Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Deutsche Bundesbank beobachtet nach eigenen Angaben die Lage am deutschen Staatsanleihemarkt, wo es nach dem steilen Anstieg der Renditen zu einer Verknappung von Papieren kommt. Grund ist, dass sich Investoren über Short-Positionen am Terminmarkt gegen steigende Zinsen absichern wollen, ohne die Papiere selbst zu besitzen. "Die Bundesbank beobachtet den Anleihemarkt und die Diskussionen über Spannungen am Markt und ist in Gesprächen mit Marktteilnehmern", erklärte ein Bundesbank-Sprecher.

DZ-Bank-Analyst Rene Albrecht geht davon aus, dass die Inhaber unbesicherter Netto-Short-Positionen versuchen werden, diese vor Kontrakt-Fälligkeit abzusichern. Verfall ist am 8. März, zwei Tage vor der Sitzung des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB), die zu dem Renditeanstieg mit ihrer Kommunikation beigetragen hat. "Die als Alternative zur physischen Lieferung zu zahlenden Strafgebühren wären sehr hoch, genauso wie der Reputationsschaden", meint Albrecht.

Die Knappheit am Anleihemarkt wird auch von den Anleihekäufen der Bundesbank ausgelöst, die dem Markt mit ihren Käufen unter den beiden Kaufprogrammen APP und PEPP Papiere entzieht. Der Bundesbank-Sprecher verwies darauf, dass die Bundesbank aus diesem Grund Papiere zur Leihe anbiete und damit zum Abbau von Marktverspannungen "beitrage".

Nach Aussage von DZ-Bank-Analyst Albrecht deuten die sehr negativen Repo-Sätze aber darauf hin, dass die Nachfrage nach diesen Papieren das Angebot derzeit deutlich übersteigt. Er will nicht ausschließen, dass die Bundesbank noch über stille Reserven verfügt, die sie im Falle eines Short-Squeeze auf den Markt werfen würde.

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February 16, 2022 10:53 ET (15:53 GMT)