Den ak­tu­el­len Pro­jek­tio­nen der Deut­schen Bun­des­bank zu­fol­ge wird die deut­sche Wirt­schaft ihre ge­gen­wär­ti­ge Schwä­che­pha­se all­mäh­lich über­win­den. Das reale Brut­to­in­lands­pro­dukt (BIP) dürf­te dem­nach im kom­men­den Jahr wie schon in die­sem Jahr ka­len­der­be­rei­nigt zwar nur um rund ½ Pro­zent zu­le­gen. In den Jah­ren 2021 und 2022 könn­te die Wirt­schafts­leis­tung dann aber spür­bar stär­ker um je­weils knapp 1½ Pro­zent stei­gen. 'Ma­ß­geb­lich für die bes­se­ren Wirt­schafts­aus­sich­ten sind neben der merk­lich stüt­zen­den Fi­nanz­po­li­tik und der sehr ex­pan­si­ven Geld­po­li­tik vor allem die Ex­por­te', sagte Bun­des­bank­prä­si­dent Jens Weid­mann an­läss­lich der neuen ge­samt­wirt­schaft­li­chen Vor­aus­schät­zun­gen.

Die seit ge­rau­mer Zeit schwung­lo­sen Aus­fuh­ren dürf­ten laut den Bun­des­bank-Fach­leu­ten im Laufe des kom­men­den Jah­res im Ein­klang mit der Nach­fra­ge aus dem Aus­land wie­der stär­ker wach­sen. 'Damit soll­te sich auch die In­dus­trie­kon­junk­tur fan­gen und die aus­ge­präg­te Zwei­tei­lung der deut­schen Wirt­schaft zu­rück­bil­den', so Weid­mann. Das Wachs­tum der deut­schen Wirt­schaft wurde zu­letzt vor allem von den bin­nen­wirt­schaft­lich ori­en­tier­ten Bran­chen ge­tra­gen, wäh­rend die ex­port­ori­en­tier­te In­dus­trie schwä­chel­te.

Die Bin­nen­nach­fra­ge da­ge­gen wird den Pro­jek­tio­nen zu­fol­ge nicht mehr so dy­na­misch wach­sen wie in der vor­an­ge­gan­ge­nen Hoch­kon­junk­tur. Dies liegt nach Ein­schät­zung der Bun­des­bank daran, dass die rea­len ver­füg­ba­ren Ein­kom­men der pri­va­ten Haus­hal­te vor allem wegen der deut­lich schwä­che­ren Be­schäf­ti­gungs­ent­wick­lung lang­sa­mer stei­gen als in den Jah­ren zuvor.

Die ge­samt­wirt­schaft­li­chen Ka­pa­zi­tä­ten dürf­ten im kom­men­den Jahr in etwa durch­schnitt­lich be­an­sprucht wer­den und damit deut­lich ge­rin­ger als zuvor. Die deut­sche Wirt­schafts­leis­tung soll­te zudem in den Jah­ren 2021 und 2022 in etwa im Ein­klang mit der Zu­nah­me des Pro­duk­ti­ons­po­ten­zi­als wach­sen, so dass sich die deut­sche Wirt­schaft auch wei­ter­hin im Kor­ri­dor der Nor­mal­aus­las­tung be­wegt.

Bun­des­bank­prä­si­dent Weid­mann be­ton­te, dass für das Wirt­schafts­wachs­tum die Ab­wärts­ri­si­ken über­wie­gen wür­den. 'Es be­stehen wei­ter­hin au­ßen­wirt­schaft­li­che Ge­fah­ren­her­de, die den Ab­schwung der In­dus­trie ver­schär­fen und ver­län­gern kön­nen', be­grün­de­te er seine Ein­schät­zung.

Nach vor­über­ge­hen­dem Rück­gang wie­der hö­he­re In­fla­ti­ons­ra­te

Auf­grund der fal­len­den En­er­gie­prei­se wird sich die Teue­rung für die Ver­brau­cher im kom­men­den Jahr vor­über­ge­hend wei­ter ab­schwä­chen. Nach­dem die In­fla­ti­ons­ra­te im lau­fen­den Jahr schon er­heb­lich auf 1,4 Pro­zent nach­gab, wird sie für das kom­men­de Jahr von den Bun­des­bank-Fach­leu­ten auf 1,3 Pro­zent ver­an­schlagt. In den Jah­ren 2021 und 2022 soll­te die Teue­rungs­ra­te dann merk­lich auf 1,6 und 1,9 Pro­zent an­zie­hen. Dazu trägt bei, dass sich En­er­gie auch durch die kli­ma­po­li­ti­schen Maß­nah­men der Bun­des­re­gie­rung wie­der deut­lich ver­teu­ern könn­te.

Die In­fla­ti­ons­ra­te ohne En­er­gie und Nah­rungs­mit­tel (Kern­in­fla­ti­ons­ra­te) dürf­te an­ge­sichts eines ins­ge­samt ro­bus­ten Lohn­wachs­tums, stei­gen­der Im­port­prei­se und sich er­ho­len­der Ge­winn­mar­gen ihr ge­gen­wär­ti­ges Ni­veau von un­ge­fähr 1½ Pro­zent vor­aus­sicht­lich hal­ten. Im Jahr 2022 könn­te sie laut den Pro­jek­tio­nen leicht auf 1,6 Pro­zent stei­gen.

Fal­len­der Haus­halts­über­schuss ab­seh­bar

Der ge­samt­staat­li­che Haus­halts­über­schuss dürf­te im lau­fen­den Jahr auf 1½ Pro­zent des BIP sin­ken. In den kom­men­den Jah­ren zeich­net sich ein schritt­wei­ser Abbau des Über­schus­ses ab. Aus­schlag­ge­bend sind die ge­lo­cker­te Fi­nanz­po­li­tik und die damit ver­bun­de­nen stei­gen­den Aus­ga­ben. Die Schul­den­quo­te (Schul­den­stand im Ver­hält­nis zum BIP) bleibt auf ihrem Ab­wärts­pfad. Spä­tes­tens im Jahr 2020 dürf­te sie unter die Gren­ze des Maas­tricht-Ver­tra­ges von 60 Pro­zent fal­len.

Pro­jek­ti­on De­zem­ber 2019

Veränderung ggü. Vorjahr in %

2018

2019

2020

2021

2022

Reales BIP, kalenderbereinigt

1,5

0,5

0,6

1,4

1,4

Reales BIP, unbereinigt

1,4

0,5

1,0

1,4

1,3

Harmonisierter Verbraucherpreisindex

1,9

1,4

1,3

1,6

1,9

Harmonisierter Verbraucherpreisindex
ohne Energie und Nahrungsmittel

1,3

1,4

1,5

1,5

1,6

Quel­le: Sta­tis­ti­sches Bun­des­amt. 2019 bis 2022 ei­ge­ne Pro­jek­ti­on.

Deutsche Bundesbank veröffentlichte diesen Inhalt am 13 Dezember 2019 und ist allein verantwortlich für die darin enthaltenen Informationen.
Unverändert und nicht überarbeitet weiter verbreitet am 13 Dezember 2019 08:10:13 UTC.

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