Das Bruttoinlandsprodukt sank voraussichtlich um 0,3 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. 2022 hatte es noch zu einem Wachstum von 1,8 Prozent gereicht. Für das laufende Jahr erwarten Experten bestenfalls ein leichtes Wachstum, einige gehen sogar von einem erneuten Rückgang der Wirtschaftsleistung aus.

Ausgebremst wurde die deutsche Konjunktur gleich von mehreren Seiten. Die hohe Inflation dämpfte die Kaufkraft der privaten Haushalte, die sich deshalb mit dem Konsum zurückhielten. Die Europäische Zentralbank (EZB) bekämpft die starke Teuerung mit dem höchsten Zinsniveau ihrer Geschichte. Das bekam die Baubranche besonders zu spüren: Sie erlitt einen Nachfrageeinbruch, da für viele potenzielle Häuslebauer der Traum von den eigenen vier Wänden wegen der teuren Finanzierungskosten platzte. Den Exporteuren wiederum machte die schwache Weltkonjunktur zu schaffen. Hinzu kommen politische Unsicherheiten - vom russischen Krieg gegen die Ukraine und in Nahost bis hin zu den haushaltspolitischen Turbulenzen in der Bundesregierung.

Die Aussichten für das neue Jahr bleiben getrübt. "Viele Unternehmen sind aufgrund der unklaren Fördersituation verunsichert und halten sich mit Investitionsplänen zurück", sagte die Konjunkturexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Laura Pagenhardt. "Das dürfte sich vor allem im neuen Jahr in schwachen Investitionszahlen niederschlagen." Das DIW rechnet für 2024 mit einem Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent. Einige Banken-Ökonomen sind pessimistischer, darunter Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer: "Für 2024 erwarten wir weiter ein Minus von 0,3 Prozent".

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)