Khartum (Reuters) - Im Sudan ist nach dem Scheitern einer Waffenruhe kein Ende der Kämpfe in Sicht.

Zwar erklärte sich der Chef der RSF-Miliz, General Mohamed Hamdan Dagalo, am Donnerstag zu einem Waffenstillstand anlässlich des muslimischen Opferfestes Eid bereit. Gleichzeitig lehnte er es im Sender Al Dschasira aber ab, sich mit dem Sudans Machthaber, General Abdel Fattah al-Burhan, an einen Tisch zu setzen und nannte ihn einen Kriminellen. Auch Al-Burhan lehnte Verhandlungen ab. "Es gibt keine andere Möglichkeit als die militärische Lösung", sagte er dem Sender. Er warf der RSF vor, in vielen Regionen Straßen zu blockieren und die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung einzuschränken. "Ein echter Waffenstillstand kann unter diesen Bedingungen nicht umgesetzt werden."

Am Donnerstagmorgen kam es in dem nordostafrikanischen Land wieder zu Kämpfen zwischen der Armee und Paramilitärs. Bewohner von Khartum berichteten von erneut schwerem Beschuss des Zentrums der Hauptstadt und einiger anderer Gebiete. Zugleich versuchten immer mehr Menschen aus der Stadt zu fliehen. Lebensmittel wurden knapp. In der Nachbarstadt Bahri waren Schüsse zu hören. Einwohner berichteten zudem von heftigen Kämpfen westlich der ebenfalls direkt an Khartum grenzenden Stadt Omdurman. Die Armee wollte hier offenbar das Eintreffen von Verstärkung für die RSF-Miliz verhindern.

Einige der heftigsten Kämpfe in Khartum konzentrierten sich auf das Gelände, um das Hauptquartier der Armee und die Residenz Al-Burhan. Die Armee und die paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) hatten für Mittwoch um 18.00 Uhr in einem zweiten Versuch eine 24-stündige Waffenruhe vereinbart, die aber rasch wieder durch neue Kämpfe gebrochen wurde. Die RSF erklärte dazu, sie sei in Omdurman angegriffen worden und habe der Armee daraufhin Verluste zugefügt. So seien zwei Hubschrauber abgeschossen worden. Die Miliz teilte zudem mit, sie habe 27 festgehaltene ägyptische Soldaten an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz übergeben. Die Soldaten befinden sich mittlerweile in der ägyptischen Botschaft in Khartum. Die RSF hatte die Soldaten nach der Erstürmung des Luftwaffenstützpunkts Merowe im Nordsudan festgesetzt, die dort an Übungen mit dem sudanesischen Militär teilgenommen hatten.

Viele Staaten versuchen, ihre Bürger aus dem Land zu bringen. Auch die Bundesregierung prüft nach eigenen Angaben Möglichkeiten dazu. Der "Spiegel" hatte am Mittwoch berichtet, dass die Bundeswehr wegen der anhaltenden Kämpfe einen geheimen Evakuierungseinsatz für gut 150 deutsche Staatsbürger kurzfristig abbrechen musste. Das Verteidigungsministerium wollte sich nicht dazu äußern.

Die Kämpfe waren am Samstag ausgebrochen. Nach Schätzungen des sudanesischen Gesundheitsministeriums wurden dabei seitdem mindestens 270 Menschen getötet und 2600 verletzt. In Khartum soll kein Krankenhaus mehr voll funktionsfähig sein. Auslöser der jüngsten Gewalt war laut Beobachtern ein Streit über die Eingliederung der RSF in das Militär als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung. Das Militär hatte im Oktober 2021 geputscht und regiert seitdem das Land, das zu den ärmsten der Erde gehört. Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

(Bericht von Khalid Abdelaziz in Khartoum, Nafisa Eltahir in Cairo, Clauda Tanos, geschrieben von Christian Götz und Hans Busemann, redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)