000er Marke in greifbare Nähe, die zuletzt im März nach unten durchbrochen wurde. Auch der Euro-Stoxx-50 wird im Minus erwartet. Weiter auf Talfahrt werden auch die europäischen Staatsanleihen gesehen und damit im Sog der US-Pendants. Die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren kratzt mittlerweile an der 3-Prozent-Marke. Im Jahrestief im Januar lag sie noch minimal über 2 Prozent.

Mit Interesse wird am Markt die Zinsdifferenz zwischen den italienischen und deutschen zehnjährigen Staatsanleihen beobachtet, weil sie die EZB auf den Plan rufen könnte im Hinblick auf ihren geldpolitischen Straffungskurs. Die Differenz liegt mittlerweile knapp an der psychologischen 200 Basispunkte-Marke. Für die Zinsstrategen der DZ Bank ist Italien als "Elefant im Raum" zurückgekehrt, die zwischenzeitliche Ruhe am Markt für Staatsanleihen der Eurozone könnte damit vorbei sein.

Für zusätzliche Verunsicherung an den Börsen sorgt, dass das US-Repräsentantenhaus seinen republikanischen Vorsitzenden Kevin McCarthy überraschend abgesetzt hat - als Folge des parteiinternen Machtkampfs im Streit um die Haushaltspolitik und weitere Ukraine-Hilfen. Nachdem der sogenannte Shutdown gerade erst mittels einer Übergangslösung abgewendet wurde, droht damit nun Mitte November erneut das Risiko eines Ausgabenstopps.

Was "über dem Markt schwebt, ist die Unsicherheit darüber, wie hoch die Zinsen steigen können", sagt Quincy Krosby, Chefstrategin von LPL Financial. Der andere Punkt sei das Tempo des Anstiegs. "Es ist die Geschwindigkeit, mit der diese Raten gestiegen sind, die den Markt aufgeschreckt hat", sagt sie. Dies gefährde die Hoffnungen auf ein "soft landing" der US-Wirtschaft - umso mehr, weil die genauen Auslöser für die Bewegung im Unklaren seien.


MDAX und TecDAX haben 2023er Gewinne nahezu abgegeben 

Während der DAX seit Jahresbeginn noch immer über 8 Prozent im Plus notiert, schmelzen die Index-Gewinne in der zweiten Reihe dahin. So liegt der MDAX seit Jahresbeginn nur noch 1,6 Prozent im Plus, auf Sicht eines Jahres liegt er bereits im Minus. Delivery Hero, Lanxess, Befesa, Carl Zeiss Meditec und Encavis weisen Abschläge von über 30 Prozent seit Jahresbeginn auf. Der TecDAX handelt gegenüber dem Jahresultimo noch 1,7 Prozent im Plus. Hier rettet das Plus des Schwergewichts SAP von 26 Prozent seit Jahresbeginn vor einer negativen Performance.

Der Start in das Schlussquartal ist dem DAX bisher missglückt. Nun bleibt abzuwarten, was die Berichtssaison zum dritten Quartal liefert. Nach dem jüngst deutlichen Zinsanstieg und den schwachen Konjunkturdaten aus Deutschland und Europa ist zu befürchten, dass die Analysten ihre Schätzungen für die zukünftigen Gewinne senken werden. Damit könnten die europäischen Aktien an Attraktivität gegenüber der Wall Street einbüßen.


Novartis mit Sandoz-Spin-off im Fokus 

Potenziell kursbewegende Unternehmensnachrichten sind unterdessen weiter rar. Als strategisch positiv für Novartis werten die Analysten von Jefferies die Abspaltung der Biosimilar-Tochter Sandoz. Damit könne sich Novartis stärker auf seine innovativen Medikamente konzentrieren. Die Analysten sind jedoch skeptisch, ob der Wert der Transaktion kurzfristig sichtbar werde. Sie bewerten Sandoz mit 15,6 bis 19,5 Milliarden Dollar, was 25,20 bis 33,20 Franken pro Aktie entspreche. Im Gegenzug dürfte die Aktie der "Neuen Novartis" am Mittwoch dann 6 bis 8 Prozent tiefer in den Handel starten.

Die Analysten sehen das Risiko von Verkaufsdruck auf die Aktie von Sandoz, wenn das Management keine Ankerinvestoren vor dem Spin-off gesichert haben sollte.


 
DEVISEN          zuletzt        +/- %       0:00  Di, 18:30   % YTD 
EUR/USD           1,0465        -0,0%     1,0466     1,0471   -2,2% 
EUR/JPY           156,18        +0,1%     155,99     156,08  +11,3% 
EUR/CHF           0,9647        +0,1%     0,9640     0,9646   -2,5% 
EUR/GBP           0,8672        +0,1%     0,8666     0,8663   -2,0% 
USD/JPY           149,24        +0,1%     149,06     149,06  +13,8% 
GBP/USD           1,2067        -0,1%     1,2076     1,2085   -0,2% 
USD/CNH           7,3252        +0,0%     7,3234     7,3174   +5,7% 
Bitcoin 
BTC/USD        27.399,50        -0,0%  27.403,92  27.393,48  +65,1% 
 
 
 
ROHOEL           zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          88,97        89,23      -0,3%      -0,26  +14,3% 
Brent/ICE          90,73        90,92      -0,2%      -0,19  +11,0% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.819,52     1.823,45      -0,2%      -3,94   -0,2% 
Silber (Spot)      21,05        21,18      -0,6%      -0,13  -12,2% 
Platin (Spot)     865,73       876,00      -1,2%     -10,28  -18,9% 
Kupfer-Future       3,59         3,62      -0,9%      -0,03   -5,8% 
 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
 

Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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October 04, 2023 02:19 ET (06:19 GMT)