Bern (awp/sda) - Der Notstand der Notfallmedizin, Zweifel an der 10-Millionen-Schweiz und sexistische Text-Roboter: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:

"SonntagsZeitung":

In keiner Branche gibt es so viele offene Stellen wie im Gesundheitswesen. Neueste Zahlen zeigen: Nicht weniger als 14'779 Jobs sind in der Pflege derzeit unbesetzt. Auch 3904 Ärztinnen und Ärzte werden gesucht. Ein Höchststand, wie die "SonntagsZeitung" schreibt. Die Folgen kommen derzeit besonders die Notfallstationen zu spüren. Der oberste Notfallmediziner, Vincent Ribordy, warnt: "Wir stehen am Rande des Zusammenbruchs." Erste Notfallstationen mussten bereits die Reissleine ziehen. So bleibt die Notfallstation des Spitals Martigny VS zum Beispiel vorerst über Nacht geschlossen. Das System sei aus dem Lot, so Ribordy. Es brauche ein Umdenken. "Den Menschen muss klar sein, dass sie nicht wegen jeder Kleinigkeit zu uns kommen müssen, sondern in vielen Fällen die Apotheken, Hausärzte und Permanence-Praxen helfen können." Es brauche vor allem mehr Personal.

"NZZ am Sonntag":

Recherchen der "NZZ am Sonntag" sollen zeigen: Sicherheitspolitiker des Ständerates zimmern an einem Kompromiss, der in Zukunft die Weitergabe von Waffen und Munition in engem Rahmen ermöglichen soll. Stimmen die Räte zu, dürfte diese Lösung künftig auch auf die Weitergabe von Kriegsmaterial von europäischen Staaten an die Ukraine angewendet werden. Schon Anfang Februar könnte in der Sicherheitspolitischen Kommission des Ständerats der Durchbruch gelingen.

"NZZ am Sonntag"/"Le Matin Dimance":

Fünf Parlamentarier der Gruppe Schweiz-Taiwan reisen vom 5. bis 10. Februar nach Taiwan. Das bestätigt der Co-Präsident der Gruppe und SP-Nationalrat Fabian Molina gegenüber der "NZZ am Sonntag". An seiner Seite reisen der zweite Co-Präsident Nicolas Walder (Grüne) sowie die Nationalräte Mustafa Atici (SP), Léonore Porchet (Grüne) und Yves Nidegger (SVP). Der dritte Co-Präsident, SVP-Chef Marco Chiesa, nimmt nicht an der Reise teil. Die Schweizer Delegation trifft sich in Taipeh mit taiwanesischen Parlamentariern und Vertreterinnen der Ministerien. Der Besuch ist politisch umstritten. China betrachtet Taiwan als Teil der Volksrepublik und lehnt offizielle Besuche von ausländischen Delegationen vehement ab. In einem zweiseitigen "Standpunkt" kritisiert die chinesische Botschaft in Bern gegenüber der "NZZ am Sonntag" die Reise und warnt die Schweizer Parlamentarier: Man hoffe, dass sie "auf jegliche Form von offiziellen Kontakten mit den taiwanesischen Behörden verzichten" und "keine falschen Signale an die Separatisten aussenden".

"SonntagsZeitung":

Die Schweiz wächst seit Jahren rasant, die Zuwanderung dürfte zum grossen Thema des Wahjahres 2023 werden. Hendrik Budliger allerdings, Gründer und Geschäftsleiter des Kompetenzzentrums Demografik in Basel, sieht die Schweiz vor einem ganz anderen Problem: "Auch wenn man das noch nicht sieht: Wir stehen vor einer Zeitenwende", sagte er gegenüber der "SonntagsZeitung". Die Zahl der Menschen im erwerbstätigen Alter sinke in den nächsten Jahren rapide - mit gravierenden Folgen für Gesellschaft, Wirtschaft und Sozialsystem. Die Einwanderung werde die Lücken durch die geringe Geburtenrate nicht mehr füllen können. "Es wird heute viel von der 10-Millionen-Schweiz geredet - ich zweifle aber daran, dass wir die je erreichen werden", sagte er.

