PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Dank positiver Signale in der Corona-Pandemie haben die Anleger an Europas Börsen am Freitag neuen Mut geschöpft. Überall stiegen die Kurse kräftig. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone gewann 2,70 Prozent auf 2888,30 Punkte, was im Wochenverlauf ein Minus von 0,16 Prozent bedeutet. Die Woche davor hatte das Aktienbarometer einen Erholungsgewinn von 8,6 Prozent verbucht.

Hoffnungen weckt ein Mittel, mit dem laut Medienberichten bei der Behandlung schwer erkrankter Covid-19-Patienten erste Erfolge erzielt wurden. "Das Medikament des US-Biotechkonzerns Gilead Sciences könnte ein Meilenstein im Kampf gegen das neuartige Coronavirus werden", kommentierte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners.

Stützenden Einfluss auf die Börsen hatte auch die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, die USA mit neuen Richtlinien in der Corona-Krise in drei Phasen zurück zur Normalität zu führen und die Wirtschaft graduell wieder zu öffnen. Trump gab aber keinen genauen Zeitplan vor und überließ die Entscheidung den Gouverneuren der 50 Bundesstaaten. Eine landesweite Schließung könne keine langfristige Lösung sein, sagte Trump.

Der französische Cac 40 zog um 3,42 Prozent auf 4499,01 Zähler an. Der britische FTSE 100 ging mit einem Plus von 2,82 Prozent auf 5786,96 Punkte ins Wochenende.

Sämtliche Branchen in Europa legten zu, wobei die als defensiv geltenden Versorgerwerte mit plus 0,84 Prozent die geringsten Zuwächse verzeichneten und die schwer angeschlagene Freizeit- und Luftfahrtbranche mit plus 6,53 Prozent die größten.

Unter den Einzelwerten waren die Favoriten im EuroStoxx die Papiere von Safran und Airbus mit Kursgewinnen von 7,28 beziehungsweise 6,77 Prozent auf den Plätzen zwei und drei. Die beiden Unternehmen der Flugzeug- und Zulieferindustrie wurden von der Corona-Krise schwer getroffen. Nun gibt es Rückenwind aus den USA. Der Flugzeugbauer Boeing will seine virusbedingt gestoppte Flugzeugproduktion in der kommenden Woche wieder anlaufen lassen. Besser als Safran und Airbus waren im EuroStoxx nur noch die Anteile des Infrastrukturkonzerns Vinci mit plus 7,57 Prozent.

Gefragt waren außerdem Aktien von Luxus-Unternehmen, nachdem LVMH am Vorabend zwar schwache Umsatzzahlen berichtet hatte, aber auch ermutigende Aussagen zum wichtigen China-Geschäft gemacht hatte. Dass die Dividende gekappt und Investitionen gekürzt werden, überraschte indes kaum. Während die Papiere des mit den Marken Moët Hennessy, Louis Vuitton oder Kenzo bekannten Unternehmens um 4,43 Prozent stiegen, legten die des Rivalen Kering sogar um 5,48 Prozent zu.

Umsatzzahlen hatte am Vorabend nach Börsenschluss zudem der Kosmetikkonzern L'Oreal vorgelegt, dessen Aktien nun um 1,27 Prozent stiegen. Erwartungsgemäß hatte auch dieses Unternehmen im ersten Quartal weniger umgesetzt, doch auch Konzernchef Jean-Paul Agon machte mit Blick auf die Entwicklung in China Mut. "China ist recht schnell zurückgekommen beim Konsum von Schönheitsprodukten", sagte er.

In London standen die Papiere des Bergbauunternehmens Rio Tinto wegen Förderdaten zum ersten Quartal im Blick. Mit der Eisenerzproduktion sei der Minenbetreiber in der Spur, urteilte Jefferies-Analyst Christopher LaFemina. Zudem habe das Unternehmen die Investitionsprognose gesenkt. Die Papiere zogen im Leitindex "Footsie" um 3,32 Prozent an./ajx/he