Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert zu Wochenstart freundlich und mit Gewinnen auf breiter Front. Dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen, dafür sorgen die defensiven Schwergewichte. Die neue Börsenwoche steht ganz im Zeichen der geldpolitischen Entscheidungen der US-Notenbank Fed an diesem Mittwoch.

Hier beschäftigt vor allem die Frage, ob die Obersten Währungshüter der USA auf Kurs zu einer weiteren Leitzinserhöhung in diesem Jahr bleiben. An den Märkten hält derzeit nur noch eine Minderheit eine baldige erneute Straffung der Geldpolitik für wahrscheinlich. Am Montagnachmittag warten noch Immobilienmarktdaten aus den USA auf die Anleger.

Der Swiss Market Index (SMI), neu wird das Gewicht der grössten Titel gekappt, steht gegen 12 Uhr 0,31% höher bei 9'055,76 Punkten. Der SPI 20, er entspricht von der Zusammensetzung her dem SMI, enthält aber keine Kappung, steigt um 0,30% auf 9'054,92.

Der 30 Aktien umfassende und ebenfalls gekappte Swiss Leader Index (SLI) rückt 0,43% auf 1'454,31 Punkte vor und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,34% auf 10'337,83. Von den 30 wichtigsten Titeln notieren 28 fester und nur zwei tiefer.

An die Spitze der Blue Chips setzten sich im Verlauf des Vormittags verschiedene zyklische Aktien, wie etwa Geberit (+1,3%) und Sika (+1,1%); für Letztere steht in diesem Jahr bereits ein Plus von fast 50% zu Buche. Clariant (+1,0%) konnte einen Erfolg mit seinem Biotreibstoff "sunliquid" verbuchen. Die slowakische Enviral hat eine Lizenz für die Anwendung der Technologie erworben, um eine Grossanlage für die kommerzielle Produktion von Zellulose-Ethanol aus Agrarreststoffen zu realisieren.

Swatch notieren 1,1% fester. CEO Nick Hayek hatte in einem Interview mit Bloomberg gewohnt zuversichtliche Töne angeschlagen. Das Umsatzziel für das laufende Jahr halten einige Analysten aber immer noch für zu ambitioniert. Richemont ziehen derweil um 0,9% an. Im SLI ersetzten Logitech (+0,1%) die herausfallenden Partizipationsscheine von Lindt & Sprüngli (+0,9%).

Die defensiven Schwergewichte leiden unter der steigenden Risikoneigung der Anleger. So notieren etwa Roche 0,1% tiefer. Der Pharmakonzern musste zwei Studien mit dem Immun-Therapeutikum Tecentriq auf Gesuch der US-Gesundheitsbehörde FDA teilweise aussetzen. Es handelt sich um eine Vorsichtsmassnahme der FDA, erklären Analysten. Grund seien Todesfälle, die beim Konkurrenten Merck mit der gleichen Wirkstoffklasse und einer ähnlichen Studie aufgetreten seien.

Bei Novartis (-0,1%) und Nestlé (+0,3%) dürfte sich das neue SMI-Reglement auswirken, das eine Kappung der grössten Werte vorsieht. So machen Nestlé neu nur noch 21% des Gesamtindex aus, am Freitag betrug die Gewichtung noch rund 24%. Bei Novartis sind es noch 18% nach zuvor 21%. Fonds, die den Index abbilden, müssen ihre Bestände entsprechend reduzieren.

Andere defensive Werte wie Vifor (+0,3%), Lonza (+0,3%), aber auch Zurich Insurance (+0,2%) kommen ebenfalls nicht auf Touren. Das gleiche gilt für Swiss Re (+0,2%). Laut Christian Mumenthaler, dem CEO des Rückversicherers, könnte nach den Wirbelstürmen in den USA Bewegung in den seit einiger Zeit unter Druck stehenden Markt kommen. "Es ist für mich sehr plausibel, dass es eine Reaktion bei den Preisen geben wird", sagte er im Interview mit dem deutschen "Handelsblatt".

Die Bankaktien bewegen sich mehrheitlich mit dem Gesamtmarkt: Credit Suisse gewinnen 0,5%, Julius Bär 0,7%, Partners Group 0,2% und UBS 0,6%.

Am breiten Markt stehen Valora (+2,3%) im Fokus. Der Handelskonzern greift erneut im Ausland zu und erwirbt den Selbstbedienungs-Bäcker Backwerk für 190 Mio CHF. Zudem kommt es zu einer Kapitalerhöhung. Die Übernahme erhöht den Umsatz der Division Food Service um 20% und ist nach Ansicht von Analysten preislich attraktiv.

Zudem gab es Halbjahreszahlen von einigen "Nachzüglern": der Elektrotechnik-Gruppe Burkhalter (-2,5%) und dem Bahnunternehmen BVZ (+4,0%).

ra/rw