New York/Frankfurt (Reuters) - Die US-Notenbank Federal Reserve kann es laut einem führenden Währungshüter nach den jüngsten Konjunkturdaten beim nächsten Zinsentscheid ruhig angehen lassen. Diese Zahlen erlaubten es der Zentralbank, vorsichtig zu agieren, sagte Fed-Direktor Christopher Waller am Dienstag dem Sender CNBC. "Es gibt nichts, was darauf hindeutet, dass wir bald etwas unternehmen müssen", fügte er hinzu und deutete damit indirekt eine Zinspause für die Sitzung am 20. September an. Es sehe danach aus, dass die US-Wirtschaft eine sanfte Landung hinlegen werde - also eine Rezession vermeiden könne, fügte Waller hinzu.

Der Arbeitsmarkt beginne sich abzukühlen. Wenn auch die Inflation weiter zurückgehe, sei es um die Konjunkturlage recht gut bestellt. Doch werde die Notenbank ihre Zinsentscheidungen von der Datenlage abhängig machen. Die Datenbasis sei aber noch nicht ausreichend, um sagen zu können, ob die Zinsen künftig noch steigen müssten oder nicht: "Ich wäre sehr vorsichtig, zu sagen, dass wir die Arbeit gewissermaßen erledigt haben", sagte Waller.

Die Chefin des Notenbank-Bezirks Cleveland, Loretta Mester, deutete in einem Interview der "Börsen-Zeitung" an, dass sie geldpolitisch noch Luft nach oben sieht. "Ich kann mir gut vorstellen, nach dem, was ich bislang sehe, dass wir vielleicht etwas höher gehen müssen, dass wir also den Leitzins noch etwas anheben müssen", sagte die Notenbankerin. Zugleich sei nicht mit einer raschen Lockerung zu rechnen: "Ich erwarte derzeit nicht, dass wir die Zinssätze Anfang nächsten Jahres senken werden."

Mester zufolge muss die Fed noch eine ganze Zeit einen ausreichend restriktiven Kurs fahren, um die Gewissheit zu haben, dass die Inflation wieder auf zwei Prozent zurückgehe. Die Notenbank hat die Zinsen seit Anfang 2022 von nahe null auf eine Spanne von inzwischen 5,25 bis 5,50 Prozent erhöht, um die starke Teuerung zu dämpfen und den heiß gelaufenen Arbeitsmarkt abzukühlen. Ob sie am 20. September nachlegt oder nicht, will sie von der Datenlage abhängig machen. Die zuletzt gestiegene Arbeitslosenquote und der abebbende Boom am Jobmarkt bieten der Fed nach Einschätzung von Experten Spielraum für eine Zinspause.

An den Terminmärkten wird die Chance einer Zinserhöhung am 20. September nur noch mit fünf Prozent taxiert, die Wahrscheinlichkeit einer Pause wird dagegen mit 95 Prozent bewertet. Für die November-Zinssitzung der Fed werden die Chancen für eine Anhebung auf rund 40 Prozent taxiert.

(Bericht von Michael S. Derby, Frank Siebelt, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)