LEVERKUSEN (dpa-AFX) - Bayer will sein Agrarchemie-Geschäft mit dem Kauf des US-Unternehmens Monsanto aufpolieren. Ein Bayer-Sprecher bestätigte am Donnerstagmorgen in Leverkusen Gespräche über ein mögliches Gebot. Zuvor hatte der US-Konzern in St. Louis mitgeteilt, dass er eine unaufgeforderte, nicht-bindende Offerte des deutschen Pharma- und Agrarchemiekonzerns erhalten habe.

Finanzielle Details nannte das US-Unternehmen, das an der Börse derzeit mit 42,4 Milliarden Dollar (37,8 Mrd Euro) bewertet wird, nicht. Bayer kommt auf eine Marktkapitalisierung von knapp 80 Milliarden Euro. Der Verwaltungsrat von Monsanto werde die Offerte jetzt prüfen. Bis diese Überprüfung abgeschlossen ist, werde es keine weitere Mitteilung des Unternehmens geben.

GERÜCHTEKÜCHE BRODELT SEIT LÄNGEREM

Über ein Bayer-Gebot für Monsanto war zuletzt bereits spekuliert worden. So hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg am vergangenen Donnerstag berichtet, dass Bayer eine Offerte auslotet. Der Aktienkurs des deutschen Unternehmens gab seitdem etwas mehr als drei Prozent nach. Die Monsanto-Anteile legen im Gegenzug um knapp um acht Prozent zu.

In der Chemiebranche brodelt seit langem die Gerüchteküche über die Zukunft der Unternehmen, die sich auf das Geschäft mit der Landwirtschaft spezialisiert haben. Dieses steht wegen niedrigerer Preise für Agrarrohstoffe, den Turbulenzen in den Schwellenländern und der Rezession in Brasilien seit einiger Zeit unter erheblichem Druck.

AUCH BASF WURDE INTERESSE NACHGESAGT

Aus diesem Grund war auch der weltgrößte Chemiekonzern BASF als möglicher Interessent für Monsanto genannt worden. Viele Experten hatten bisher eine Komplettübernahme durch einen der deutschen Konzerne für eher unwahrscheinlich gehalten. So hatte zum Beispiel Analyst John Klein von der Privatbank Berenberg zwar eine Kooperation von Monsanto mit Bayer oder BASF für möglich gehalten. Übernahmen oder Fusionen dürften hingegen schwierig zu realisieren sein.

Das US-Unternehmen, das wegen seiner gentechnisch veränderten Produkte immer wieder in der Kritik steht, will sein Saatgutgeschäft seit längerem stärken und hatte dazu selbst immer wieder eigene Übernahmen oder Partnerschaften im klassischen Pflanzenschutz ins Auge gefasst. In jüngster Zeit war Monsanto aber mehrfach mit seinen Zukaufsplänen in Europa gescheitert.

MONSANTO BEI SYNGENTA GESCHEITERT - GESAMTE BRANCHE IN BEWEGUNG

So blitzte der Konzern etwa im vergangenen Jahr beim schweizerischen Konzern Syngenta ab. Diesen will nun das chinesische Unternehmen ChemChina für 43 Milliarden US-Dollar schlucken. Nun ist Monsanto selbst zu einem Übernahmekandidaten geworden, zumal der Aktienkurs des Unternehmens seit einiger Zeit unter anderem wegen einer jüngst gekappten Gewinnprognosen unter Druck steht.

In der Chemiebranche dreht sich aber beim Geschäft mit Agrarrohstoffen das Fusionskarussell. So planen die US-Konzerne Dow Chemical und Dupont ihren Zusammenschluss. Sie würden damit erst einmal den Branchenprimus BASF vom Thron stoßen. Allerdings wollen sich die beiden US-Konzerne nach der geplanten Fusion in drei börsennotierte Unternehmen aufspalten./zb/fbr