PARIS/LONDON (awp international) - Die Rally an den US-Börsen ist am Donnerstag bei den Anlegern an den europäischen Aktienmärkten freudig aufgenommen worden. Hinzu kam eine Reihe positive Unternehmensberichte. Der Leitindex der Eurozone stieg den nunmehr dritten Tag in Folge und gewann am späten Vormittag 0,38 Prozent auf 3338,87 Punkte. Bei rund 3342 Punkten hatte der EuroStoxx 50 kurz nach Handelsstart den höchsten Stand seit Dezember 2015 erreicht.

Die erste Schritte des neuen US-Präsidenten Donald Trump in seinem Amt werden von Investoren als sehr unternehmens- und wirtschaftsfreundlich angesehen. Der Zielkonflikt zwischen Geld- und Fiskalpolitik in den Vereinigten Staaten sei zwar bereits absehbar, werde momentan aber von den Märkten ausgeblendet, hiess es.

In Paris rückte der CAC-40 um 0,37 Prozent auf 4895,92 Punkte vor. Der Londoner FTSE 100 legte um 0,21 Prozent auf 7179,65 Zähler zu. Im europäischen Branchenvergleich glänzten vor allem die Pharma- und Bankenbranche mit Gewinnen von 2,02 Prozent und 1,35 Prozent, während der Rohstoffsektor das Schlusslicht war mit minus 0,63 Prozent. Die Aktien von Anglo American büssten im "Footsie" nach vorgelegten Quartalszahlen 1,18 Prozent ein. Der sich sich mitten in einem tiefgreifenden Umbau befindende Bergbaukonzern hatte im vierten Quartal deutlich weniger Kupfer produziert als ein Jahr zuvor.

Unter den Lebensmittel- und Getränkeherstellern stachen Diageo und Unilever hervor. Der Spirituosenkonzern Diageo legte an der Spitze des "Footsie" um 5,44 Prozent zu, während Unilever PLC dort mit minus 4,85 Prozent das Schlusslicht bildeten - ebenso wie Unilever NV im EuroStoxx 50. Aufgrund von Preiserhöhungen in Russland und der Türkei übertraf Diageo mit seiner Halbjahresbilanz die Erwartungen. Unilever hingegen bekam im vierten Quartal Gegenwind aus seinen wichtigen Märkten Brasilien und Indien zu spüren.

In der Technologiebranche sorgte der Netzwerkausrüster Ericsson für gute Stimmung. Der Umsatz im vierten Quartal war besser als erwartet ausgefallen. Das bescherte der Aktie in Stockholm ein Plus von 2,60 Prozent und trieb auch das Nokia -Papier im Auswahlindex der Eurozone um 1,64 Prozent nach oben. STMicro stiegen in Frankreich um 5,89 Prozent. Der Chipkonzern habe sich auch im vierten Quartal stark entwickelt und zudem sei der Ausblick für das erste Jahresviertel besser als üblich, urteilte Analyst Günther Hollfelder von der Baader Bank. Barclays hob vor allem die Bekräftigung des Managements hervor, die Investitionsausgaben deutlich steigern zu wollen.

In London büssten dagegen die Anteilsscheine der Sage Group nach vorgelegten Zahlen zum ersten Geschäftsquartal und der Bestätigung der Geschäftsjahresziele 3,08 Prozent ein. Ein Händler verwies auf eine skeptische Studie von Canaccord. Der Finanzdienstleister sehe eher eine deutliche Gefahr, dass der Software-Hersteller seine Jahresziele nicht erreichen könnte, sagte er.

Neben Bilanzvorlagen stand auch die Übernahmeofferte des US-Konsumgüterkonzerns Johnson & Johnson für das Schweizer Unternehmen Actelion im Fokus: Die Papiere des Biotechunternehmens sprangen an der Schweizer Börse um 20,32 Prozent auf 273,60 Franken hoch. Johnson & Johnson bietet 280 Franken je Aktie, womit die Transaktion umgerechnet 30 Milliarden US-Dollar schwer ist. Eine wirkliche Überraschung sei das Angebot aber nicht, lauteten erste Kommentare von Marktbeobachtern. Es sei letztlich nur noch offen gewesen, wann es zu der Offerte komme. Die geplante Ausgliederung und Notierung an der Börse der Medikamentenforschung und -entwicklung sei positiv zu werten./ck/fbr