PARIS/LONDON (awp international) - Die Ungewissheit im Handelsstreit zwischen den USA und China hat die Anleger am Donnerstag wieder zurückhaltender gestimmt. Der EuroStoxx 50 fiel am Vormittag um 0,43 Prozent auf 3056,93 Punkte. Klar geworden war, dass die jüngsten Gespräche unter den beiden Streitparteien zwar Fortschritte erkennen lassen, aber aber nach wie vor grosse Differenzen zu überwinden sind.

Nach dreitägigen Verhandlungen in Peking teilte Chinas Handelsministerium mit, die Gespräche hätten "das gegenseitige Verständnis vergrössert und eine Grundlage geschaffen, um die Besorgnisse beider Seiten anzusprechen". Experten zufolge war es zwar nicht zu erwarten, dass es schon zu einer konkreten Lösung kommen wird, der Markt habe in den vergangenen Tagen aber eine zumindest zeitnahe Einigung eingepreist. Diese sei nun aber nicht viel wahrscheinlicher geworden.

Im Gleichschritt mit dem EuroStoxx ging es am Donnerstag auch für die wichtigsten europäischen Leitindizes wieder auf Talfahrt: Der französische Cac-40 verlor 0,75 Prozent auf 4777,68 Punkte und der Londoner FTSE 100 büsste 0,45 Prozent auf 6875,30 Zähler ein. Keine Fortschritte gibt es in Grossbritannien auch bei der Debatte über den Brexit-Vertrag.

In der Sektorentabelle waren es die schwankungsreicheren Aktien aus den Industrie- und Rohstoffsektoren, die nun wieder nachgaben. Allen voran erlitten die Minen-, Automobil- und Technologiewerte Abschläge bei ihren Teilindex von jeweils ungefähr 1 Prozent. Im Autosektor belastete eine skeptische Studie der UBS-Analysten vor allem die Zulieferwerte - mit Faurecia als Branchenschlusslicht. Eine Verkaufsempfehlung zog hier 5-prozentige Verluste nach sich.

In Zürich fielen die Aktien der UBS mit einem 1,8-prozentigen Abschlag negativ auf. Laut Analyst Analyst Andrew gehört die Grossbank zwar zu den besseren Schweizer Vermögensverwaltern, sie sei aber nicht immun gegen Wertverluste durch riskante Kreditengagements oder den Druck auf die Erträge.

In London blieben die Blicke auf Handelswerte wegen Zwischenberichten zum Weihnachtsgeschäft gerichtet. Tesco überzeugte seine Anleger mit besser als erwarteten Umsätzen, für die Aktie ging es um 2,1 Prozent hoch. Nachdem es zuletzt in der Branche einige Hiobsbotschaften gab, bezeichnete Analyst Borja Olcese von JPMorgan die Supermarktkette als Gewinner des britischen Weihnachtsgeschäfts.

Auch beim Tesco-Konkurrenten Marks & Spencer kam der Umsatz im Feiertagsgeschäft nach anfänglichen Kursschwankungen gut an: die Aktien pendelten sich ebenfalls mit etwa 2 Prozent im Plus ein. Die US-Bank Morgan Stanley attestierte dem Einzelhändler zwar ein schwieriges Quartal, sie sieht den Konzernumbau aber auf einem guten Weg.

Für den Autoteile- und Werkzeughändler Halfords sind die Festtage hingegen weniger gut verlaufen. Nach einem Umsatzrückgang im dritten Quartal verschreckte das Unternehmen seine Anleger mit einer Gewinnwarnung, woraufhin die Papiere in London um 19 Prozent einbrachen.

Kering litten in Paris mit einem Abschlag von 3,2 Prozent unter einem weiteren Analystenkommentar der UBS. Gucci war bisher der Hauptgrund für die Kaufempfehlung, die Analystin Helen Brand nun aufgab. Bei der Kernmarke des Luxusgüterkonzerns sieht sie in einem verlangsamten Sektorumfeld nun mehr Risiken.

Sodexo erging es in Paris in der Spitzengruppe des Cac 40 deutlich besser: Börsianer sehen den Cateringkonzern nach einem soliden ersten Quartal auf gutem Weg für die Jahresziele. Die Aktie rückte um 1,8 Prozent vor./tih/jha/