Der deutsche Leitindex Dax notierte am Mittwoch ein halbes Prozent tiefer bei 15.955 Punkten. Sein europäisches Pendant, der EuroStoxx50, verlor genauso viel auf 4368 Zähler.

Im Fokus der Anleger stehen die Protokolle der jüngsten Zinssitzung der US-Notenbank Fed vom Juni, die am Abend (20.00 Uhr MESZ) veröffentlicht werden. Die US-Währungshüter tasteten zuletzt nach zehn Erhöhungen in Folge den Schlüsselzins nicht an und beließen ihn in der Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent. Die Mitschriften dürften Aufschluss über die Diskussionen zum weiteren Kurs geben. Die meisten Entscheidungsträger der Notenbank gehen laut Fed-Chef Jerome Powell von mindestens zwei weiteren Zinserhöhungen bis Jahresende aus. "Die Anleger wollen verständlicherweise keine Erhöhungen mehr, würden aber zwei weitere Schritte zähneknirschend akzeptieren", sagte Jochen Stanzl, Analyst vom Broker CMC Markets. "Dort liegt aber eine Art rote Linie: Mehr als diese zwei Anhebungen dürften deshalb für Turbulenzen am Aktienmarkt sorgen."

ÖL-ANLEGER ZWISCHEN NACHFRAGE- UND VERSORGUNGSÄNGSTEN

Auf die Stimmung drückten auch schwache Wirtschaftszahlen aus China. Der Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungssektor in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt fiel im Juni auf 53,9 von 57,1 im Mai. Er lag aber weiterhin über der 50-Punkte-Marke, ab der Wachstum signalisiert wird. "Der Dienstleistungssektor setzte seine Erholung nach der Corona-Pandemie fort, aber die Aufwärtsbewegung verlor an Schwung", sagte Wang Zhe, Ökonom bei der Caixin Insight Group. Auch die Dienstleistungsaktivitäten in Deutschland und der Euro-Zone haben sich überraschend verlangsamt.

Die Investoren am Ölmarkt waren hin- und hergerissen. Sie versuchten, den Einfluss der schwächelnden Konjunktur auf die Nachfrage und die trüben Aussichten für die Versorgung nach den jüngsten Produktionskürzungen abzuwägen. Die Nordsee-Rohölsorte Brent verbilligte sich um gut ein Prozent auf 75,38 Dollar pro Barrel (159 Liter). Der Preis für die US-Sorte WTI stieg um ein Prozent auf 70,45 Dollar pro Barrel. "Der Markt wird sich wahrscheinlich noch einige Zeit hin und her bewegen", sagte Volkswirt Tomomichi Akuta vom Finanzhaus Mitsubishi UFJ. Dabei dürfte sich der Preis für Brent bei rund 75 Dollar pro Barrel einpendeln. Entscheidend für die weitere Entwicklung seien allerdings vor allem Konjunkturdaten aus China und der Zinskurs der führenden Notenbanken.

NEUE EXPORTBESCHRÄNKUNGEN IN CHINA DRÜCKEN CHIPHERSTELLER

Bei den Einzelwerten drückte ein wieder verschärfter Handelsstreit zwischen den USA und China die Aktien der Chiphersteller. Die Papiere von Aixtron und Infineon verloren gut vier beziehungsweise knapp zwei Prozent. Auch die Titel der Konkurrenten ASML, ASM International und STMicroelectronics gaben jeweils rund ein Prozent nach. Nachdem die USA den Export von Hochleistungschips an China beschränkt haben, erschwert die Volksrepublik nun den Export bestimmter Rohstoffe, die für die Chip-Herstellung wichtig sind.

Gefragt war dagegen die Aktien von Evotec, die um 2,7 Prozent zulegten. Das Biotechunternehmen hat einen weiteren Auftrag vom US-Verteidigungsministerium von bis zu 74 Millionen Dollar erhalten. Die amerikanische Evotec-Tochter Just soll das Verteidigungsministerium bei der schnellen Entwicklung von Antikörpern gegen Orthopoxviren unterstützen. Im September hatte Just bereits einen Auftrag des US-Verteidigungsministeriums zur Entwicklung von Medikamentenkandidaten gegen die Pest erhalten.

Starke Geschäftszahlen ermunterten die Anleger zum Einstieg bei Grenke. Das IT-Leasing-Unternehmen ist im zweiten Quartal weiter gewachsen. Das Leasingneugeschäft stieg um 10,7 Prozent auf 650,3 Millionen Euro, vor allem das Leasing-Geschäft in Nord- und Osteuropa wuchs laut Grenke stark. Zudem sei die Nachfrage nach einem Leasing von E-Bikes weiterhin gut.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)