Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte präsentieren sich am Montagnachmittag nach wie vor etwas fester. Der DAX notiert 0,4 Prozent im Plus bei 13.538 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zieht um 0,4 Prozent auf 3.721 Punkte nach. Damit bleibt die freundliche Grundstimmung erhalten, die Dynamik der Erholung geht aber verloren. "Die Belastungsfaktoren sind einfach zu groß", so ein Händler mit Blick auf die weiter steigenden Gaspreise und die Rezessionssignale. Andererseits seien die Umsätze sehr dünn, geprägt von der Urlaubssaison. Zudem fehlen wegen eines Feiertags die Marktteilnehmer aus der Schweiz.

Aus technischer Sicht ist die Lage nach wie vor vergleichsweise aussichtsreich: Die Charttechniker der HSBC interpretieren die Kursentwicklung seit Mitte Juni als Bodenformation. Rein rechnerisch ergebe sich aus der Höhe der unteren Umkehrformation ein kalkulatorisches Anschlusspotenzial von 1.000 Punkten. Auf dem Weg zum Ausschöpfen dieses Kurspotenzials sei die Chart-Lücke bei 13.649 bis 13.750 Punkten ein erstes Etappenziel.

Mit dem Feiertag in Zürich fehlen vor allem im Pharmasektor die Kursvorgaben wichtiger Unternehmen. Klare Gewinner sind die Bankenwerte nach guten Geschäftszahlen von HSBC, der Sektor steigt um 1,2 Prozent. Der Index der Auto-Aktien folgt mit einem Plus von 0,8 Prozent. Auf der Verliererseite stechen die Bautitel mit einem Minus von 0,8 Prozent heraus, der Index der Öl- und Gastitel fällt um 1 Prozent.


   China drückt Ölaktien 

Die Ölpreise geben deutlich nach. Brent fällt um knapp 4 Prozent, WTI sogar um über 4 Prozent. "Die China-Daten vom Morgen drücken die Preise", so ein Marktteilnehmer. Zwei Einkaufsmanager-Indizes zeigen, dass auch China schon an der Schwelle zur Rezession steht. In China haben Pekings strenge Covid-19-Beschränkungen die Hoffnung auf eine robuste wirtschaftliche Wiederbelebung eingetrübt.

Das Einzelhandels-Minus in Deutschland von real 8,8 Prozent im Juli gilt angesichts der Diskussion um die Weitergabe der hohen Gaspreise an die Kunden nicht als wirkliche Überraschung: "Nun wird natürlich erst einmal wieder gespart", so ein Marktteilnehmer. Lediglich ausgewählte Einzelwerte leiden etwas: Im DAX fallen Zalando um 2,3 Prozent. Im SDAX geben Ceconomy 1,2 Prozent ab. Auf der anderen Seite gehören Konsumtitel auch zu den größten DAX-Gewinnern: So steigen Puma um 2 Prozent, Adidas und Hellofresh ziehen um etwa 1,5 Prozent an. Im MDAX erholen sich Rheinmetall um gut 5 Prozent.


   Prognosesenkungen von Covestro und Varta 

Covestro fallen um 1,4 Prozent nach einer erneut gesenkten Prognose am Freitagabend. Als Grund wurden unter anderem die steigenden Energiekosten genannt. Der neue Ausblick auf 2022 bedeutet den Citi-Analysten zufolge eine Kürzung der aktuellen Prognosen um 16 Prozent, der Ausblick für das dritte Quartal liege mit 36 Prozent noch deutlicher unterhalb des Konsens.

Varta brechen hingegen um über 5 Prozent ein. Auch hier fällt die neue Jahresprognose für Gewinn und Umsatz schwächer als erwartet aus. Als Grund wurden neben der Kosteninflation auch verzögerte Projekte genannt. Die Erwartung an das EBITDA für das Gesamtjahr wurde über 20 Prozent gesenkt.

Lufthansa halten sich trotz Streikabstimmung 0,2 Prozent im Plus. "Mit dem Streikthema ist ein neuer Belastungsfaktor aufgetaucht", sagt ein Händler. Nach dem Streik des Bodenpersonals vom Mittwoch hat sich am Sonntag die Pilotengewerkschaft VC ebenfalls in einer Urabstimmung für streikbereit erklärt. Damit könne es nun auch kurzfristig zu Streiks kommen, wenn es auch aktuell keine Termine gibt.

