FRANKFURT (Dow Jones)--Mit weiter sinkenden Kursen an den europäischen Börsen rechnen Händler am Donnerstag. Dax und Euro-Stoxx-50 werden vorbörslich 0,8 bzw. 0,7 Prozent tiefer indiziert. Vor allem die Vorgaben aus den USA machen Sorgen. Dort brach die Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen nach oben aus auf aktuell 4,29 Prozent. Damit erreichte sie ein 15-Jahreshoch. Beim DAX wird mit einem Kampf um die wichtige 15.700er-Marke gerechnet, die Terminkontrakte auf deutsche Bundesanleihen fallen bereits um 0,4 Prozent.

Händler sehen hinter dem US-Renditeanstieg einen Stimmungswandel in den USA, nachdem die Märkte zu lange und angesichts der Inflation zu leichtfertig auf ein nahendes Zinstop gesetzt hatten. "Ein Ausbruch nach fast einjähriger Seitwärtsbewegung deutet an, dass sich der Markt jetzt auf noch viel höhere Renditen einstellt", sagt ein Händler. Besonders für zinsabhängige Aktienbewertungen sei dies sehr gefährlich, vor allem die Technologieaktien könnten unter Druck geraten.


   US-Zinsanstieg rückt klar in den Fokus 

Dazu passend legte der US-Häusermarkt stärker zu als erwartet. Damit entfällt ein weiteres Argument, das für Zurückhaltung bei der Zinspolitik spricht. Das mit Spannung erwartete Sitzungsprotokoll der US-Notenbank unterstrich denn auch, dass die Fed-Mitglieder deutlichere Zeichen eines Inflationsrückgangs sehen wollen - ansonsten seien weitere geldpolitische Verschärfungen notwendig. Da die Mehrheit der Notenbanker aber von "signifikanten Aufwärtsrisiken" bei der Inflation ausgeht, könnten noch mehr Zinsschritte erfolgen, als dem Markt lieb ist. Chefökonom Paul Ashford von Capital Economics betont aber auch, dass die Fed nicht zwangsläufig weiter erhöhen müsse: "Ab jetzt ist alles datenabhängig".


   Gespannt auf Ausblick von Norwegens Notenbankern 

Die Märkte dürften daher am Donnerstag auch auf ansonsten weniger wichtige oder hochfrequente Daten reagieren, wie die wöchentlichen Erstanträge auf US-Arbeitslosenunterstützung am Nachmittag. Ein geringerer Anstieg als die erwarteten 240.000 könnte Zinssorgen wecken. Auch ein starker Philadelphia-Fed-Index würde nicht gern gesehen. In Europa wird daher stärker als sonst auf die Zinsentscheidung der Zentralbank in Norwegen und vor allem ihre Aussagen geachtet.

Dazu kommen neue Sorgen aus China: Nicht nur die Konjunktur läuft dort nicht rund, wie der dortige Nachfrageeinbruch von 29 Prozent beim PC-Hersteller Lenovo zeigt. Sondern auch der Vermögensverwalter Zhongzhi gab nun bekannt, in einer Liquiditätskrise zu stecken.


   Technologiewerte von Zinsanstieg belastet 

Technologieaktien dürften unter der Erwartung steigender Zinsen leiden. Dazu kommen keine guten Vorlagen für Infineon und ähnlich aufgestellte Unternehmen von Wolfspeed. Der US-Chiphersteller enttäuschte am Vorabend mit einem doppelt so hohen Verlust je Aktie wie erwartet. "Der Investitionsbedarf in der Branche scheint stärker als befürchtet auf die Gewinne zu drücken", kommentiert ein Händler. Die Aktien brachen nachbörslich fast 15 Prozent ein.

Als ordentlich werden die Halbjahreszahlen der Online-Apotheke Docmorris im Handel bezeichnet. Die wichtigsten Erwartungen seien erfüllt worden, vor allem mit dem bestätigten Jahresausblick. Die Einnahmen lägen einen Tick über der Prognose, die gewünschte Fokussierung auf eine Steigerung der Profitabilität erfolge weiter. Die Bruttomarge stieg deutlich.


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DEVISEN          zuletzt        +/- %       0:00  Mi, 17:12 Uhr   % YTD 
EUR/USD           1,0866        -0,1%     1,0882         1,0908   +1,5% 
EUR/JPY           159,17        -0,0%     159,18         159,05  +13,4% 
EUR/CHF           0,9568        -0,1%     0,9574         0,9588   -3,3% 
EUR/GBP           0,8544        -0,0%     0,8547         0,8554   -3,5% 
USD/JPY           146,39        +0,1%     146,28         145,79  +11,6% 
GBP/USD           1,2720        -0,1%     1,2731         1,2753   +5,2% 
USD/CNH           7,3412        +0,1%     7,3361         7,3319   +6,0% 
Bitcoin 
BTC/USD        28.617,80        -1,0%  28.899,28      29.134,52  +72,4% 
 
ROHÖL            zuletzt  VT-Settlem.      +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex          79,13        79,38      -0,3%          -0,25   +0,4% 
Brent/ICE          83,37        83,45      -0,1%          -0,08   +0,9% 
 
METALLE          zuletzt       Vortag      +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)     1.893,26     1.891,71      +0,1%          +1,56   +3,8% 
Silber (Spot)      22,54        22,43      +0,5%          +0,12   -6,0% 
Platin (Spot)     890,95       886,98      +0,4%          +3,98  -16,6% 
Kupfer-Future       3,65         3,66      -0,3%          -0,01   -4,4% 
YTD bezogen auf Schlusskurs des Vortags 
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August 17, 2023 02:19 ET (06:19 GMT)