FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Buchstaben die zusammen das Wort "Anleihen" bilden, im Handelssaal

Es kann auch gerne wieder etwas riskanter sein - das war das Motto im Anleihegeschäft nach den guten Nachrichten zum Corona-Impfstoff. Sichere Staatsanleihen verloren in der Gunst der Anleger.

13. November 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die Nachricht, dass Biontech und Pfizer schon bald einen erfolgsversprechenden Corona-Impfstoff auf den Markt bringen werden, hat auch für gute Laune im Anleihehandel gesorgt. "Mit der Nachricht ist die Zuversicht überall gestiegen", berichtet Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank. "Die Stimmung ist durchweg ein bisschen besser", bemerkt auch Rainer Petz von Oddo Seydler.

Kein Interesse mehr an Bundesanleihen

Anleger gingen wieder mehr ins Risiko. "Die Berichte über spürbare Fortschritte bei der Suche nach einem Impfstoff haben bei Staatsanleihen eine kräftigen Kursrutsch ausgelöst", stellt Anleiheanalyst Cem Keltek von der Commerzbank fest.

Im Gegenzug legte die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen in der Spitze um 15 Basispunkte auf minus 0,48 Prozent zu. Dem folgte eine kleine Gegenbewegung: Am Freitagmittag liegt die Rendite wieder bei minus 0,55 Prozent.

Lufthansa-Anleihe macht Sprung nach oben

Im Bereich der Unternehmensanleihen waren Papiere aus den Bereichen Luftfahrt und Touristik Profiteure, etwa von der Deutschen Lufthansa, wie Daniel erklärt. Der bis 2075 laufende Bond mit Kupon von 5,125 Prozent (WKN A161YP) verteuerte sich deutlich von knapp 75 Euro vor einer Woche auf über 86 Euro, aktuell liegt der Kurs bei 85,50 Euro. Im Februar war das Papier allerdings noch bei über 103 Prozent gehandelt worden.

Verkauft werden hingegen Sixt-Anleihen (WKN A2G9HU), wie Daniel feststellt. "Sixt hat im dritten Quartal zwar wieder schwarze Zahlen geschrieben, für die ersten neun Monate ergibt sich aber immer noch ein Verlust." Anleger trennen sich außerdem von Anleihen des Autozulieferers Hella (WKN A19HBR), gesucht seien hingegen Papiere des Pharmaunternehmens Stada (WKN A14KJP).

Erste Insolvenz im Segment der kleineren Emittenten

Bislang haben sich Scale-Anleihen in der Corona-Krise ganz gut geschlagen: Im Frühjahr gab es zwar Kursverluste, die Anleihen kleiner und mittelgroßer Unternehmen stabilisierten sich dann aber wieder schnell. Zu Ausfällen kam es nicht. Auch der November-Lockdown drückte die Kurse, eine größere Verkaufswelle blieb aber aus. Nun kamen aber schlechte Nachrichten: Mit der Joh. Friedrich Behrens AG gab es den ersten Ausfall in diesem Jahr.

Kurz vor Fälligkeit der Anleihe 2015/2020 (WKN A3H2SM) am 11. November, als am Mittwoch dieser Woche, meldete der Hersteller von Druckluftnaglern Insolvenz an. Finanzierungsverhandlungen mit dem Debt-Fonds Patrimonium waren gescheitert, weitere Gelder hätten aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes und von Förderinstituten des Landes Schleswig-Holstein kommen sollen.

"Das kam schon ziemlich überraschend", stellt Petz fest. Das Unternehmen will sich nun über eine Insolvenz in Eigenverwaltung sanieren. Die Anleihe 2015/2020 wird nicht mehr gehandelt. Noch im Handel befindet sich das bis 2024 laufende Papier mit Kupon von 6,25 Prozent (WKN A2TSEB). Allerdings fiel der Kurs von rund 80 auf nur noch 10 Prozent.

Neues von ForestFinance

Seit Montag kann der ForestFinance Green Bond (WKN A3E46B) über die Börse Frankfurt gezeichnet werden. Die grüne Anleihe bietet 5,1 Prozent und läuft bis Ende November 2020. Mindestanlagesumme sind 1.000 Euro. Mit der Anleihe investieren Anleger in sieben nachhaltige Projekte entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Wald- und Landwirtschaft, Agroforstsystemen und Ernährungswirtschaft, wie der Anbieter wirbt.

von: Anna-Maria Borse

13. November 2020, © Deutsche Börse AG

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)