Frankfurt (Reuters) - Commerzbank-Chef Manfred Knof will durch den großangelegten Stellenabbau die Eigenständigkeit des Geldhauses erhalten.

"Mein Ziel ist die Unabhängigkeit der Commerzbank als profitable, leistungsstarke Bank", sagte Knof am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Jeder Schritt, den wir nach vorne machen, zählt." Die nun mit den Arbeitnehmervertretern verhandelten Maßnahmen zum Abbau von Tausenden Stellen schafften Klarheit für die Mitarbeiter. Für die Bank seien sie ein wichtiger Schritt der Restrukturierung. Der Gesamtbetriebsrat hatte zuvor einen Sozialplan abgesegnet, der weitreichende Programme für Altersteilzeit und Vorruhestand enthält. Für Verdi sind betriebsbedingte Kündigungen praktisch vom Tisch.

Der Abbau von 10.000 der weltweit rund 40.000 Stellen ist ein Kernstück des Strategieprogramms, das Knof Anfang 2021 auf den Weg gebracht hat. "Natürlich ist so etwas schmerzhaft. Aber gerade weil es schmerzhaft ist, ist es wichtig, dass es schnell passiert", sagte er zu Reuters. Dies werde auch nicht das letzte Strategieprogramm der Bank sein. "Unsere Strategie 2024 ist gut ausbalanciert zwischen Kostensenkungen einerseits und dem Aufbau neuer Geschäftsmodelle andererseits." Er gehe davon aus, dass sich die Gewichte in den nächsten Programmen stärker in Richtung Kundenfokus verschieben werden.

VERDI: BETRIEBSBEDINGTE KÜNDIGUNGEN "DE FACTO" NICHT MÖGLICH

Laut Verdi können Beschäftigte bis zum Geburtsjahrgang 1968 gemäß der jüngsten Vereinbarung acht Jahre lang in Altersteilzeit oder für sieben Jahre in den Vorruhestand gehen. Auch Programme zur Neuqualifizierung sind demnach vorgesehen und Abfindungsangebote möglich. "Es wird jetzt wichtig darauf zu achten, dass nicht zu viele Beschäftigte zu schnell gehen wollen und wir die restliche Belegschaft nicht überlasten", erklärte Verdi-Vertreter Christoph Schmitz. Grundlage für die Verhandlungsergebnisse sei der Anfang des Jahres von Verdi durchgesetzte Strategiewechsel im Aufsichtsrat der Commerzbank.

So blieben mit mindestens 450 Filialen deutlich mehr Geschäftstellen erhalten als die ursprünglich vom Management vorgesehen 200 Filialen. In Deutschland würden deutlich weniger Stellen abgebaut: 7600 statt der geplanten 12.800. Verdi erklärte weiter, betriebsbedingte Kündigungen seien durch die nun getroffenen Vereinbarungen "de facto nicht mehr möglich".

Knof will solche Maßnahmen trotz der Angebote für Altersteilzeit, Vorruhestand und Abfindungen allerdings nicht ausschließen. "Wir haben jetzt theoretisch genug Instrumente auf den Tisch gelegt, damit betriebsbedingte Kündigungen nicht erforderlich sein müssten", sagte er. "Aber wir wissen noch nicht, ob die Mitarbeiter die Angebote annehmen." Auf Basis von Annahmequoten aus der Vergangenheit bestehe eine gute Chance, dass es keine betriebsbedingte Kündigungen brauche. "Als letztes Mittel sind sie aber nicht ausgeschlossen."

Die Gespräche mit den einzelnen Mitarbeitern sollen nun zügig beginnen, wie der seit Jahresanfang amtierende Commerzbank-Chef erläuterte. "Wir haben die Instrumente durchverhandelt, jetzt folgen die Teilinteressensausgleiche in den einzelnen Bereichen. Diese wollen wir bis zum Herbst abgeschlossen haben."

Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Uwe Tschäge, erklärte, es gelte die Interessen aller Mitarbeiter angemessen zu berücksichtigen - sowohl derer, die in der Bank bleiben, als auch derer, die die Bank verlassen. Dies gehe nur mit einer sozialverträglichen Gestaltung des Abbaus. "Mit den getroffenen Vereinbarungen sind wir auf einem guten Weg und werden dies in den weiteren Verhandlungen ausbauen."