"NZZ am Sonntag":

In der Schweiz gibt es zu viele Schweine. Darunter leidet auch das Tierwohl. Weil die Tiere länger als geplant auf den Höfen bleiben, werden sie deutlich grösser. Dadurch wird es im Stall noch enger. Ab einem Gewicht von 110 Kilogramm hätten Mastschweine den gesetzlichen Anspruch auf erheblich mehr Fläche. Der Schweizer Tierschutz (STS) geht davon aus, dass zahlreiche Betriebe diese Vorgabe nicht einhalten können. "Es gibt so viele Tiere zu viel, dass es rein rechnerisch kaum möglich erscheint, das Tierschutzgesetz überall einzuhalten", wird Cesare Sciarra vom Schweizer Tierschutz von der "NZZ am Sonntag" zitiert. Meinrad Pfister vom Verband Suisseporcs sagt, dass es höchstens in Einzelfällen zu Überbelegungen gekommen sei. Die Branche tue alles, um das Tierschutzgesetz einzuhalten.

"SonntagsBlick":

Die Lage in den Schweizer Frauenhäusern ist sehr angespannt. Das sagte Marlies Haller gegenüber "SonntagsBlick". Sie ist Geschäftsführerin der Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern sowie Vorstandsmitglied der Dachorganisation der Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein (DAO). "Die Fachberaterinnen brauchen immer länger, bis sie einen Platz für Betroffene gefunden haben. Im Kanton Bern kommt es sogar vor, dass Frauen und Kinder vorübergehend in einem Hotel platziert werden müssen. Und die Anzahl Anrufe bei der Hotline AppElle ist steigend", so Haller. Ein Grund dafür könnte die aktuelle gesamtgesellschaftliche Situation mit der Teuerung sein, sagt Anna Tanner, Fachberaterin im Frauenhaus Bern. "Stressige Situationen führen oft auch zu mehr Druck und Gewalt zu Hause."

"SonntagsBlick":

Der Zürcher Digital- und Ethikexperte Lukas Stuber legte dem Textroboter Chat GPT verschiedene Szenarien des "Trolley-Problems" vor. Das Resultat: Das KI-Modell rettet lieber Männern als Frauen das Leben - bei weitem: "In acht von zehn Durchgängen entschied der Bot durchschnittlich eher zugunsten der Männer", so Stuber im "SonntagsBlick". GPT lasse zudem öfter körperlich fitte Menschen am Leben als solche mit Übergewicht. Um das Experiment grossflächig zu verifizieren, wären weitere Versuchsreihen nötig. Allerdings zeigten auch Tests von US-Forscherinnen einen Gender Bias der KI.

"SonntagsZeitung":

Der neue Textgenerator Chat GPT-3 kann Hausaufgaben lösen, Referate und Seminarbeiten schreiben. Dabei handle es sich "um eine neue Form des Ghostwriting", sagte Markus Gross, Sprecher der ETH Zürich, in der "SonntagsZeitung". "Mit herkömmlichen Tools ist das nicht zu erkennen." An der Universität Bern prüfe man derzeit Strategien, um dem zu begegnen, sagte eine Sprecherin. Von einer problematischen "Demokratisierung des Ghostwriting" spricht Gabriele Siegert, Vizerektorin der Uni Zürich, zuständig für die Lehre. Das Mündliche und die aktive Mitarbeit müssten nun stärker in die Bewertung einfliessen. Auch die Schulen müssen über ihren Unterricht überdenken. "Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass Schülerinnen und Schüler ihre Hausaufgaben von solchen Maschinen schreiben lassen", so Beat Schwendimann, Leiter Pädagogik beim Lehrerinnen und Lehrerverband LCH. "Es stellt sich daher die Frage, ob Hausaufgaben überhaupt noch Sinn machen."

