FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Steigende DAX-Kurse nutzt so mancher Anleger zur Mitnahme von Gewinnen. In den
Depots landen Tracker des Russel 2000, MSCI Europe und Stoxx Europe 50 sowie
Aktien von Finanzunternehmen und Industriegüterherstellern.
2. Juni 2020. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Über die unklaren langfristigen
Corona-Folgen scheinen sich Marktteilnehmer gegenwärtig kaum den Kopf zu
zerbrechen. Nach einem Wochenplus von 4,3 Prozent mit 11.586 Punkten schafft
der Leitindex mittlerweiledie 12.000-Punkte-Marke. Carsten Schröder von der
Société Générale beschreibt die Stimmung als vorsichtig optimistisch. "So recht
nachvollziehen können Investoren die Rallye vermutlich nicht."
Nach Ansicht von Pascal Blanqué und Vincent Mortier von Amundi sollten sich
Anleger davor hüten, die derzeitige Gelassenheit als Indiz dafür zu sehen, dass
das Schlimmste bereits überstanden sei. Die enormen fiskalischen und monetären
Maßnahmen böten lediglich Schutz für die kommenden sechs Monate. Sollte die
Rezession schlimmer ausfallen als gedacht und die Rufe nach noch mehr Geld
nicht erhört werden, könne die Enttäuschung darüber durchaus weitere
Korrekturen auslösen.
Gemischte Gemengelage
Im Handel mit Indexfonds fehlt es Schröder an eindeutigen Trends. Anleger
positionierten sich seit Ende vergangener Woche verstärkt in Russel 2000-ETFs
(WKN A1XEJT) und ESG MSCI USA Leaders von iShares. Überwiegend in den Depots
landeten zudem Tracker des MSCI Europe (WKN A0MZWQ).
Gleichzeitig trennten sich Investoren unterm Strich von US-Aktien im S&P 500
(WKN 622391), britischen Nebenwerten im FTSE 250 (WKN A12CX0) und
Schwellenländer-Aktien im MSCI EM (WKN A0HGWC).
Im Rentenbereich verbucht die Société Générale zumeist Abflüsse aus Bonds
europäischer Staaten im Barclays Capital 1-3 Year Euro Treasury Bond (WKN
A1JKSV) und italienischen Staatsanleihen im Barclays Italy Treasury Bond Index
(WKN A1JXZH).
Anleger streichen DAX-Gewinne ein
Vor dem Hintergrund deutlich höherer ETF-Umsätze spricht Oliver Kilian von
einem insgesamt leichten Verkaufsüberhang von Aktien-ETFs und einem sehr
ruhigen und unauffälligen Handel mit Fixed Income-Werten. Kaum überraschend
kommen für den UniCredit-Händler die Abflüsse aus DAX-Produkten (WKNs 593393,
ETF001). "Viele unserer Kunden positionierten sich vielleicht im März und April
bei DAX-Ständen um 9.000 Punkte und nehmen nun ihre Gewinne mit." Unterm Strich
gekauft worden seien indes französische Standardwerte im CAC 40. Ebenso
punkteten Tracker breit aufgestellter Aktienportfolios wie MSCI Europe (WKNs
A0MZWQ, A0RPWG) und Stoxx Europe 50 (WKN 935926) mit zumeist Zuflüssen.
Finanzwerte und Industriegüter gesucht
Nachdem in den vergangenen Wochen Technologieaktien bei den UniCredit-Kunden im
Vordergrund standen, erkennt Kilian derzeit eine Vorliebe für Industriegüter
und Dienstleistungen (WKN A0H08J) europäischer Produzenten, Banken im Euro
Stoxx Banks (WKN 628930) und US-Finanzhäuser im S&P 500 Financial Services
Index (WKN A142NY) "Fast ausschließlich Abflüsse sehen wir aus Nasdaq-ETFs
(WKNs 801498, A0YEDL)."
Europäer setzen auf häufiger auf Themen
Themenfonds definiert Morningstar als wichtiges Wachstumssegment der Branche.
Die investierten knapp 200 Milliarden US-Dollar in aktiv und passiv verwalteten
Fonds zum Ende vergangenen Jahres entsprechen dem Analysehaus zufolge zwar
lediglich rund einem Prozent der weltweiten Fonds-Gelder. Im Vergleich zu 0,1
Prozent vor zehn Jahren habe sich die Quote dennoch verzehnfacht. Europa stehe
bei Themenfonds mit einem Marktanteil von 54 Prozent ganz vorn gefolgt von den
Vereinigten Staaten.
Wer in einen Themenfonds investiert, geht nach Meinung von Morningstar eine
Wette gegen den Markt ein. Er spekuliere darauf, dass ein oftmals sehr
spezielles Thema den Durchbruch erzielen wird und künftig eine deutlich größere
Bedeutung am Markt erlangt. Häufig steckten hinter spezialisierten Themen
kleinere Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung, weshalb eine
Investition höhere Risiken mit sich bringe.
Höhere Risiken einkalkulieren
Ob sich dieser Vorsprung für europäische Investoren bezahlt mache, könne
Morningstar angesichts der geringen Historie vieler Fonds nicht abschließend
beurteilen. Insgesamt sei die Performance von Themenfonds nicht berauschend.
Zudem belaste die hohe Liquidationsquote die Bilanz dieser Produkte. Von rund
1.400 Themenfonds wurden demnach inzwischen mehr als 420 aufgelöst.
von: Iris Merker
2. Juni 2020, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)