Von Megha Mandavia

BANGALORE (Dow Jones)--Australien scheffelt derzeit riesige Summen mit dem Verkauf seiner Kohle. Geopolitik und aktuelle Witterungsbedingungen lassen die Kasse klingeln. Der Krieg in der Ukraine ist zum Schlüsselfaktor für den Anstieg der Kohlepreise in Asien geworden. Kürzlich erreichten sie einen neuen Höchststand. Zudem behindern einige sehr ungewöhnliche Wetterphänomene den Abbau in den Minen und stören die Transporte.

Australien ist einer der beiden größten Kohleexporteure der Welt. Bergbauunternehmen wie Glencore werden von einer noch stärkeren Preissetzungsmacht profitieren. Jeder Student der Wirtschaftswissenschaften weiß aber auch, dass Käufer bei anhaltend hohen Preisen oder sehr starken Preisschwankungen dazu neigen, irgendwann abzuwandern - vor allem dann, wenn erschwinglicher Ersatz für die teuren Produkte verfügbar ist. Sollten sich die Prognosen vieler Klimaforscher als richtig erweisen und extreme Wettereignisse gehäuft auftreten, dann könnte dies auch bei Rohstoffen wie Kohle zu größeren Preisausschlägen führen.


 Extremwetterereignisse treten Down Under häufig auf 

Australien kann auf eine lange Geschichte extremer Wetterbedingungen zurückblicken, aber wie in vielen anderen Teilen der Welt war 2022 auch dort ein außergewöhnliches Jahr. Die Hitzewellen und Dürren in Europa und China wurden in Down Under von sintflutartigen Regenfällen begleitet. In New South Wales, einer der wichtigsten Kohleförderregionen Australiens, verzeichnete die Wetterstation Centennial Park nahe Sydney von März bis August 1.568 Millimeter Niederschlag, gegenüber 736 Millimetern im gleichen Zeitraum des Vorjahres und 684 Millimetern im Jahr davor. Das geht aus Daten des australischen Bureau of Meteorology hervor. Die Rekordniederschläge zu Beginn des Jahres zwangen Zehntausende von Menschen, ihre Häuser zu verlassen, und verursachten Sachschäden in Höhe von mehr als 1 Milliarde US-Dollar.

Das Extremwetter hatte Folgen für die Kohleförderung. Yancoal Australia nannte für das zweite Quartal schwere Regenfälle und Überschwemmungen als wichtigen Faktor, der die Produktion beeinträchtigte. Laut Daten von S&P hat Australien in den ersten sieben Monaten 199,1 Millionen Tonnen Kohle verschifft, 7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Produktion von Kraftwerkskohle ging um 7 Prozent und die von Kokskohle um 6 Prozent zurück. Terminkontrakte für Newcastle-Kohle, die wichtigste asiatische Benchmark, sind von etwa 155 US-Dollar je Tonne zu Jahresbeginn auf 439 Dollar am vergangenen Montag gestiegen.


 La Niña zum dritten Mal in Folge ist ungewöhnlich 

Ein wesentlicher Faktor für die Extremwetterereignisse war das erneute Auftreten von La Niña, einer periodisch wiederkehrenden, großräumigen Abkühlung des Meeresoberflächenwassers. Das Phänomen war zuletzt in drei aufeinanderfolgenden Jahren zu beobachten. Ob es sich bei dieser sehr ungewöhnlichen Häufung um eine Folge des Klimawandels handelt, ist wie bei allen einzelnen Wetterereignissen schwer zu sagen. Einige Klimaforscher sind jedoch der Ansicht, dass extreme La-Niña-Ereignisse mit dem Klimawandel erheblich häufiger auftreten könnten, besonders auf sehr südlichen Breitengraden wie in Australien.

Die extrem hohen Kohlepreise haben die Exporteinnahmen des Landes zuletzt massiv anwachsen lassen. Nach Angaben des Datenanbieters CEIC hat Australien in den ersten sieben Monaten 2022 Kohle im Wert von 80 Milliarden australischen Dollar (53,87 Milliarden Euro) exportiert. Im Vorjahreszeitraum beliefen sich die Einnahmen lediglich auf 26 Milliarden Euro. Dank des Exportwunders haben Bergbaufirmen wie Glencore und Whitehaven zuletzt Rekordgewinne erzielt.

Die Kehrseite des australischen Booms ist die hohe Importrechnung, die preissensible Schwellenländer wie China und Indien bekommen haben, wo die meisten neue Kohlekraftwerke gebaut werden. Beide Länder investieren auch stark in erneuerbare Energien und, im Falle von China, in die Atomenergie.

Schlechtes Wetter ist für australische Kohleproduzenten nicht ausschließlich ein Segen. Eine geringere Förderung führt zwar zu höheren Preisen, doch langfristig könnten die Prognosen deutlich schlechter ausfallen, sollten die Abnehmer zu dem Schluss kommen, dass die Kohlepreise in den nächsten Jahren mit größerer Regelmäßigkeit aus dem Ruder laufen werden.

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September 21, 2022 03:51 ET (07:51 GMT)