--Kosten steigen, Risikovorsorge sinkt

--Investmentbank mit Ertragsrückgang nach starkem Vorjahr

--Ertragsprognose angehoben

--Kapitalfreisetzung birgt Potenzial für höhere Ausschüttungen

(NEU: Details zu den Zahlen, Ausblick, Aussagen CEO und CFO)

Von Matthias Goldschmidt

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bank hat im dritten Quartal wegen einer höheren Steuerquote unter dem Strich weniger verdient. Der Vorsteuergewinn stieg jedoch, was dem Ertragswachstum und einer geringeren Risikovorsorge zu verdanken war. Die Deutsche Bank schnitt besser ab als von Analysten erwartet. Den Aktionären stellt die Bank unterdessen zusätzliche Ausschüttungen in Aussicht. Die Aktie legte zum Handelsstart rund 5 Prozent zu.

Der Vorsteuergewinn legte im Zeitraum von Juli bis September um 7 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro zu. Analysten hatten in einem von der Bank selbst veröffentlichten Konsens mit 1,58 Milliarden gerechnet. Der den Anteilseignern zuzurechnende Gewinn sank jedoch um 8 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro.

Die Erträge stiegen dank der höheren Zinsen etwas stärker als erwartet um 3 Prozent auf 7,13 Milliarden Euro. Dem deutlichen Plus von 21 Prozent in der Unternehmensbank stand ein Rückgang von 4 Prozent in der Investmentbank gegenüber. Insbesondere im Geschäft mit festverzinslichen Produkten machte sich der nachlassende Trend im Vergleich zum starken Vorjahr bemerkbar, während das Wachstum im Emissions- und Beratungsgeschäft wieder ansprang.


   Risikovorsorge trotz 3Q-Verbesserung bei 30 Basispunkten gesehen 

Für das Gesamtjahr wird die Bank bei den Erträgen zuversichtlicher. Sie erwartet nun, Einnahmen von rund 29 Milliarden Euro zu erzielen. Bislang hatte sie 28 bis 29 Prozent in Aussicht gestellt.

Bei der Risikovorsorge geht die Bank weiterhin davon aus, dass sie das obere Ende der Spanne von 25 bis 30 Basispunkten des durchschnittlichen Kreditbuches erreichen wird. Sie verwies auf das unsichere Umfeld und niedrigere Kreditvolumina als ursprünglich erwartet. Im dritten Quartal legte die Bank 245 Millionen Euro nach 350 Millionen in Vorjahr für ausfallgefährdete Kredite zurück. Das entsprach lediglich 20 Basispunkten des Kreditvolumens.

Die Bank hatte im dritten Quartal höhere Kosten als im Vorjahr. Die zinsunabhängigen Aufwendungen legten um 4 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro zu. Die Aufwand-Ertrags-Relation, nach der die Bank steuert, verschlechterte sich leicht auf 72,4 von 71,6 Prozent. Das bedeutet, dass das Unternehmen gut 72 Cent für einen Euro Ertrag aufwenden musste. Geplant ist, bis 2025 eine Quote von 62,5 Prozent zu erreichen. Die Bank gelobte weiterhin Kostendisziplin.

Die Eigenkapitalrendite, die Konzernchef Christian Sewing bis 2025 auf über 10 Prozent hieven will, lag im Quartal bei 7,3 Prozent nach 8,2 Prozent im Vorjahr. Das Ziel für 2025 sei "absolut in Reichweite", sagte Sewing.


   Noch zu früh für genaues zusätzliches Ausschüttungsvolumen 

Aktionäre können sich Hoffnung machen auf weitere Ausschüttungen über die geplanten mehr als 8 Milliarden Euro bis einschließlich 2025 hinaus. Ein Grund ist, dass die Bank durch einen zusätzlichen Abbau risikogewichteter Aktiva Spielraum für die Freisetzung von weiterem Kapital in Höhe von rund 3 Milliarden Euro sieht. Auch in Technologie, Kontrollen und das Geschäft soll mehr investiert werden, um die Strategieumsetzung zu beschleunigen.

Finanzvorstand James von Moltke nannte in einer Telefonkonferenz aber keine Details. Es sei noch zu früh, um die genaue Höhe zusätzlicher Ausschüttungen zu nennen. Es werde sich aber nicht im die kompletten 3 Milliarden Euro handeln, da die Bank auch weiter ins Geschäft investieren und ihre Strategieumsetzung damit beschleunigen wolle. Für 2024 stellte die Deutsche Bank aber bereits weitere Aktienrückkäufe in Aussicht.

Bei der Postbank sieht sich die Deutsche Bank auf einem guten Weg, den operativen Rückstau aus der Migration der Kundendaten bis Jahresende abzuarbeiten. Für die Bereitstellung der zusätzlichen Ressourcen erwartet CFO von Moltke Kosten in Höhe von 30 bis 35 Millionen Euro im Schlussquartal.

Konzernchef Christian Sewing hatte sich öffentlich für die Probleme im Zuge der Migration entschuldigt und weitere Mitarbeiter für die Problemlösung abgestellt. Die Finanzaufsicht Bafin rüffelte die Bank und setzte ihr einen Sonderbeauftragten ins Haus.

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October 25, 2023 03:18 ET (07:18 GMT)