Berlin (Reuters) - Die drohenden EU-Einfuhrzölle auf Elektroautos aus China könnten den Münchner Autobauer BMW in Bedrängnis bringen.

Sein Gemeinschaftsunternehmen mit dem chinesischen Konzern Great Wall Motor, das den elektrischen Mini Cooper in der Volksrepublik produziert, steht nicht auf der Liste der Firmen, für die die EU Kommission einen niedrigeren Zollsatz gelten lassen will. In der Aufstellung, die am Mittwoch veröffentlicht wurde, ist lediglich BMW Brilliance aufgeführt, das in China den SUV iX3 herstellt und nach Europa importiert.

Trotz Warnungen der deutschen Autoindustrie hatte die EU Kommission am Mittwoch Sonderzölle auf Elektroauto-Einfuhren aus China angekündigt und den Schritt mit Wettbewerbsverzerrungen durch hohe staatliche Subventionen in der Volksrepublik begründet. Zusätzlich zum Standardsatz von zehn Prozent sollen unterschiedliche Zölle erhoben werden - wenn ein Unternehmen bei der Prüfung durch die EU kooperiert 21 Prozent, wenn nicht bis zu 38,1 Prozent. Die Zölle treffen aber eben nicht nur chinesische Unternehmen, sondern auch in China produzierte E-Autos von westlichen Herstellern, die aus der Volksrepublik nach Europa importiert werden. Neben deutschen Autobauern zählt dazu auch der US-Konzern Tesla. Der hat schon angekündigt, den Preis für das in Shanghai produzierte Model 3 zu erhöhen, wenn es zu den Zöllen kommt.

BMW produziert den neuen elektrischen Mini Cooper derzeit nur in China. Die Münchner haben dazu mit dem chinesischen Konzern Great Wall Motor das Gemeinschaftsunternehmen "Spotlight Automotive" gegründet. Erst seit wenigen Monaten laufen die Fahrzeuge dort vom Band. Entsprechend liegen viele Daten zu Produktionsvolumen und Absatzzahlen, die die EU angefordert hat, noch nicht vor. Im britischen Oxford werden derzeit nur Verbrennermodelle des Kultautos gefertigt, ab 2026 sollen auch hier elektrische Fahrzeuge dazukommen. Der erste elektrische Mini, der Vorgänger der aktuellen Generation, gehört zu den absatzstärksten Elektroauto-Modellen des Münchner Autobauers. Insofern würden hohe Zollsätze für dieses Modell BWM besonders treffen.

Das Unternehmen lehnte eine Stellungnahme zu dem Thema ab. BMW-Chef Oliver Zipse hatte zu der Zollankündigung der EU-Kommission erklärt, die Entscheidung für zusätzliche Importzölle sei der falsche Weg. "Die EU-Kommission schadet damit europäischen Unternehmen und europäischen Interessen." Protektionismus berge die Gefahr, eine Spirale von Zöllen und neuen Zöllen in Gang zu setzen.

(Bericht von Christina Amann, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter Berlin.Newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder Frankfurt.Newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)