Bern (awp/sda) - Polizei will Filmverbot bei Einsätzen, jede Vierte hat Zweitjob und teure Konzerttickets in der Schweiz: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

"NZZ am Sonntag":

Ein Polizist reisst eine Demonstrantin am Frauenstreik am Kopf nieder. Ein anderer hält einen Jungen in Handschellen am Boden fest. Beide Szenen werden gefilmt und als Videos im Internet verbreitet. Der Vorwurf: Die Polizei habe ein Gewaltproblem. Viele Polizistinnen und Polizisten fühlen sich durch solche Videos zu Unrecht an den Pranger gestellt, wie die "NZZ am Sonntag" schreibt. Sie kritisieren, die Aufnahmen seien selektiv und zeigten ein falsches Bild, und wehren sich nun. So will der baselstädtische Polizeibeamten-Verband das Filmen von Polizeiaktionen verbieten lassen. "Wenn das Vorgehen der Polizei jedes Mal derart krass verfälscht wird, darf ein Videoverbot bei Polizeieinsätzen kein Tabu mehr sein", sagte Vizepräsident Harald Zsedényi. Die Basler wollen im nationalen Verband für ein Filmverbot weibeln.

"NZZ am Sonntag":

Seit dem starken Anstieg der Strompreise haben sich viele Kleinkunden und Gewerbebetriebe an die unabhängige Strommarktaufsicht Elcom gewendet. Ihr Ärger ist oft nachvollziehbar, wie sich aus Dokumenten der Elcom folgern lässt. Es gebe "eine Reihe von Netzbetreibern", welche "zulasten der grundversorgten Verbraucher" ihre Gewinne optimieren, schreibt die Aufsichtsbehörde dort. Um welche oder um wie viele Stromlieferanten es sich handelt, will Elcom-Geschäftsführer Urs Meister gegenüber der "NZZ am Sonntag" nicht sagen. In der Branche ist zu hören, es gehe um kleinere und grössere Stromversorger in verschiedenen Teilen der Schweiz. Die besagten Stromfirmen verrechnen ihren Kunden neu teuren Strom vom Markt anstatt den günstigeren aus den eigenen Wasserkraftwerken. Die Praxis ist laut der ElCom legal.

"SonntagsZeitung":

Berner und Zürcher Stromversorger planen im Jura das erste Geothermie-Kraftwerk. Die Bewilligung ist längst da. Doch die Jurassier leisten jetzt erst recht Widerstand: Letzte Woche rissen sie mit einem Traktor den Sicherheitszaun zum Gelände nieder und stürmten das Areal, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Zuvor bekam der jurassische Umweltminister Morddrohungen. Zudem gibt es ein Protest-Camp auf einem benachbarten Grundstück und Demonstrationen. Laut dem Gemeindepräsident ist die Mehrheit der 7200 Einwohner der betroffenen Gemeinde Haute-Sorne gegen das Kraftwerk. Eine Abstimmung gab es aber nie. Das kritisieren die Gegner. Sie wollen die Baubewilligung für nicht mehr gültig erklären lassen.

"SonntagsZeitung":

Obwohl sich der Wolf in der Schweiz weiter ausbreitet, geht die Zahl der getöteten Nutztiere dank Herdenschutz stark zurück. Doch manche Regionen verweigern sich effektiven Schutzmassnahmen, wie Recherchen der "SonntagsZeitung" zeigen. Nachdem 2022 über 1800 Nutztiere gerissen wurden, nahm die Zahl der Angriffe in diesem Jahr deutlich ab. So verzeichnete der Kanton Wallis bis Mitte Juli insgesamt 46 Angriffe, wobei 142 Tiere getötet wurden. Nur 13 dieser Tiere waren geschützt, die übrigen waren entweder nicht geschützt oder konnten nicht geschützt werden. Noch weniger Angriffe registriert der Kanton Graubünden. Dort wurden im ersten Halbjahr bei 17 Wolfsangriffen 37 Nutztiere gerissen. Auch die Kantone St. Gallen und Glarus, wo ebenfalls Wolfsrudel leben, zeigen klare Abnahmen bei den Rissen.

"NZZ am Sonntag":

23 Prozent der Erwerbstätigen gehen hierzulande mehr als einer Erwerbstätigkeit nach. Das ist das Resultat einer Studie, über die die "NZZ am Sonntag" berichtet. "Viele Angestellte müssen einen zweiten Job annehmen, damit sie ihren finanziellen Verpflichtungen nachkommen können", sagte Tobias Sattler von der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, die die Befragung durchgeführt hat. 58 Prozent gaben an, sie hätten Mühe, Ende Monat sämtliche Rechnungen zu bezahlen. Erhebungen des Bundes gehen zwar von einem tieferen Anteil an Mehrfachbeschäftigten aus, stellen aber eine Zunahme fest. Die Situation könnte sich weiter verschärfen. "Die Kaufkraft sinkt, die Preise steigen schneller als die Löhne", sagte David Gallusser vom Gewerkschaftsbund. Aus Sicht des Arbeitgeberverbands hingegen vermitteln die Zahlen ein falsches Bild: "Nicht alle diese Personen sind arm."

