FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben am Mittwoch im Minus geschlossen. Damit koppelten sie sich weiter von der Wall Street ab. Der Dow Jones-Index hielt seine aufgebauten Aufschläge, er verbuchte die längste Gewinnstrecke seit über sechs Jahren. Mit jüngst eher schwachen Konjunkturdaten aus der Eurozone sowie vor Bekanntgabe der Fed-Zinsentscheidung am Abend hielten sich Anleger in Europa dagegen zurück. Eingepreist an den Märkten war eine Leitzinserhöhung von 25 Basispunkten in den USA. Im Fokus stand der Ausblick, die Markterwartung tendierte Richtung geldpolitischer Pause. Am Donnerstag folgt dann die Zinsentscheidung der EZB.

Der DAX verlor 0,5 Prozent auf 16.131 Punkte, im Tief notierte der Index bei 16.000 Zählern. Für den Euro-Stoxx-50 ging es 1,0 Prozent auf 4.346 nach unten. Hier belastete der Sektor der nichtzyklischen Konsumwerte, zu denen auch die Aktien der Luxusgüterhersteller gehören. Der europäische Subindex gab 1,8 Prozent nach, nachdem das Schwergewicht LVMH die hohen Erwartungen nicht erfüllt hatte.

Akzente für die Einzelwerte setzte die tobende Berichtssaison: gut kamen die Geschäftszahlen der Deutschen Bank (+1,4%) an. Die Bank hatte im zweiten Quartal unter Restrukturierungskosten, einer höheren Risikovorsorge und dem schwachen Marktumfeld gelitten. Der Gewinn sank allerdings nicht so deutlich wie von Analysten befürchtet, auch weil die Erträge dank der hohen Zinsen überraschend deutlich zulegten. Ein Sahnehäubchen obenauf liefert das Aktienrückkaufprogramm von bis zu 450 Millionen Euro noch in diesem Jahr.

Zufrieden mit den Geschäftszahlen des Vermögensverwalters DWS (+4,2%) äußerten sich die Analysten von Jefferies. Der Vorsteuergewinn im zweiten Quartal habe deutlich positiv überrascht. Dies sei auf höhere leistungsgebundene Gebühren, andere Einnahmen und geringere Kosten zurückzuführen. Die Nettoneuzuflüsse lagen deutlich über der Erwartung.


   Rolls-Royce starten durch - MTU schaut hinterher 

Als mehr oder weniger im Rahmen der Erwartungen liegend wurden die Geschäftszahlen von MTU Aero Engines von den UBS-Analysten eingestuft. Der Ausblick wurde bestätigt, obwohl der Triebwerkshersteller auf das Risiko für den Cashflow durch das GTF-Inspektionsprogramm verwies. Dies dürfte nach Einschätzung der Analysten zu einer gewissen Verunsicherung unter Investoren führen, die Aktie verlor 2,1 Prozent.

Eine Hausse von gut 21 Prozent legten die Aktien des Triebwerksherstellers Rolls-Royce nach einem starken Halbjahresbericht hin. Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern erhöhte seine Prognose für das Gesamtjahr nach einem unerwartet hohen Gewinn im ersten Halbjahr. Da lag der bereinigte operative Gewinn nach vorläufigen Zahlen bei 660 bis 680 Millionen Euro. Analysten hatten in einem vom Unternehmen veröffentlichten Konsens nur 328 Millionen erwartet. Dadurch erhielt die Aktie Schub.

Deutsche Börse stiegen nach Veröffentlichung besserer Zweitquartalszahlen um 1,1 Prozent. Getrieben von massiv gestiegenen Zinseinnahmen hatte der Börsenbetreiber sowohl die Umsatz- wie auch die Ergebnisprognosen übertroffen. Zugleich bewegten sich die operativen Kosten im Rahmen der Erwartungen. Daneben hatte der Konzern die Prognose für 2023 qualitativ angehoben, was allerdings aus Marktsicht keine Überraschung darstellte.

Sehr gut kam die erhöhte Gewinnprognose von RWE (+1,7%) an der Börse an. Die zahlreichen derzeit im Bau befindlichen Projekte, die vielen Auktionserfolge, die organischen Pipelineerweiterungen, die kleineren Übernahmen sowie die Con-Edison-Akquisition bildeten für die Analysten der DZ Bank das Fundament für ihren Optimismus, dass das Unternehmen kräftig am anstehenden Boom bei Erneuerbaren Energien bzw. Wasserstoff sowie generell höheren Strompreisen partizipieren werde und die Fördertöpfe in den USA und in Europa anzapfen könne.

Als "gemischte Tüte" bezeichnete Bernstein die Zweitquartalszahlen der Porsche AG (-2,1%). Der Umsatz habe die Erwartungen verfehlt, weil Absatz und Preisgestaltung niedriger als angenommen ausgefallen seien. Das Ergebnis je Aktie habe dagegen die Erwartungen übertroffen. Höhere Investitionen wiederum hätten dazu geführt, dass der Netto-Cashflow um 10 Prozent unter der Konsensschätzung gelegen habe. Zum bestätigten Ausblick hieß es, dass der obere Rand des Prognosekorridors ambitioniert erscheine.


