FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem deutlichen Rücksetzer des Vortages notieren die europäischen Aktienmärkte am Donnerstagnachmittag im Plus. "Die Lage bleibt schwierig - zwischen dem Ukraine-Krieg auf der einen und der falkenhaften US-Notenbank auf der anderen Seite", sagt ein Marktteilnehmer. Der DAX stagniert bei 14.157 Punkten, für den Euro-Stoxx-50 geht es 0,1 Prozent auf 3.822 nach unten. Der Euro kann sich von seinem zwischenzeitlichen Schwächeanfall erholen und notiert bei 1,0920 Dollar.

Das am Vorabend veröffentlichte Sitzungsprotokoll der US-Notenbank zeigt die uneingeschränkte Bereitschaft der Währungshüter, die hohen Inflationsraten einzudämmen, und zwar auch mit Leitzinserhöhungsschritten über 50 Basispunkte. Damit bestätigen die "Minutes", dass die Leitzinsen in den kommenden Monaten kräftig erhöht werden. Aus dem Protokoll geht für die Zinsstrategen der DZ Bank zudem hervor, dass die Fed plane, ihre Bilanz um 95 Milliarden Dollar pro Monat abzubauen. Die Reduktion der Notenbankbilanz fiele damit fast doppelt so schnell aus wie in den Jahren 2017/18. Die Marktstrategen der Societe Generale gehen davon aus, dass die Zinsprognose der Fed kein Grund zur kurzfristigen Besorgnis sei. Größere Sorgen bereite dagegen die Mischung aus Zinserhöhung und Bilanzverkleinerung.


   Hoffnung auf schnelle Verhandlungslösung weichen 

Im Ukraine-Krieg weichen die Hoffnungen auf eine schnelle Verhandlungslösung. "Aktuell sieht es eher nach einem langen Krieg aus", befürchtet ein weiterer Marktteilnehmer. "Wir haben weiterhin einen Krieg in Europa", so QC Partners. Und angesichts der weiterhin hohen Energiepreise wachse die Furcht vor einer Welle von Gewinnwarnungen. Wie stark die hohen Energiepreise auf die Unternehmensgewinne durchschlügen, werde die in Kürze beginnende Berichtssaison für das eben abgelaufene erste Quartal zeigen.

Unter den Einzelwerten haussieren Atlantia mit plus 7 Prozent. Der US-Finanzinvestor Blackstone arbeitet laut Medienberichten mit der italienischen Unternehmerfamilie Benetton an einer möglichen Übernahmeofferte für die italienische Infrastruktur-Holding. Derweil strebt ACS eine mehrheitliche Übernahme des Autobahn-Mautgeschäfts von Atlantia an. Wie der spanische Konzern mitteilte, hat er eine Vereinbarung mit den Investmentfonds GIP and Brookfield Asset Management für eine potenzielle Übernahme erzielt. ACS steigen um 2 Prozent. Dies führt zu einem spekulativen Interesse an der Aktie, obwohl angesichts der Position der Altaktionäre eine Einigung mit diesen im Falle eines Angebots erzielt werden müsste.


   Hella mit soliden Geschäftszahlen 

Hella (+0,4%) hat laut der Citigroup für das dritte Geschäftsquartal solide Ergebnisse vorgelegt und den Ausblick für das Geschäftsjahr 2021/22 bestätigt. Der Umsatz liege über den Konsenserwartungen und den Schätzungen der Citigroup. Das bereinigte EBIT decke sich mit den Schätzungen der Analysten, liege aber über den Konsenserwartungen.

Positiv wird an der Börse die Perspektive von Gerresheimer gewertet, für die Aktie geht es um gut 5,2 Prozent nach oben. Die Geschäftszahlen von Gerresheimer für das erste Quartal liegen vor allem beim Umsatz klar über den Erwartungen der DZ Bank. Teilweise sei dies auf Preiserhöhungen zurückzuführen, die zeigten, dass Gerresheimer gut mit dem inflationären Umfeld zurechtkomme. Der angehobene Umsatzausblick liege deutlich über der bisherigen Schätzung der Analysten.

Für die Aktie von Verbio geht es um 8 Prozent nach oben, nachdem die Analysten von Hauck & Aufhäuser das Kursziel auf 110 Euro angehoben haben. Sie rechnen bei Verbio mit einem weiteren herausragenden Quartal. Die Preisfestlegung für alle Produkte sei gut geblieben und das Unternehmen habe den Rohstoffbestand zu günstigen Preisen bis Mitte 2022 abgesichert, was sich positiv auf die Margen auswirken sollte, heißt es bei den Analysten.

Der belgische Ölreeder Euronav will mit dem norwegischen Wettbewerber Frontline fusionieren, um Marktführer auf dem Tankermarkt zu werden. Frontline kündigte die Fusion mit der belgischen Euronav zur Schaffung eines globalen Öltankergeschäfts im Wert von 4,2 Milliarden Dollar an. Frontline, zu 39 Prozent im Besitz des norwegischen Milliardärs und Schifffahrtsmagnaten John Fredriksen, teilte mit, dass der reine Aktientausch auf einem Umtauschverhältnis von 1,45 Frontline-Aktien für jede Euronav-Aktie beruhe, weshalb die Euronav-Aktionäre rund 59 Prozent der kombinierten Gruppe hielten und die Frontline-Aktionäre 41 Prozent. An der Börse wird der Schritt als strategisch sinnvoll eingestuft. Für die Aktie von Euronav geht es um 10 Prozent nach oben, Frontline geben dagegen um 7,6 Prozent nach.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.821,93      -0,1%         -2,76         -11,1% 
Stoxx-50                3.742,95      +0,1%          4,97          -2,0% 
DAX                    14.157,34      +0,0%          5,65         -10,9% 
MDAX                   30.531,06      -0,3%        -88,16         -13,1% 
TecDAX                  3.294,29      +0,2%          8,03         -16,0% 
SDAX                   14.293,88      +0,5%         72,78         -12,9% 
FTSE                    7.555,87      -0,4%        -31,83          +2,8% 
CAC                     6.490,03      -0,1%         -8,80          -9,3% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,69                    +0,04          +0,87 
US-Zehnjahresrendite        2,62                    +0,02          +1,11 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Do, 8:18 Uhr  Mi, 17:42 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0908      +0,1%        1,0919         1,0905   -4,1% 
EUR/JPY                   135,14      +0,2%        134,99         134,92   +3,3% 
EUR/CHF                   1,0172      +0,1%        1,0180         1,0169   -2,0% 
EUR/GBP                   0,8350      +0,1%        0,8343         0,8342   -0,6% 
USD/JPY                   123,90      +0,1%        123,63         123,72   +7,6% 
GBP/USD                   1,3061      -0,0%        1,3088         1,3073   -3,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,3631      +0,0%        6,3656         6,3665   +0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                43.661,58      -0,4%     43.365,40      44.077,84   -5,6% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  96,47      96,23         +0,2%           0,24  +30,5% 
Brent/ICE                 101,73     101,07         +0,7%           0,66  +32,8% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.932,49   1.925,31         +0,4%          +7,18   +5,6% 
Silber (Spot)              24,40      24,45         -0,2%          -0,05   +4,7% 
Platin (Spot)             951,93     957,52         -0,6%          -5,59   -1,9% 
Kupfer-Future               4,70       4,74         -0,8%          -0,04   +5,6% 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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April 07, 2022 10:11 ET (14:11 GMT)