"SonntagsZeitung":

Bei der UBS wurden letzte Woche auf der dritten Führungsebene die Sparpläne konkretisiert. Die jeweiligen Chefs der Geschäftseinheiten, jemand von der UBS und jemand von der CS, mussten einen Plan ausarbeiten, wie sich in der neuen gemeinsamen Abteilung 30 Prozent der Angestellten einsparen liessen, berichtet die "SonntagsZeitung". Dabei sollen nicht nur CS-Leute entlassen werden, sondern es müssen auch UBS-Angestellte um ihre Stelle fürchten. "In der Praxis", so ein Mitarbeiter, "müssten aber viel mehr CS-Angestellte gehen als UBSler." Betreffend Immobilien ist klar, dass der Uetlihof in Zürich geleert werden soll. Wird kein Nachmieter gefunden, fallen unnötige Kosten von einer halben Milliarde Franken an. Offenbar versucht die UBS, die Stadt Zürich zu überreden, die Gebäude doch noch zu kaufen.

"Le Matin Dimanche":

In den Schweizer Städten, die immer häufiger von grosser Hitze heimgesucht werden, sollten einheimische Bäume den exotischen vorgezogen werden, wie "Le Matin Dimanche" schreibt. Eichen, Buchen oder Platanen bieten einen besseren Schatten als Pflanzen aus dem Mittelmeerraum, die immer häufiger verwendet werden. Um ihre kühlende Wirkung optimal zu entfalten, müssen diese Bäume jedoch bessere Bedingungen vorfinden und von weniger Beton umgeben sein. Dies zeigt eine Studie der EPFL und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Die Studie wurde letztes Jahr gestartet und zielt darauf ab, die Wirkung von Bäumen auf die Temperaturen besser zu verstehen, um im Sommer lebenswertere Städte zu schaffen. Die Studie ist noch nicht abgeschlossen.

"SonntagsZeitung":

400 Millionen Euro an frischem Kapital haben Investoren der Signa-Holding eingeschossen, um das Immobilien-Imperium des österreichischen Unternehmers René Benko zu stabilisieren. Benkos Reich umfasst neben den Globus-Warenhäusern in der Schweiz weitere Objekte an bester Lage: das Chrysler Building in New York, das Goldene Quartier in Wien, das Upper West in Berlin und spektakuläre Projekte wie der Hamburger Elbtower. Total hält die Immobiliengruppe Häuser im Wert von schätzungsweise 28 Milliarden Euro. Derzeit investiert Signa laut "SonntagsZeitung" rund 300 Millionen Franken in die Globus-Warenhäuser. Wer mit so grosser Kelle anrührt, und das auch auf Pump, der leidet unter den hohen Zinsen, der Flaute im Warenhausgeschäft und bei den Büroimmobilien - und unter der verschärften Aufsicht der Europäischen Zentralbank. Signa verkauft denn auch eine Reihe von Geschäftshäusern in Wien, Berlin und München.

"NZZ am Sonntag":

Die zwei Taylor-Swift-Konzerte 2024 sind sorgen schon jetzt für Aufregung. Die 90'000 Tickets sind längst weg. Doch eine Auswertung der "NZZ am Sonntag" zeigt: Nirgends in Europa kostet ein Normaleintritt mehr als in Zürich. Mit knapp 168 Franken kostet das günstigste Billett fast viermal mehr als in Warschau - notabene für die exakt gleiche Show. Werden Schweizer Fans abgezockt? Taylor Swifts Konzertagentur AEG liess eine Anfrage unbeantwortet. "In der Schweiz sind die Produktionskosten höher als in anderen Ländern", sagte dafür Oliver Niedermann, Chef der Firma Ticketcorner, welche den Vorverkauf organisiert hat. So zum Beispiel die Stadionmiete und die Lohnkosten. Aber: In der Schweiz verdienen die Künstlerinnen und Künstler pro Auftritt in der Regel mehr als anderswo.

"SonntagsBlick":

Im Gegensatz zu kommerzieller Werbung sind der politischen kaum Grenzen gesetzt. Die Beschränkungen sind minimal. Nun prescht Grünen-Präsident Balthasar Glättli vor, wie "SonntagsBlick" schreibt. Er will ein Gremium schaffen, das politische Werbung auf deren Wahrheitsgehalt prüft. Dazu greift der Nationalrat zum stärksten Vorstossinstrument im Bundeshaus: der parlamentarischen Initiative. "Das Gesetz über die politischen Rechte soll geändert werden, um ein Gremium zu schaffen, das während Abstimmungskampagnen zur Beurteilung zweifelhafter Aussagen in der öffentlichen Werbung angerufen werden kann", schreibt er in seinem Vorstoss. Der Grünen-Präsident will die politische Auseinandersetzung also quasi einer Qualitätskontrolle unterziehen.