Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Deutsche Industrie meldet Auftragsplus von 7,0 Prozent im Juni

Die deutsche Industrie hat im Juni einen überraschenden Auftragsschub erhalten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, schnellten die Bestellungen gegenüber dem Vormonat um 7,0 Prozent in die Höhe und lagen um 3,0 (Mai: minus 4,4) Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten dagegen einen monatlichen Rückgang um 1,5 Prozent prognostiziert. Das für Mai vorläufig gemeldete Orderplus von 6,4 Prozent wurde auf 6,2 Prozent revidiert. Im weniger volatilen Dreimonatsvergleich blieb der Auftragseingang von April bis Juni nahezu unverändert (plus 0,2 Prozent zu den vorigen drei Monaten).

Deutsche Bank: Großaufträge überzeichnen Bild

Für die Deutsche Bank hat sich die trübe Lage der deutschen Industrie trotz des starken Auftragseingangs im Juni nicht geändert. Der große Zuwachs um 7,0 Prozent gegenüber dem Vormonat dürfte auf eine große Order von Passagierflugzeugen zurückgehen, schreibt Volkswirt Marc Schattenberg in einem Kommentar. "Auf den zweiten Blick sind die Juni-Daten weniger überzeugend, denn bereinigt um die Großaufträge ging der Indikator im Vormonatsvergleich um 2,6 Prozent zurück. Im Bereich Kraftwagen und -teile schrumpfte der Auftragseingang um 7,3 Prozent", hebt Schattenberg hervor.

DIHK: Nur schwacher Lichtblick bei Auftragseingängen

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat darauf hingewiesen, dass der jüngste Zuwachs bei den Auftragseingängen allein durch Großaufträge aus dem Ausland zustandegekommen sei. "Der wiederholte Zuwachs bei den Auftragseingängen ist nur ein schwacher Lichtblick", sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. Die Bestellungen aus dem Inland seien hingegen wieder rückläufig: Steigende Zinsen und hohe Energiepreise dämpften weiterhin die Nachfrage der heimischen Wirtschaft.

Commerzbank: Großaufträge verdecken schwache Nachfrage

Die starken Zahlen zum Auftragseingang der deutschen Industrie ändern für die Commerzbank nichts an dem ungünstigen Ausblick für das zweite Halbjahr. Der Anstieg um 7,0 Prozent sei "alleine auf ungewöhnlich umfangreiche Großaufträge zurückzuführen, sodass sich dieser Anstieg wohl kaum als nachhaltig erweisen wird", schreibt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. Die Großaufträge verdeckten die ansonsten schwache Nachfrage.

Ifo-Institut: Chemie-Geschäftsklima verbessert sich nur geringfügig

Das Geschäftsklima in der chemischen Industrie hat sich nach Erhebungen des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung nur geringfügig verbessert. Der Indikator kletterte von saisonbereinigt korrigierten minus 28,1 Punkten im Juni auf minus 25 Punkte, wie sich laut dem Institut aus dessen Umfrage ergibt. Geschäftslage und -erwartungen der Branche blieben mit minus 26,1 respektive minus 23,9 Punkten sehr negativ. "Zwar ist die rasante Talfahrt in der Chemie vorerst unterbrochen, eine baldige Erholung ist aber leider nicht in Sicht", sagte Branchenexpertin Anna Wolf.

Ampel-Abgeordnete wollen Steuerrabatt für Gastronomie beibehalten

Aus der Ampel-Koalition werden Forderungen laut, den verminderten Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent für die Gastronomie nach 2023 beizubehalten. "Im Rahmen der Haushaltsberatungen werde ich mich für den ermäßigten Steuersatz einsetzen", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Daniel Rinkert dem Spiegel. Auch der FDP-Wirtschaftspolitiker Reinhard Houben warb für den Rabatt: "Ein ersatzloses Auslaufen hätte das Risiko zur Folge, dass Teile der gastronomischen Branche angesichts der hohen Energiepreise erneut ins Schlingern geraten könnten." Es müsse geprüft werden, "ob eine mögliche Verlängerung der Maßnahme in Höhe von etwa 3,3 Milliarden Euro möglich sein wird".

