Wien (Reuters) - Die österreichische Bank Bawag kauft das deutsche Privatkundengeschäft der britischen Großbank Barclays.

Mit dem Zukauf will die Bank ihre Präsenz in den Kernmärkten Österreich, Deutschland, Schweiz und den Niederlanden ausbauen, teilte das Institut am Donnerstag mit. Der Verkauf erfolgt laut Barclays zu einem kleinen Aufschlag auf die Nettovermögenswerte. Konkrete Angaben wurden nicht gemacht. "Es gibt keinen klaren Kaufpreis, wir übernehmen alle Verbindlichkeiten und alle Vermögenswerte", sagte Finanzchef Enver Sirucic in einer Telefonkonferenz. Früheren Angaben zufolge hoffte Barclays auf einen Verkaufspreis von rund einer halben Milliarde Euro.

Die Assets der Barclays Consumer Bank Europe belaufen sich nach Angaben der Bawag per Ende März auf rund 4,7 Milliarden Euro und bestehen vor allem aus Karten- und Kreditforderungen. Die Übernahme, die noch von den Behörden genehmigt werden muss, soll im vierten Quartal 2024 oder im ersten Quartal 2025 abgeschlossen sein. Die Bawag, die viertgrößte Bank Österreichs, erwartet durch den Zukauf einen Beitrag zum Vorsteuergewinn von mehr als 100 Millionen Euro im Jahr 2027.

"Diese Übernahme passt strategisch sehr gut zu uns, und zwar in Bezug auf das Produktangebot, die Marktpräsenz, den Kundenstamm und die Belegschaft in Hamburg, die vor allem eine starke Expertise im Kreditkartengeschäft einbringt", sagte Bawag-Chef Anas Abuzaakouk. Für Barclays wiederum stehe der Verkauf im Einklang mit dem Ziel, die Bank zu vereinfachen, sagte Francesco Ceccato, Vorstandschef von Barclays Europe. Der Deal ermögliche es der Bank, sich auf das Firmenkundengeschäft, das Investmentbanking sowie das Privatkundengeschäft zu konzentrieren.

Die in Hamburg ansässige Sparte von Barclays beschäftigt rund 700 Mitarbeiter und zählt rund 2,5 Millionen Kunden. Sie verkauft Kreditkarten an Privatkunden und ist im Ratenkredit-Geschäft aktiv, wo sie unter anderem mit dem Versandhändler Amazon zusammenarbeitet.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)