Genf (awp) - Der Luxusgüterkonzern Richemont hat im Geschäftsjahr 2017/18 vom Konsumhunger chinesischer Kunden angetrieben mehr Luxusuhren und Schmuck verkauft. Auch das operative Ergebnis und den Gewinn hat Richemont gesteigert, dies jedoch deutlich weniger stark als von Analysten erwartet. Ein Grund dafür sind die hohen Kosten für den Rückkauf von Uhren aus den Lagern von Handelspartnern.

In der Berichtswährung Euro legte der Umsatz in dem im März zu Ende gegangenen Geschäftsjahr um 3 Prozent auf 11,0 Milliarden zu. In Lokalwährungen wuchs Richemont mit 8 Prozent, wie die Gruppe am Freitag mitteilte. Dabei hat sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte etwas abgeschwächt; im ersten Halbjahr hatte noch einen Anstieg von 12 Prozent resultiert.

Besonders gut hat sich das Geschäft in der Region Asien-Pazifik mit einem Zuwachs in Lokalwährungen von 17 Prozent entwickelt. Asien ist mit einem Umsatz von 4,35 Milliarden Euro der wichtigste Absatzmarkt von Richemont.

Zum einen sei das Wachstum in Asien mit positiven Wechselkurseinflüssen zu erklären, sagte Finanzchef Burkhart Grund an einer Telefonkonferenz. Zum anderen hätten Märkte wie Hongkong, Macau oder Südkorea von den wachsenden Touristenströmen aus Festlandchina profitiert. Und auch in China selber nahmen die Verkäufe zu.

Steigende Absätze registrierte Richemont auch in den Regionen Amerika (+8%), Japan (+2%) und Mittlerer Osten/Afrika (2%). Demgegenüber schwächelte das Geschäft in Europa: Der Umsatz nahm um 3 Prozent auf knapp 3 Milliarden ab. Die Stärke des Euro, Lagerrückkäufe im Schlussquartal und Anpassungen im Verkaufsnetz machten auf dem "alten Kontinent" zu schaffen.

Schmuck übertrumpft Uhren

Nach Produktkategorien übertrumpfte die Schmucksparte angeführt von der wichtigsten Marke Cartier die Uhrmacher. Allerdings startete Cartier von einer etwas tieferen Vorjahresbasis aus, nachdem im Vorjahr die Lager der Cartier-Verkäufer unter die Lupe genommen wurden.

Insgesamt wuchs das Schmucksegment um 9 Prozent auf 6,45 Milliarden Euro, dagegen sanken die Einnahmen der Uhrensparte mit Marken wie IWC, Piaget, JaegerLeCoultre oder Vacheron&Constantin um 6 Prozent auf 2,71 Milliarden. Dabei seien die Verkäufe in den Boutiquen der Händler zweistellig gesunken, die Umsätze in den markeneigenen Läden legten aber im zweistelligen Prozentbereich zu.

Rückkäufe belasten

Der Betriebsgewinn (EBIT) der Gruppe nahm um 5 Prozent auf 1,84 Milliarden Euro zu. Wären die Sonderbelastungen im Umfang von 208 Millionen nicht gewesen, dann hätte der EBIT um 10 Prozent zugelegt, wird betont. Beinahe zwei Drittel der Rückkäufe erfolgten in Asien und Europa. Nun befänden sich die Lagerbestände auf eine "gesunden" Niveau, versicherte der Finanzchef.

Unter dem Strich weist der Luxusgüterkonzern einen gegenüber dem Vorjahr nur leicht höheren Gewinn von 1,22 Milliarden aus. Und die Aktionäre sollen in den Genuss einer je Titel um 10 Rappen auf 1,90 Franken erhöhten Dividende kommen. Mit 5,3 Milliarden Euro verfügt die Gruppe nach wie vor über hohe Barmittel. Eigene Aktien werden vorläufig aber nicht zurückgekauft.

Keine Guidance

Im Ausblick äusserte sich Verwaltungsratspräsident und Mehrheitsaktionär Johann Rupert gewohnt zurückhaltend. Nach wie vor sieht er die Richemont-Marken am Markt gut positioniert, um langfristige Erfolge zu erzielen. Keine News gibt es zu den laufenden Gesprächen zum möglichen Verkauf der Ledermarke Lancel mit der italienischen Piquadro-Gruppe.

Weiter wird das Senior Executive Committee, also der Geschäftsleitung, um eine Funktion und Person ergänzt. Eric Vallat wurde zum Leiter Fashion&Acceories ernannt. Mit der Ernennung eines neuen Technologiechefs werde aber noch zugewartet, zumindest solange bis der Online-Händler Yoox vollständig integriert ist.

An der Börse zeigen sich die Anleger enttäuscht. Die Aktie bricht um 7 Prozent ein. Richemont hatte vor allem mit dem Betriebsgewinn und dem Gewinn die Vorgaben verfehlt und mit der schwachen Entwicklung in Europa überrascht. Ausserdem sind auch die Abschreibungen im Umfang von 37 Millionen Euro auf Lancel und dem verkauften Modelabel Shanghai Tanz so nicht erwartet worden.

mk/rw