Dermapharm ziehen um 2,8 Prozent an trotz der geplanten Übernahme der französischen Arkopharma. Damit lege das Unternehmen den Grundstein für weiteres Wachstum auch im Hinblick auf fehlende Impfstoffumsätzen aus der Vereinbarung mit Biontech.

Gut wird auch die erhöhte Umsatzprognose von Stabilus aufgenommen, die Aktien steigen 2,5 Prozent. Dank eines starken Verlaufs im dritten Fiskalquartal wird man hier optimistischer für das Jahr. Auch die EBIT-Marge konnte trotz des globalen Kostenanstiegs erhöht werden.


   HSBC und Pearson positiv 

Positiv kommen die Zahlen von HSBC an. Die Aktien legen in London um 6,8 Prozent zu. Auch diese Bank konnte wie die meisten aus dem Sektor mit guten Daten überzeugen. Hier sprang der Gewinn im zweiten Quartal um 62 Prozent an.

Für die Aktie von Pearson geht es um gut 12 Prozent nach oben. Umsatz wie auch Ertrag profitierten von strategischen wie operativen Fortschritten. Die Analysten der Citi stufen das Ergebnis als "stark" ein, die Kosteneinsparungen sollten sich in den kommenden Jahren und Quartalen positiv auf die Marge auswirken.


  OMV schlägt Erwartungen 

Als solide stufen Analysten die Geschäftszahlen des österreichischen Energiekonzerns OMV ein. Das bereinigte Betriebsergebnis habe 5 Prozent über dem Konsens gelegen, heißt es bei Berenberg. Den größten Anteil daran habe das Verarbeitungsgeschäft geliefert. Der Verschuldungsgrad wurde aufgrund des operativen Cashflows sowie der Desinvestments auf 12 Prozent gesenkt. Das Russland-Risiko mit der Ungewissheit über die Lieferung russischen Gases sowie einer möglichen Haftung bleibe bestehen. Der Rückgang des Aktienkurses um 20 Prozent innerhalb der vergangenen drei Monate dürfte diesem Risiko geschuldet sein. Der Kurs notiert unverändert.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.721,28       +0,4%         13,18         -13,4% 
Stoxx-50                3.662,58       +0,0%          0,08          -4,1% 
DAX                    13.537,67       +0,4%         53,62         -14,8% 
MDAX                   27.497,53       +0,5%        132,96         -21,7% 
TecDAX                  3.144,29       +0,6%         18,95         -19,8% 
SDAX                   12.900,04       +0,7%         88,55         -21,4% 
FTSE                    7.424,99       +0,0%          1,56          +0,5% 
CAC                     6.468,69       +0,3%         20,19          -9,6% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                   absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,77                     -0,04          +0,95 
US-Zehnjahresrendite        2,61                     -0,04          +1,10 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %  Mo, 8:11 Uhr  Fr, 17:25 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0266       +0,4%        1,0220         1,0126    -9,7% 
EUR/JPY                   135,43       -0,5%        135,51         138,32    +3,5% 
EUR/CHF                   0,9748       +0,2%        0,9720         0,9753    -6,0% 
EUR/GBP                   0,8371       -0,3%        0,8390         0,8421    -0,4% 
USD/JPY                   131,94       -1,0%        132,57         136,60   +14,6% 
GBP/USD                   1,2267       +0,7%        1,2185         1,2024    -9,4% 
USD/CNH (Offshore)        6,7753       +0,4%        6,7655         6,7691    +6,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                23.450,39       -0,5%     23.337,79      20.837,45   -49,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt   VT-Settl.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  93,59       98,62         -5,1%          -5,03   +30,8% 
Brent/ICE                 100,65      103,97         -3,2%          -3,32   +35,1% 
GAS                               VT-Schluss                      +/- EUR 
Dutch TTF                 201,35      195,00         +5,5%          10,44  +221,9% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.772,56    1.766,20         +0,4%          +6,37    -3,1% 
Silber (Spot)              20,39       20,35         +0,2%          +0,04   -12,5% 
Platin (Spot)             911,50      898,97         +1,4%         +12,53    -6,1% 
Kupfer-Future               3,58        3,58         -0,1%          -0,00   -19,4% 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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August 01, 2022 10:18 ET (14:18 GMT)