Frankfurt (Reuters) - Großinvestoren der Deutschen Bank haben am Donnerstag auf der Hauptversammlung des Branchenprimus ihrem Ärger über die Postbank-Probleme Luft gemacht.

Erst jüngst war bekannt geworden, dass dem Finanzkonzern nun doch eine Milliarden-Nachzahlung an die ehemaligen Aktionäre ihrer Tochter droht. Die Deutsche Bank kündigte Rückstellungen von 1,3 Milliarden Euro an. "Diese Nachricht traf uns wie ein Donnerschlag", sagte Andreas Thomae von der Deka Investment auf dem Aktionärstreffen am Donnerstag in Frankfurt. "Damit ist wieder Vertrauen zerstört worden, was sich die Deutsche Bank nicht leisten kann."

Die Schwierigkeiten rund um die Postbank hatte die Deutsche Bank zuletzt immer wieder in die Schlagzeilen gebracht. Seit Jahren kämpft sie inzwischen mit der vollständigen Integration ihrer Tochter. Zuletzt gab es bei der Migration der Postbank-IT auf die Systeme der Deutschen Bank im vergangenen Jahr erhebliche Probleme. Kunden konnten zeitweise nicht auf ihre Konten zugreifen - der Kundenservice war kaum erreichbar. Über den Erwartungen liegende Gewinnzahlen und ein solider Geschäftsausblick gerieten dadurch mehr und mehr in den Schatten.

"EINE BLAMAGE"

"Die Probleme bei der IT-Migration der Postbank sind eine Blamage", sagte Alexandra Annecke, Fondsmanagerin bei Union Investment. "Eine Bank darf ihre Kunden nicht so im Regen stehen lassen, wie das bei der Postbank geschehen ist", fügte sie hinzu. Es stelle sich die Frage, ob die Deutsche Bank in der Lage sei, mögliche Fusionen und Übernahmen zu bewältigen.

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sagte den Aktionären, dass die Bank die Pannen bedauere, sie sei hinter den Erwartungen zurückgeblieben. "Wir sind hier dem Anspruch nicht gerecht geworden, den unsere Kunden und wir selbst an uns haben." Die angekündigten Rückstellungen würden sich negativ auf das Ergebnis im laufenden Jahr auswirken. "Aber dies ändert nichts an unserer Strategie." Die Bank sei weiter auf Kurs zu ihren Finanzzielen für 2025.

Einige Aktionärsvertreter lobten unter anderem den jüngsten Anstieg des Aktienkurses und die Geschäftsergebnisse der Bank. "Sie und Ihr Team haben einiges geschafft und die Bank wieder in die Gewinnzone geführt", sagte Markus Kienle, Vorstand der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Zufrieden ist er allerdings noch nicht: "Aber die Fortschritte sind nicht groß und sie sind nicht schnell genug."

Die Deutsche Bank hatte zu Jahresbeginn ihren Gewinn erheblich gesteigert. Das Geldhaus verdiente im ersten Quartal unter dem Strich und nach Minderheiten 1,275 nach 1,158 Milliarden Euro vor Jahresfrist und übertraf damit die Analystenerwartungen. Für das Geldhaus war dies inzwischen das fünfzehnte Gewinnquartal in Folge.

(Bericht von Tom Sims; Bearbeitet von Frank Siebelt; Redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)