Zürich (awp) - Die Ascom-Aktien sind am Dienstag stark unter Druck. Der Grund ist eine Gewinnwarnung, die am Vorabend veröffentlicht wurde. Entscheidend für die weitere Kursentwicklung ist laut Analysten, dass der Verkauf der Problemsparte Network Testing rasch gelingt.

Die Ascom-Papiere geben bis 10.05 Uhr um 7,5% auf 15,35 CHF nach, während der Gesamtmarkt (SPI) 0,6% tiefer notiert. Phasenweise hatte das Minus fast 10% betragen. Die gehandelten Volumina sind sehr hoch, bislang wurden schon dreimal so viele Titel umgesetzt wie sonst an einem ganzen Handelstag.

"Schon wieder eine Gewinnwarnung!", schreiben die Analysten der Neuen Helvetischen Bank (NHB) in einem Kommentar. Sie erinnern daran, dass die letzte erst im vergangenen Dezember erfolgte. Das Unternehmen hatte am Vorabend angekündigt, dass sich für das erste Halbjahr auf Gruppenstufe ein Verlust abzeichne. Die Gesellschaft stelle die Gunst und Geduld der Investoren somit einmal mehr auf eine harte Probe, heisst es bei der NHB weiter.

Ob die Gewinnwarnung mit dem Wechsel auf dem CEO-Posten zusammenhängt, ist laut der NHB eine offene Frage. Für Vontobel-Analyst Panagiotis Spiliopoulos ist hingegen klar, dass der neue CEO mit einem "reinen Tisch" und einer konservativeren Zielsetzung für 2016 starten wollte. Der bisherige CEO Fritz Mumenthaler übergibt am morgigen Dienstag das Zepter an seinen Nachfolger Holger Cordes.

In der Tat geht zum Beispiel die ZKB nun von deutlich tieferen Kennzahlen aus. Die EBITDA-Marge dürfte sich im laufenden Jahr in den Augen des zuständigen Analysten Andreas Müller nun am unteren Ende der "breit gefassten" Bandbreite von 14 bis 18% bewegen. Und die Schätzungen für den Gewinn pro Aktie reduziert er um ein Fünftel.

Erstaunt sind die Analysten zum Teil, dass nicht nur die "Problemsparte" Network Testing (Testen von Mobilfunknetzen) schwächelt, sondern auch die Kernsparte Wireless Solutions (Kommunikationsgeräte). Laut der NHB dürfte es sich dabei aber um eine temporäre Schwäche handeln. Vontobel-Experte Spiliopoulos weist in seinem Kommentar denn auch darauf hin, dass im Wachstumsmarkt Gesundheitswesen die Entwicklung plangemäss verlaufe und die Probleme eine Folge des derzeit darbenden OEM-Geschäfts sei.

Einig sind sich die Analysten, dass ein Verkauf der Sparte Network Testing eine gute Sache wäre. Für die Division gebe es "bessere Eigentümer", heisst es bei der NHB. Sie interpretieren Aussagen des Managements auch so, dass ein Verkauf das nun "wahrscheinlichste Resultat" der im letzten Sommer angekündigten "Prüfung aller strategischen Optionen" sei. Sollte die Devestition gelingen, dürfte die Aktie gemäss den Experten an Attraktivität gewinnen.

Auch Vontobel erwartet ein baldige Devestition. Die ZKB ist skeptischer. Zwar scheine der Verkaufsprozess nach wie vor im Gang zu sein. CFO Bianka Wilson habe aber angedeutet, dass das Umfeld für einen Verkauf besser sein könnte, heisst es im Kommentar. Zudem geht Experte Müller davon aus, dass die Fokussierung auf das Kerngeschäft weitere Restrukturierungskosten verursachen nach sich ziehen dürfte. Er hält insgesamt an seiner Einschätzung "Marktgewichten" fest, auch Vontobel stuft die Papiere mit "Hold" ein.

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