Frankfurt (Reuters) - Starke Zahlen und eine optimistische Prognose des US-Chipriesen Nvidia haben die Börsen in Europa am Donnerstag angeschoben.

Der Dax rückte am Donnerstagvormittag um 0,3 Prozent auf 18.743 Punkte vor. Der EuroStoxx50 gewann ein halbes Prozent auf 5049 Zähler.

NVIDIA HEBT DIE STIMMUNG

Der KI-Spezialist Nvidia rechnet im laufenden Quartal mit einem Umsatz von rund 28 Milliarden Dollar, knapp 1,4 Milliarden mehr als von Analysten im Schnitt erwartet. Das bestärkte die Hoffnung der Anleger auf einen nachhaltigen Boom in der Branche. Pascal Koeppel, Chefanleger bei Vontobel Swiss Financial Advisors, mahnte zur Vorsicht: "Nvidia hatte großartige Zahlen, aber wir sehen aus der Geschichte, dass es ein großes Risiko ist, nur einem Sektor ausgesetzt zu sein. Wir haben das Gleiche bei vielen Branchen gesehen: Öl, die Banken vor 2008."

Die Nvidia-Aktie legte im nachbörslichen Handel rund 2,5 Prozent zu. Europäische Techwerte wie Infineon, Aixtron und ASML folgten mit Gewinnen von 1,3 bis 3,6 Prozent.

FED-PROTOKOLLE KÖNNEN ANLEGER NICHT BERUHIGE

Die Protokolle der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed dämpften indes die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung in den USA. Denn die Inflation lässt langsamer nach als von den Notenbankern erwartet. "Eine interessante Erkenntnis der letzten 24 Stunden ist, dass die Zentralbanken nach wie vor unsicher sind, wie sie ihre Politik gestalten und wie hoch die Zinsen sein müssen, um die Inflation einzudämmen", kommentierte Kyle Rodda, Analyst bei der Handelsplattform Capital.com.

Die Wahrscheinlichkeit einer Zinswende der Fed bei ihren Sitzungen im September und November wird an den Terminmärkten nach wie vor auf rund 60 und 70 Prozent geschätzt. Manche Analysten sagen, die erste Zinssenkung könnte auch erst 2025 kommen.

GERRESHEIMER UND CTS EVENTIM MIT KURSSPRÜNGEN

Im Rampenlicht bei den Einzelwerten standen die Aktien von Gerresheimer, die um knapp elf Prozent zulegten. Der Spezialverpackungsanbieter kauft die Muttergesellschaft des ebenfalls in der Branche tätigen Unternehmens Bormioli Pharma.

Die Anleger deckten sich auch mit CTS Eventim ein. Starke Zahlen bescherten dem Ticketvermarkter und Konzertveranstalter ein neues Rekordhoch. Die Titel kletterten um bis zu gut zehn Prozent auf 88,85 Euro und waren damit so teuer wie nie. "Selbst im ersten Quartal, in dem branchenweit tendenziell weniger Umsatz generiert wird, verzeichnete CTS ein erhebliches Wachstum", kommentierten die Experten der US-Investmentbank Jefferies.

Aus den Depots flogen dagegen Carl Zeiss Meditec mit einem Minus von 3,5 Prozent. Die Experten der US-Großbank Goldman Sachs hatten die Titel des Medizintechnikunternehmens auf "Sell" herabgestuft.

In Großbritannien drückte die Entscheidung des britischen Premierministers Rishi Sunak für eine überraschend frühe vorgezogene Parlamentswahl die Aktien der Versorger. Der Branchenindex mit Energie- und Wasserwerten wie Drax, Pennon Group und United Utilities brach am Donnerstagmorgen um 5,8 Prozent ein. Der Londoner Leitindex FTSE 100 lag leicht im Minus.

(Bericht von Zuzanna Szymanska. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)