Die Erwerbslosenquote sank im November überraschend auf 4,6 Prozent. Dies ist das niedrigste Niveau seit mehr als neun Jahren, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Damit ist praktisch Vollbeschäftigung erreicht - eines der erklärten Ziele der Notenbank Fed. Private Firmen und der Staat schufen zudem insgesamt 178.000 Stellen und damit sogar mehr als von Fachleuten erwartet. Das dürfte der Fed Argumente an die Hand geben, die Zinszügel Mitte des Monats zu straffen, noch vor dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump im Januar.

Eine Zinserhöhung in diesem Monat sei ausgemachte Sache, meint Ökonom Ralf Umlauf von der Helaba: "Und die Zahlen untermauern dies auch." Da auf der anderen Seite des Atlantiks die Zeichen auf einer Fortsetzung der ultralockeren Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB) stehen, gab der Euro zum Dollar nach. Anleger an der Wall Street setzten nach den starken Jobdaten auf eine Zinserhöhung noch im Dezember. Dies veranlasste einige Investoren zu Gewinnmitnahmen, was die Börsenbarometer aber kaum drückte.

Die Fed hält den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld seit 2015 in einer Spanne zwischen 0,25 und 0,5 Prozent. Notenbankchefin Janet Yellen hat bereits signalisiert, dass ein Schritt nach oben "relativ bald" angebracht sein könnte. Ein Wermutstropfen inmitten der guten Jobdaten ist jedoch die Entwicklung der Stundenlöhne: Sie sanken im November zum Vormonat überraschend um 0,1 Prozent. Die Fed will erreichen, dass der Aufschwung im Portemonnaie der Bürger ankommt und die unerwünscht niedrige Inflation anheizt. Diese lag zuletzt weiter unter dem Zielwert der Notenbank von 2,0 Prozent.

WIE STARK STEIGEN DIE ZINSEN 2017?

Viele Experten rechnen damit, dass die Währungshüter bei der Sitzung Mitte des Monats einen Viertel Prozentpunkt nach oben gehen werden. 2017 könnten dann zwei weitere Aufwärtsschritte folgen, denn die Konjunktur läuft rund: Im dritten Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufs Jahr hochgerechnet um 3,2 Prozent zu. Das war der stärkste Zuwachs seit dem Sommer 2014. Ökonomen erwarten, dass die Wirtschaft nächstes Jahr noch einen weiteren Schub erhalten wird, falls der künftige Präsident Trump sein Wahlversprechen wahr macht und ein billionenschweres Infrastrukturprogramm auflegt. Er hatte Yellen im Wahlkampf verbal hart attackiert und ihr vorgeworfen, die Zinsen künstlich niedrig zu halten und als Erfüllungsgehilfin des scheidenden demokratischen Präsidenten Barack Obama zu agieren.

Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank rechnet damit, dass die noch bis Anfang Februar 2018 als Fed-Chefin amtierende Yellen vorerst auf Sicht fahren wird: "Die Würfel für den Zinskurs 2017 sind noch nicht gefallen. Die Währungshüter werden sich im nächsten Jahr von Sitzung zu Sitzung hangeln und dabei vor allem die Lohnentwicklung im Auge behalten." Nach den Worten des designierten Finanzministers Steven Mnuchin sollen Steuersenkungen dafür sorgen, dass aus den USA abgewanderte Jobs wieder zurückkommen. Die Maßnahmen sollen das Wachstum der weltgrößten Volkswirtschaft beflügeln, deren Bruttoinlandsprodukt nachhaltig um drei bis vier Prozent jährlich wachsen könne. In diesem Jahr sollen es etwa 1,6 Prozent sein, wie Experten schätzen.