DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Die Nachfrage nach Injektionsfläschchen, Spritzen und Spezialampullen für Medikamente liefert dem Verpackungshersteller Gerresheimer weiter Rückenwind. Und auch das Geschäft mit Flakons und Parfümfläschchen kommt langsam wieder in Tritt, nachdem während der Corona-Krise das für die Parfümhersteller wichtige Geschäft an den Flughäfen zunächst weggebrochen war. Für ein wenig Gegenwind auf der Gewinnseite sorgen derweil höhere Energiekosten. Die Aktien fielen kurz nach dem Handelsstart um mehr als sechs Prozent.

Gerresheimer steigerte den Umsatz im zweiten Geschäftsquartal (bis Ende Mai) im Jahresvergleich laut Mitteilung vom Dienstag währungsbereinigt um 7,5 Prozent auf 377 Millionen Euro, im Kerngeschäft betrug das Plus gut 7 Prozent auf 375,5 Millionen Euro. Inklusive Wechselkursbelastungen fiel das Plus allerdings jeweils niedriger aus.

Beim Kerngeschäft wird der jüngste und mit Abstand kleinste Geschäftsbereich Advanced Technology rund um Hightech-Micropumpen für die Abgabe von Medikamenten ausgeklammert. Er erzielte im zweiten Quartal einen Umsatz von knapp zwei Millionen Euro, operativ fiel hier jedoch wegen laufender Entwicklungsprojekte ein Verlust an.

Vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen sowie vor Sondereffekten (bereinigtes Ebitda) blieben vom Umsatz im Kerngeschäft 22,6 Prozent beziehungsweise absolut 84,8 Millionen Euro hängen und damit etwas weniger als vor einem Jahr. Insgesamt übertraf Gerresheimer die durchschnittlichen Analystenschätzung dennoch ein wenig.

Beim Gewinn gab es im Quartal indes auch einen Sondereffekt. Der Verkauf von überschüssigen Beständen von für den Bau einer Wanne zur Glasherstellung benötigten Edelmetallen wirkte sich den Angaben zufolge mit einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag positiv aus. Der Gewinn sank dennoch. Unter dem Strich entfiel auf die Anteilseigner von Gerresheimer ein Überschuss von 28,1 Millionen Euro und damit knapp drei Prozent weniger als vor einem Jahr.

Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte der Konzern. Demnach peilt das Management um Unternehmenschef Dietmar Siemssen weiterhin ein währungsbereinigtes Wachstum der Erlöse im Kerngeschäft im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Bereinigt um Sondereffekte sollen davon vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) 22 bis 23 Prozent hängen bleiben.

Neben der allgemeinen Nachfrageentwicklung blicken Anleger auch auf das Geschäft mit Impfstoff-Fläschchen für Corona-Vakzine. Gerresheimer gehört mit Schott aus Mainz und Stevanato aus Italien zu den weltweit größten Herstellern von Fläschchen, die für Impfstoffe allgemein genutzt werden.

Bis Ende 2022 wollen die Düsseldorfer rund eine Milliarde solcher Behältnisse für Coronaimpfungen an die verschiedenen Hersteller liefern. Sie bestehen aus Spezialglas, um die empfindliche Impfstoffstruktur zu schützen. Ihr Preis liegt im mittleren einstellige Eurocent-Bereich, so dass der Umsatzbeitrag zunächst eher gering ist.

Sollten aber Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus notwendig werden, wie zuletzt von den Pharmaunterehmen Biontech und Pfizer ins Spiel gebracht, könnte das Geschäft ein beständiger Umsatzbringer werden. Zudem würden künftige Impfungen wahrscheinlich eher mit Einzeldosen durchgeführt werden, für die dann wohl zunehmend - und für das Unternehmen wesentlich lukrativere - vorbefüllte Spritzen verwendet würden, wie Analyst Sven Kürten von der DZ Bank jüngst in einer Studie erklärte./mis/nas/eas