Frankfurt (Reuters) - Die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen in den USA hat dem Dax am Donnerstag zu schaffen gemacht.

Der deutsche Leitindex verlor in der Spitze 1,1 Prozent auf 15.764 Zähler und entfernte sich damit immer weiter von der psychologisch wichtigen 16.000-Punkte-Marke. "Das Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung ließ keinen Zweifel daran, dass die Fed den Kampf gegen die Inflation noch nicht beendet hat, auch wenn die Preissteigerungen mit jedem Monat deutlich geringer werden", sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets. "Ende Juli dürften weitere 25 Basispunkte nach oben folgen, so viel steht fest", meint der Experte.

Wie aus den jüngsten Mitschriften der US-Notenbank hervorgeht, sehen die US-Währungshüter bei den Zinsen noch Luft nach oben. Fed-Chef Jerome Powell hatte bereits Ende Juni erklärt, dass die meisten Entscheidungsträger der Notenbank von mindestens zwei weiteren Zinserhöhungen bis Jahresende ausgingen. Maßgeblich für das weitere Vorgehen seien nun die Konjunktur-, Arbeitsmarkt- und Preisdaten, die in den kommenden Wochen veröffentlich würden, prognostizierte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Mit Spannung warteten Anleger daher auf die am Nachmittag anstehenden Job-Daten aus der US-Privatwirtschaft (ADP Report), bevor am Freitag der offizielle US-Arbeitsmarktbericht folgt.

Die Notenbank hat nach zehn Erhöhungen in Folge zuletzt eine Pause eingelegt und die Leitzins-Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent beibehalten. Der Dollar-Index notierte am Donnerstag kaum verändert bei 103,3050 Stellen. Der Euro lag mit 1,0863 Dollar minimal im Plus.

HANDELSSTREIT ZWISCHEN USA UND CHINA MACHT ANLEGER NERVÖS

Neben der Zinspolitik blieb aber auch der Handelsstreit zwischen China und den USA den Anlegern ein Dorn im Auge. Der Ton habe sich massiv verschärft, heißt es in einem Kommentar der LBBW. China will den Export bestimmter, für die Chip-Herstellung wichtiger Rohstoffe erschweren, nachdem die USA den Export von Hochleistungschips an die Volksrepublik beschränkt hat. Inmitten des sich zuspitzenden Handelsstreits zwischen den USA und China reist nun US-Finanzministerin Janet Yellen in die Volksrepublik. Yellen werde auf neue Kommunikationskanäle drängen und sich voraussichtlich auf wirtschaftliche Fragen konzentrieren, hieß es von amerikanischer Seite. Im Dax ging der Chip-Hersteller Infineon erneut auf Talfahrt und verlor knapp drei Prozent. Die Aktien gehörten damit zu den größten Verlierern im Leitindex.

Einen guten Tag erwischten dagegen Redcare Pharmacy. Die Aktien des ehemals unter Shop Apotheke firmierenden Unternehmens schossen im MDax um knapp fünf Prozent nach oben. Der Online-Arzneimittelhändler hat auch dank eines Zukaufs in der Schweiz seinen Umsatz im zweiten Quartal deutlich ausgebaut.

Im SDax vergraulte ein Gewinneinbruch bei der Softwarefirma Suse die Anleger. Suse-Aktien brachen zeitweise um 18,5 Prozent ein und waren mit 10,20 Euro so billig wie noch nie.

An der Mailänder Börse sorgten die Details zur Nachfolgeregelung des verstorbenen Silvio Berlusconi bei den von der Familienholding kontrollierten Firmen für Gesprächsstoff. Aktien des Vermögensverwalters Mediolanum fielen um 1,4 Prozent. Papiere des Verlagshauses Mondadori gaben ein halbes Prozent nach, die A-Titel der ehemaligen Fernseh-Holding Mediaset, die inzwischen als MFE-Mediaforeurope firmiert, sackten um 1,1 Prozent ab. Die fünf Kinder Berlusconis teilten nach der Testamentseröffnung mit, dass keiner von ihnen die alleinige indirekte Kontrolle über die Familienholding Fininvest haben werde.

(Bericht von Daniela Pegna. Mitarbeit: Anika Ross. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)