Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)--Für Deutsche-Post-CEO Frank Appel ist dies das letzte Jahresergebnis, der Manager verabschiedet sich nach der Jahreshauptversammlung im Mai. Es könnte allerdings auf den letzten Metern noch turbulent werden, am Mittwoch endet bei Verdi die Urabstimmung über das vom Konzern in den Tarifverhandlungen vorgelegte Angebot, das die Gewerkschaft abgelehnt hat. Entscheiden die Verdi-Mitglieder mehrheitlich genauso, drohen unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen. Bereits Ende Januar und Anfang Februar gab es punktuelle Warnstreiks im Bundesgebiet.
Seine Anfang November auf rund 8,4 Milliarden Euro angehobene EBIT-Prognose 2022 dürfte der Bonner Logistikkonzern trotz eines schwächeren Schlussquartals wieder leicht übertroffen haben. Bei der Dividende könnten 10 Cent mehr auf 1,90 Euro je Aktie drin sein. Im laufenden Jahr dürfte eine EBIT-Delle anstehen.
Die Deutsche Post wird ihre Ergebnisse für 2022 sowie die Prognose für 2023 voraussichtlich am Donnerstag, den 9. März, vorbörslich veröffentlichen.
Was für Anleger wichtig wird:
SCHLUSSQUARTAL/GESAMTJAHR: Im Schlussquartal dürfte sich bei der Deutschen Post beim Umsatz ein kleines Minus eingeschlichen haben, bei den Gewinnziffern prozentual zweistellige Rückgänge. Möglicherweise deutet sich hier - auf hohem Niveau - langsam eine gewisse "Normalisierung" nach dem Corona-Boom bei Paketen, Fracht- und Express-Sendungen an, die der Konzern ursprünglich früher erwartet hatte. Im Gesamtjahr hat es beim Umsatz aber noch für einen nominal prozentual zweistelligen Zuwachs und für ein EBIT von geschätzt 8,477 Milliarden Euro gereicht.
PROGNOSE 2023 und 2024: Deutsche-Post-CFO Melanie Kreis hatte bei der Präsentation der Neunmonatsergebnisse im November noch keine Prognose für 2023 abgegeben, aber den Kapitalmarkt auf eine mögliche EBIT-Delle hingewiesen. Konsensschätzungen zufolge werde 2023 ein leichter EBIT-Rückgang erwartet, aber ein Wert signifikant oberhalb von 2019, als das EBIT 4,13 Milliarden Euro betrug, sagte Kreis damals. Rückschritte würden gerade die Bereiche Fracht- (GFF) und Express-Geschäft sehen. Auch sei 2024 "momentan mit sehr großen Unsicherheiten behaftet", sagte Kreis im November, wobei der Konzern seine Prognose für ein EBIT 2024 von etwa 8,5 Milliarden Euro bekräftigte. Der Konsens gehe Kreis zufolge derzeit davon aus, dass nach 2023 wieder eine Erholung einkehre. Aktuell liegt die Konsensschätzung für das EBIT 2023 in einer vom Unternehmen zur Verfügung gestellten Erhebung bei 6,809 Milliarden Euro.
TARIFSTREIT: Möglicherweise hatte CFO Kreis bei ihrer zurückhaltenden Aussage den Tarifstreit zwischen dem Bonner DAX-Konzern und der Gewerkschaft Verdi im Blick. Sollte die Gewerkschaft mit ihrer Forderung durchkommen, könnte die Delle im Deutschland-Geschäft bei Post & Paket Deutschland größer werden. Verdi fordert für die 160.000 Tarifbeschäftigten des Logistik-Konzerns unter anderem 15 Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrags von 12 Monaten. Verdi argumentiert mit den hohen Gewinnen des Konzerns sowie den Reallohnverlusten der Beschäftigten infolge der hohen Inflation. Verdi will am Donnerstag das Ergebnis der Urabstimmung veröffentlichen. Sollten mehr als 75 Prozent der Befragten das Angebot ablehnen, will die Gewerkschaft "unbefristete Arbeitskampfmaßnahmen" einleiten.
Die Deutsche Post hatte in der dritten Verhandlungsrunde ein Angebot vorgelegt, das unter anderem vorsah, dass alle Tarifbeschäftigten und Auszubildenden rückwirkend ab dem 1. Januar 2023 zwei Jahre lang eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3.000 Euro erhalten. Darüber hinaus habe das Angebot mit einer 24-monatigen Laufzeit bis Ende 2024 ab Anfang 2024 in zwei Schritten eine Steigerung der monatlichen Grundentgelte der Tarifbeschäftigten um durchschnittlich 11,5 Prozent - in der Spitze bis zu 20,3 Prozent - beinhaltet. Dies sei ein deutlicher Einkommenssprung für alle Beschäftigten, insbesondere die unteren Lohngruppen.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum vierten Quartal und für das Gesamtjahr 2022:
=== . PROG PROG PROG 4. QUARTAL 4Q22 ggVj Zahl 4Q21 Umsatz 23.250 -1% 18 23.378 EBIT 1.948 -12% 18 2.213 Ergebnis nSt und Dritten 1.171 -21% 18 1.484 Ergebnis je Aktie unverwässert 0,97 -20% 18 1,21 Umsatz Express 7.172 +5% 18 6.856 -Global Forwarding, Freight 6.413 -10% 18 7.134 -Supply Chain 4.053 +11% 18 3.655 -eCommerce Solutions 1.672 +0,5% 18 1.664 -Post & Paket Deutschland 4.717 -1% 18 4.771 EBIT Express 955 -14% 18 1.111 -Global Forwarding, Freight 385 -4% 18 403 -Supply Chain 201 +2% 18 198 -eCommerce Solutions 81 -13% 18 93 -Post & Paket Deutschland 460 -20% 18 576 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj22 ggVj Zahl Gj21 Umsatz 93.756 +15% 18 81.747 EBIT 8.477 +6% 18 7.978 Ergebnis nSt und Dritten 5.231 +4% 18 5.053 Ergebnis je Aktie unverwässert 4,34 +6% 18 4,10 Umsatz Express 27.675 +14% 18 24.217 -Global Forwarding, Freight 29.775 +30% 18 22.833 -Supply Chain 16.054 +16% 18 13.864 -eCommerce Solutions 6.104 +3% 18 5.928 -Post & Paket Deutschland 16.873 -3% 18 17.445 EBIT Express 4.034 -4% 18 4.220 -Global Forwarding, Freight 2.317 +78% 18 1.303 -Supply Chain 870 +23% 18 705 -eCommerce Solutions 378 -9% 18 417 -Post & Paket Deutschland 1.347 -23% 18 1.747 Dividende je Aktie 1,90 +6% 14 1,80 . PROG PROG GESAMTJAHR Gj23 Zahl Umsatz 84.235 18 EBIT 6.809 18 Ergebnis nSt und Dritten 3.974 18 Ergebnis je Aktie unverwässert 3,33 18 Umsatz Express 25.896 18 -Global Forwarding, Freight 21.151 18 -Supply Chain 16.245 18 -eCommerce Solutions 6.217 18 -Post & Paket Deutschland 16.957 18 EBIT Express 3.685 18 -Global Forwarding, Freight 1.260 18 -Supply Chain 858 18 -eCommerce Solutions 366 18 -Post & Paket Deutschland 1.197 18 Dividende je Aktie 1,92 14 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis und Dividende je Aktie in Euro
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens, Dividende von S&P Global Intelligence
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_
DJG/uxd/jhe
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March 08, 2023 23:45 ET (04:45 GMT)