Generalsekretär Linnemann will Profil der CDU schärfen

Mit Blick auf die anhaltend starken Umfragewerte der AfD will die CDU laut ihrem neuen Generalsekretär Carsten Linnemann durch ein klareres Profil Stimmen gewinnen. "Die Menschen müssen wissen, wofür wir stehen", sagte Linnemann im ARD-Morgenmagazin laut dem Sender. Die Partei brauche dabei eine Breite an Themen und Inhalten. Nötig sei zudem die "Geschlossenheit in der Union". Das Schlimme an der AfD sei, dass sie auf Proteststimmen setze, sagte Linnemann. "Die AfD hat Interesse daran, wenn es Deutschland schlecht geht." Er wolle, dass es dem Land besser gehe. "Wenn die Menschen zur Wahl gehen, sollen sie sehen: Das ist CDU", hob der Generalsekretär hervor.

FDP will von Habeck "Offensivplan für Wettbewerbsfähigkeit"

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hat von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) einen "Offensivplan für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit" gefordert. "Kurzfristige Konjunkturmaßnahmen sind fehl am Platz. Vielmehr braucht es einen Offensivplan für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit: Steuerliche Belastungen für die Wirtschaft runter, private Investitionen rauf", sagte Djir-Sarai der Rheinischen Post. "Es ist Robert Habecks Aufgabe, hier endlich konstruktive Vorschläge zu machen und schleunigst tätig zu werden."

Dröge fordert Investitionsagenda aus WSF-Mitteln

Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge hat eine größere "Investitionsagenda" für die Wirtschaft aus Mitteln des staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) gefordert. "Wir brauchen jetzt einen ernsthaften Impuls für mehr Investitionen, für Jobs und Klimaschutz. Die Investitionsprämie im Gesetzentwurf des Finanzministers muss deutlich ausgeweitet werden und Teil einer größeren Investitionsagenda für Deutschland werden", sagte Dröge der Rheinischen Post. Zu den kurzfristigen Maßnahmen zähle auch der Industriestrompreis, der wettbewerbsfähige Preise für die energieintensiven Industrie sicherstelle.

Ministerium legt Entwurf für Digitale-Dienste-Gesetz vor

Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr hat den Entwurf für ein Digitale-Dienste-Gesetz veröffentlicht, zu dem Länder und Verbände nun Stellung nehmen können. "Wir haben uns in Europa klare Regeln gegeben, damit jeder Bürger sicher und frei im Netz unterwegs sein kann", erklärte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). "Was offline verboten ist, muss es auch online sein. Auch die Plattformbetreiber tragen hier Verantwortung, um bei Beleidigungen, Gewaltaufrufen oder Identitätsmissbrauch einzuschreiten."

Bremer SPD für Einstufung von E-Autos als Gefahrgut - Magazin

Nach dem Brand an Bord des Frachters "Fremantle Highway" ruft die Bremer SPD-Fraktion Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) in einem Brief dazu auf, sich für besseren Brandschutz in der Schifffahrt einzusetzen. Dafür sollten unter anderem E-Autos beim Transport als Gefahrgut deklariert werden, berichtete der Spiegel. "Dies wäre schon allein deswegen richtig, weil der separate Transport von Batterien bereits als Gefahrgut klassifiziert werden muss", so das Schreiben. "Es ist nicht nachzuvollziehen, warum Batterien im verbauten Zustand nicht dieser Klassifizierung unterliegen."

Berlin hofft auf chinesische Teilnahme an Ukraine-Gipfel in Dschiddah

Die Bundesregierung hat vor dem Beginn einer internationalen Konferenz für einen möglichen Frieden in der Ukraine ihrer Hoffnung auf eine Teilnahme Chinas Ausdruck verliehen. Es gebe "einigermaßen positive Signale", dass es eine chinesische Vertretung bei dem Treffen im saudi-arabischen Dschiddah geben werde, hieß es aus Regierungskreisen. Das Bemühen von Gastgeber Saudi-Arabien wurde in diesen Zusammenhang hervorgehoben. Das Königreich hat für das Wochenende die Ukraine, ihre westlichen Verbündeten sowie Entwicklungs- und Schwellenländer aus dem sogenannten Globalen Süden eingeladen.

+++ Konjunkturdaten +++

Frankreich/Industrieproduktion Juni -0,9% gg Vm

Frankreich/Industrieproduktion Juni PROGNOSE: -0,3% gg Vm

Eurozone/Einzelhandelsumsatz Juni -0,3% gg Vm, -1,4% gg Vj

Eurozone/Einzelhandelsumsatz Mai rev +0,6% gg Vm, -2,4% gg Vj

DJG/DJN/AFP/apo

(END) Dow Jones Newswires

August 04, 2023 07:30 ET (11:30 GMT)