Zürich (awp) - Starke Schwergewichte bescheren dem Schweizer Aktienmarkt am Mittwoch einen fulminanten Start in das neue Börsenjahr 2024. Nachdem allen voran die Roche-Bons und Nestlé den Leitindex SMI im vergangenen Jahr mit ihren Verlusten noch ausgebremst hatten, ziehen sie am ersten Handelstag des Jahres überdurchschnittlich stark an. Auch Schwergewicht Nummer drei, Novartis, schiebt den Gesamtmarkt an. Händler machen dafür vor allem ein geändertes Marktsentiment verantwortlich. Gerade in den letzten Wochen des Vorjahres sorgten die Hoffnungen auf schon bald sinkende Zinsen für starke Kurse bei den zinssensitiven Sektoren - zu Lasten der defensiven Branchen.

In den letzten Tagen habe nun aber die Stimmung umgeschlagen. Investoren würden die aggressiven Annahmen über bereits im März beginnende Zinssenkungen in den USA wieder auspreisen, erklärt ein Händler. Bei den weniger konjunktursensiblen Werten führt dies zu lange nicht erlebten Avancen, während die Gewinner des Jahres 2023 das Nachsehen haben. "Wir nehmen das mal. Aber ob es nachhaltig ist, werden wir noch sehen", meint ein vorsichtiger Börsianer. Denn die Themen 2024 blieben im Grossen und Ganzen die gleichen wie 2023: Zum einen gibt es die zwei grossen, geopolitischen Brandherde im Nahen Osten und der Ukraine, die mit jeder Eskalation Unsicherheit an die Börse bringen. Das zweite Thema bleibe die Geldpolitik. Entsprechend dürfte am Abend das Protokoll der letzten Fed-Sitzung im Fokus stehen. "Es kann die Fantasie einer 180-Grad-Wende bei den Leitzinsen noch einmal anfeuern, aber auch dämpfen", so ein Händler.

Der Leitindex SMI gewinnt gegen 11.00 Uhr 0,94 Prozent hinzu auf 11'242,84 Punkte. Der breite SPI kann ebenfalls zulegen und gewinnt 0,64 Prozent auf 14'663,99 Punkte hinzu. Dagegen gibt der 30 Titel umfassende SLI, in dem die Gewichtung der Schwergewichte stärker gekappt ist, um 0,13 Prozent nach auf 1774,41 Zähler. Von den 30 Titeln gewinnen denn auch nur 12 hinzu und 17 verlieren an Terrain. Julius Bär sind unverändert.

Dass Investoren eher unsicher sind, zeigt sich auch beim Volatilitätsindex VSMI. Mit einem Sprung um 11 Prozent bewegt er sich aktuell auf dem höchsten Niveau seit Mitte November. Ein Börsianer geht denn auch davon aus, dass die Volatilität in den kommenden Tagen zunehmen und zu heftigen Kursbewegungen führen könnte. Eine klare Richtung erwartet er angesichts teilweise wichtiger Daten wie etwa dem monatlichen US-Jobreport an diesem Freitag nicht.

Kursgewinne von bis zu 3,8 Prozent bei den drei Schwergewichten Novartis, Roche und Nestlé sind denn auch massgeblich für den starken Start des SMI verantwortlich. Sowohl Roche als auch Novartis haben zudem mit Zukäufen und Partnerschaften von sich reden gemacht.

Im Börsenjahr 2023 waren es die Abgaben von knapp 16 Prozent bei Roche (G) und annähernd 9 Prozent bei Nestlé, die dafür gesorgt hatten, dass der SMI auf Jahressicht nur ein vergleichsweise bescheidenes Plus von knapp 4 Prozent erzielte. Andere wichtige Indizes zogen dagegen prozentual zweistellig an.

Mit etwas Abstand folgen Sandoz (+2,4%) und Swisscom (+2,3%), die ebenfalls zu den weniger konjunktursensiblen Werten am Schweizer Aktienmarkt zählen.

Daneben sind noch die Versicherer Swiss Re (+1,5%), Zurich (+1,3%) und Swiss Life (+0,3%) auf den Einkaufslisten zu finden.

Die Schwäche der US-Techwerte sorgt derweil auch hierzulande für eine klare Branchenschwäche. Werte wie VAT, Logitech und aus den hinteren Reihen U-blox, Comet, Inficon und AMS Osram werden mit Abschlägen von bis zu 5,8 Prozent gehandelt.

Allerdings zählten speziell die Aktien von VAT 2023 mit einem Kursplus von mehr als 60 Prozent zu den absoluten Favoriten. Entsprechend gäbe es hier auch mehr Potenzial, Gewinne mitzunehmen. Dies dürfte auch auf die beiden Finanzwerte Partners Group (-4,5%) und UBS (-2,7%) zutreffen, die im vergangenen Jahr beide mehr als 45 Prozent zugelegt hatten.

Die beiden Uhrenhersteller Richemont (-2,7%) und Swatch (-2,1%) wiederum leiden einmal mehr unter einem vorsichtigen Analystenkommentar. In einer Branchenstudie der UBS warnt die zuständige Expertin, dass Investoren sich besser auf schwache Ergebnissen in der Branche einstellen sollten.

hr/rw