"SonntagsBlick":

Die Schweiz installierte im Jahr 2022 ein zusätzliches Gigawatt Solarkraft. Das entspricht der Leistung des AKW Gösgen, wie "SonntagsBlick" schreibt. Im Vergleich zum Vorjahr beträgt die Steigerung der Solarstromproduktion 25 Prozent, wie Daten der Website Swiss Energy-Charts zeigen. Die hiesigen Solaranlagen liefern mittlerweile 6,3 Prozent des Strombedarfs - 3,7 Terawattstunden pro Jahr. "Ein jährlicher Zubau von zwei Gigawatt ist schon bald realistisch", sagte Energieexperte Thomas Nordmann, Herausgeber und Betreiber von Swiss Energy-Charts. Damit liesse sich die Hälfte der benötigten Energie in der Schweiz produzieren, sagt Noah Heynen, CEO der Solarfirma Helion.

"NZZ am Sonntag":

Die Pädagogische Hochschule (PH) Zürich rechnet mit einem Anstieg der Studierenden um 30 Prozent in den nächsten zehn Jahren. Darum muss sie ausbauen. "Wir werden in den nächsten Jahren einen zweiten Standort für die Pädagogische Hochschule in der Stadt Zürich realisieren", kündigte Bildungsdirektorin Silvia Steiner in der "NZZ am Sonntag" an. Die Standortsuche sei schon weit fortgeschritten. So wie in Zürich sieht die Lage in fast der ganzen Schweiz aus. Gemäss Prognosen, die das Bundesamt für Statistik (BfS) diese Woche veröffentlicht hat, steigt die Zahl der Studierenden an den Schweizer PH bis 2031 insgesamt um rund 26 Prozent. Die Pensionierungswelle der Lehrpersonen aus der Babyboomer-Generation habe man überstanden, glaubt man in Zürich.

"SonntagsBlick":

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) heizt die Klimakrise weiter an. Das zumindest behauptet die Klimaallianz, ein Bündnis von mehr als 140 Organisationen der Zivilgesellschaft. Die Klimaallianz hat erstmals Schätzungen zu allen Investitionen der SNB vorgenommen. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung veröffentlicht die Klimaallianz dieser Tage auf der Website unsere-snb.ch. Die SNB investiere unter anderem in Unternehmen, die zu den grössten CO2-Emittenten der Welt gehören. "Dadurch agiert sie wie ein Klimaleugner", sagte Stephanie Wyss, Mitglied der Klimaallianz-Geschäftsstelle, zu "SonntagsBlick". Unter anderen halte die SNB Aktien bei Shell oder Repsol. Aus Sicht der Klimaallianz verletzt die SNB mit Investitionen in solche Unternehmen ihre eigenen Anlagerichtlinien. Die SNB hält derweil auf Anfrage von "SonntagsBlick" fest, sie verletze ihre Anlagerichtlinien nicht.

"Le Matin Dimanche":

Der ehemalige französische Untersuchungsrichter Renaud van Ruymbeke, der mittlerweile im Ruhestand ist, behauptet in seinem Buch "Offshore", dass die Schweiz trotz der neuen Regeln für den Austausch von Steuerinformationen immer noch eine Rolle bei der Geldwäsche spielt. Auf Anfrage von "Le Matin Dimanche" versichert er, dass spezialisierte Kanzleien und Schweizer Treuhänder diese Praxis fortsetzen. "Ich konnte feststellen, dass es seit Ende der 2000er Jahre eine Form der Verlagerung gab: Die Vermögenswerte, die bis dahin bei Banken in der Schweiz lagen, werden weiterhin von der Schweiz aus verwaltet, aber sie werden in sicherere Länder wie Singapur oder Dubai verlagert". Diejenigen, die den Betrug organisierten, seien immer noch in der Schweiz.