Wien (Reuters) - Österreichs größter Baukonzern Strabag will trotz eines Gewinnrückganges im vergangenen Jahr eine stabile Dividende an seine Aktionäre zahlen.

Der Vorstand werde der Hauptversammlung eine Ausschüttung von 2,0 Euro je Aktie vorgeschlagen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Ein Großaktionär geht dabei allerdings erneut leer aus: Die vom russischen Oligarchen Oleg Deripaska kontrollierte MKAO Rasperia Trading, die 27,8 Prozent an der Strabag hält. Deripaska gilt als Vertrauter des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Er wurde wegen des Ukraine-Krieges auf die Sanktionsliste der EU gesetzt und seine Vermögenswerte eingefroren. Die Strabag schüttet daher keine Gewinne mehr an den russischen Aktionär aus. Zudem wurde der von Rasperia entsandte Aufsichtsrat abberufen.

Bereits die im Frühjahr 2022 für das Geschäftsjahr 2021 ausgezahlte Dividende ging nicht an Rasperia, sondern wurde auf ein eigenes Konto gelegt. Schon in früheren Jahren wurde dem russischen Unternehmer in Reaktion auf die US-Sanktionen die Dividende gestrichen. Die Geschäfte in Russland selbst stellte die Strabag ein. Deripaska, der auch Gründer des russischen Alumuniumkonzern Rusal war, geht nun gerichtlich gegen den Wiener Baukonzern vor. Deripaska geht es vor allem darum, die Abberufung von Aufsichtsrat Thomas Bull rückgängig zu machen. Beim Landesgericht Klagenfurt ist ein zivilrechtliches Verfahren anhängig.

"Nach Ausbruch des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine setzten wir rasch und entschlossen umfassende Maßnahmen, um jegliche mögliche - und sei es auch nur eine indirekte -Einflussnahme durch Oleg Deripaska, der die Aktionärin Rasperia kontrolliert, auf Strabag strikt zu unterbinden", sagte Strabag-Chef Klemens Haselsteiner, Sohn des Firmengründers Hans Peter Haselsteiner. Die Strabag steht zu 28,3 Prozent im Eigentum der Familie Haselsteiner. Doch auch Rasperia ist seit vielen Jahren an dem Bauriesen beteiligt. Bis zum Ausbruch des Ukraine-Krieges war das Unternehmen in einem Syndikat mit den österreichischen Kernaktionären Uniqa und Raiffeisen Holding Niederösterreich-Wien, die zusammen 29,5 Prozent halten. Im März 2022 kündigten die Strabag-Eigentümer den Vertrag mit Rasperia auf.

Die Strabag zählt zu den größten Baukonzernen in Europa und ist neben den Kernmärkten in Österreich und Deutschland in vielen ost- und südosteuropäischen Ländern tätig. Die deutsche Strabag mit Sitz in Köln gehört zur Gänze zur Konzernmutter in Wien. Im Geschäftsjahr 2022 haben die Österreicher trotz voller Auftragsbücher weniger verdient. Das operative Ergebnis (Ebit) schrumpfte um rund ein Fünftel auf 706,4 Millionen Euro - allerdings das zweithöchste Ebit in der Konzerngeschichte. Die Ebit-Marge habe mit 4,2 Prozent die Zielmarkt von mindestens 4,0 Prozent übertroffen. Unter dem Strich fiel der Gewinn um 19 Prozent auf gut 472 Millionen Euro.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)