   LVMH belastet Sektor der Luxusgüterhersteller 

LVMH verloren nach Zahlenausweis deutlich um 5,1 Prozent. Umsatz und Gewinn stiegen dank der Erholung des Tourismus- und des China-Geschäfts weiter kräftig an. Dies sei aber alles so erwartet worden, der Konsens sei nicht mehr geschlagen worden, hieß es von Bernstein. Von den Analysten der Citigroup war zu hören, dass die Aktie mit einer Prämie von rund 10 Prozent zum Sektor handele, die Abschwächung des Gewinn-Momentums könnte negativ aufgenommen werden.

Die Aktien von Unicredit legten in Mailand um 0,3 Prozent zu und honorieren damit die starken Quartalszahlen. Die Bank habe erneut einen höheren Nettogewinn als erwartet vorgelegt, hieß es dazu von den Analysten der Citigroup. Dazu stiegen Profitabilität und Cash-Generierung weiter an. Die Analysten rechneten daher mit einer weiteren Erhöhung der Gewinnschätzungen durch den Markt.

Die Serie negativer Nachrichten rund um Varta (-5,8%) riss nicht ab. Nicht nur habe das Unternehmen schwache vorläufige Zweitquartalszahlen vorgelegt, auch habe es einmal mehr die Prognosen gekürzt, hieß es.


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Index                                 Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
                                         stand      absolut         in %           seit 
                                                                           Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50                         4.346,15       -45,15        -1,0%         +14,6% 
Stoxx-50                              3.973,55       -36,16        -0,9%          +8,8% 
Stoxx-600                               465,46        -2,46        -0,5%          +9,6% 
XETRA-DAX                            16.131,46       -80,13        -0,5%         +15,9% 
FTSE-100 London                       7.676,89       -14,91        -0,2%          +3,2% 
CAC-40 Paris                          7.315,07      -100,38        -1,4%         +13,0% 
AEX Amsterdam                           775,46        -4,35        -0,6%         +12,6% 
ATHEX-20 Athen                        3.261,69        -0,60        -0,0%         +44,9% 
BEL-20 Brüssel                        3.791,58       -23,67        -0,6%          +2,4% 
BUX Budapest                         53.551,27      -207,39        -0,4%         +22,3% 
OMXH-25 Helsinki                      4.437,67       -41,85        -0,9%          -7,2% 
ISE NAT. 30 Istanbul                  7.336,29      +163,86        +2,3%         +23,4% 
OMXC-20 Kopenhagen                    2.004,89       -37,93        -1,9%          +9,2% 
PSI 20 Lissabon                       6.195,64       +78,30        +1,3%          +9,6% 
IBEX-35 Madrid                        9.600,50       +81,30        +0,9%         +16,7% 
FTSE-MIB Mailand                     28.980,45       +14,04        +0,0%         +22,2% 
OBX Oslo                              1.132,78       -12,27        -1,1%          +3,9% 
PX  Prag                              1.340,91        +5,58        +0,4%         +11,6% 
OMXS-30 Stockholm                     2.235,23       -23,86        -1,1%          +9,4% 
WIG-20 Warschau                       2.163,91       -17,85        -0,8%         +20,8% 
ATX Wien                              3.215,83       -25,62        -0,8%          +4,6% 
SMI Zürich                           11.183,55       -47,86        -0,4%          +4,2% 
*bezogen auf Schlusskurs vom Vortag 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,48                      +0,06          -0,09 
US-Zehnjahresrendite        3,88                      -0,01          -0,00 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Mi, 8:05 Uhr  Di, 17:33 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,1081        +0,2%        1,1050         1,1050   +3,5% 
EUR/JPY                   155,65        -0,1%        155,89         155,82  +10,9% 
EUR/CHF                   0,9555        +0,0%        0,9553         0,9557   -3,5% 
EUR/GBP                   0,8573        +0,0%        0,8576         0,8590   -3,1% 
USD/JPY                   140,45        -0,3%        140,94         141,01   +7,1% 
GBP/USD                   1,2926        +0,2%        1,2888         1,2864   +6,9% 
USD/CNH (Offshore)        7,1535        +0,2%        7,1588         7,1333   +3,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                29.325,53        +0,3%     29.254,77      29.192,77  +76,7% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  78,87        79,63         -1,0%          -0,76   +0,0% 
Brent/ICE                  82,90        83,64         -0,9%          -0,74   -0,4% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  28,85        32,65        -11,6%          -3,80  -59,2% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.972,20     1.964,46         +0,4%          +7,74   +8,1% 
Silber (Spot)              24,89        24,73         +0,7%          +0,17   +3,9% 
Platin (Spot)             965,43       969,50         -0,4%          -4,08   -9,6% 
Kupfer-Future               3,90         3,91         -0,3%          -0,01   +2,0% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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July 26, 2023 12:21 ET (16:21 GMT)