Vatikanstadt (Reuters) - Der frühere Papst Benedikt XVI. ist tot.

"In Trauer teile ich Ihnen mit, dass der emeritierte Papst Benedikt XVI. heute um 09.34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist. Weitere Informationen werden so bald wie möglich bekannt gegeben", heißt es in einer am Samstag veröffentlichten Erklärung des Vatikan-Sprechers. Benedikt hatte 2013 als erster Papst seit 600 Jahren sein Amt als Oberhaupt der Katholischen Kirche niedergelegt. Seitdem lebte er zurückgezogen im Vatikan. Seinen Rückzug hatte er damit begründet, dass er altersbedingt nicht mehr die Kraft habe, die päpstlichen Pflichten zu erfüllen.

Der frühere Kardinal Josef Ratzinger war 2005 zum Papst gewählt worden - der erste Deutsche an der Spitze des Vatikans seit tausend Jahren. Zuvor war er 25 Jahre lang Chef der Glaubenskongregration, der wichtigsten Behörde des Kirchenstaates mit dem Schwerpunkt Glaubenslehre. Er galt in dieser Funktion als kompromissloser Vertreter des konservativen Flügels im Vatikan. So disziplinierte er Anhänger der Befreiungstheologie in Lateinamerika.

Aus seiner Verbundenheit mit seiner bayerischen Heimat hatte Benedikt XVI. nie ein Hehl gemacht. Am 16. April 1927 erblickte er im kleinen oberbayerischen Marktl am Inn das Licht der Welt, einem Karsamstag. Mit seinen zwei Geschwistern wuchs er bei seinen Eltern Maria und Joseph in bescheidenen Verhältnissen auf.

Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Georg wurde Joseph Ratzinger 1951 im Freisinger Dom zum Priester geweiht. Nach mehreren Stationen in Bayern und darüber hinaus wurde er 1977 schließlich von Papst Paul VI. zum Münchener Erzbischof ernannt, und schon drei Monate später zum Kardinal erhoben. Dies blieb er bis zu seinem Wechsel in den Vatikan 1981.

Der frühere Erzbischof von München und Freising kam 2022 durch einen Medienbericht unter Druck, wonach er in vier Fällen von Kindesmissbrauch durch Kirchenangehörige zwischen 1977 und 1982 keine angemessenen Maßnahmen ergriffen habe. In einem emotionalen, persönlich gehaltenen Brief erklärte er daraufhin, Fehler seien gemacht worden und er bitte um Vergebung.

(Von Philip Pullella, geschrieben von Hans Busemann und Hans Seidenstücker Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)