FRANKFURT (Dow Jones)--Bayer erwartet für das Jahr 2023 Vergleichzahlungen für anhängende Schadensforderungen in der Größenordnung von 2 bis 3 Milliarden Euro. Das geht aus einer Analystenpräsentation des Pharma- und Agrarkonzerns hervor. 800 Millionen bis 1,7 Milliarden Euro davon seien für potenzielle Vergleiche von Glyphosat-Schadensersatzklagen eingeplant, wie Finanzchef Wolfgang Nickl in der virtuellen Bilanzpressekonferenz erläuterte.

Weitere gut 1,3 Milliarden entfallen auf zwei Vergleiche, die im vergangenen Jahr in den USA im Zusammenhang mit der giftigen, und seit vielen Jahren verbotenen Chemikalie PCB rechtswirksam geschlossen wurden. Das Geld für rund 2.500 Kommunen in einem Sammelvergleich und für den Bundesstaat Oregon in einen Einzelvergleich ist laut Nickl bereits ausgezahlt worden.

Unterdessen ist die Zahl der Klagen gegen Bayer im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat wegen dessen angeblicher krebserregender Wirkung weiter gestiegen - auf etwa 154.000. Das sind rund 5.000 mehr als im Herbst und 16.000 mehr als vor einem Jahr. 109.000 Fälle sind inzwischen entweder durch Vergleich abgeschlossen oder entsprechen nicht den Kriterien, wie der Bilanz weiter zu entnehmen ist.

Bayer geht bei Vergleichen inzwischen sehr strikt vor. Sechs einzelne Klagen sind vor Gericht inzwischen zugunsten der Tochter Monsanto ausgegangen. Die Verfahren, die sich Bayer 2016 mit der umstrittenen Monsanto-Übernahme einhandelte, sind die größte noch anhängige Altlast, die der scheidende Vorstandschef Werner Baumann seinem Nachfolger hinterlässt.

Nickl zeigte sich überzeugt, dass die Glyphosat-Rückstellungen in der Bilanz im Volumen von 6,4 Milliarden Euro ausreichen werden, um alle noch anhängigen und zukünftigen Schadensersatzforderungen zu regulieren. 2020 hatte Bayer mit den großen Klägerkanzleien eine Grundsatzvereinbarung zur Beilegung der Klagen auf dem Vergleichswege geschlossen. Laut Nickl sind dafür bisher 9 bis 9,5 Milliarden Euro geflossen.

Für 2023 peilt Bayer einen Free Cashflow von 3 Milliarden Euro an - nach 3,1 Milliarden im abgelaufenen Jahr. Angesichts der genannten Vergleichszahlungen, der um 20 Prozent erhöhten Dividende und anstehender Meilensteinzahlungen, die im Pharma-Bereich anstehen, werde die Finanzverschuldung mutmaßlich noch einmal ansteigen, nachdem sie 2022 auf 31,8 Milliarden Euro gefallen war. Das ausgegebene Ziel einer Verschuldung von unter 30 Milliarden Euro will Nickl im Jahr 2024 erreichen.

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DJG/rio/smh

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February 28, 2023 07:09 ET (12:09 GMT)