FRANKFURT (awp international) - Der Dax dürfte am Mittwoch seiner jüngsten Rally Tribut zollen. Angetrieben von der Einigung der EU auf das grösste Haushalts- und Finanzpaket ihrer Geschichte war der Leitindex am Vortag bis auf 13 313 Punkte geklettert und hatte wieder das Niveau von Ende Februar erreicht. Nun stehen die USA und die genaue Ausgestaltung ihres nächsten fiskalischen Hilfspakets im Blick. Der X-Dax signalisiert für den deutschen Leitindex rund eine Dreiviertelstunde vor dem Handelsstart ein Minus von 0,3 Prozent auf 13 130 Punkte. Im Leitindex der Eurozone, dem EuroStoxx 50 , werden ebenfalls Gewinnmitnahmen erwartet.

Nicht nur laut Marktstratege Michael McCarthy von CMC Markets warten die Anleger nun auf die nächsten Konjunkturimpulse der Amerikaner. Auch Analystin Antje Praefcke sagte: "Kaum ist das Geschachere ums Geld in Europa beendet, geht's auf der anderen Seite des Atlantiks wieder los." In den USA steht das fünfte Hilfsprogramm auf der Agenda, nachdem es bisher schon vier im Umfang von rund 2,5 Billionen US-Dollar gab. "Dabei klaffen die Grössenordnungen auseinander", erklärte Praefke, denn während die Republikaner eine Billion Dollar planten, wollten die Demokraten das dreifache.

So dürften die Gespräche darüber wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bevor es zu einer Einigung kommt. "Doch die Zeit drängt", gibt sie zu bedenken. Und McCarthy verweist zudem auf aufgekommene Befürchtungen, dass die Zahlen über die Corona-Infektionen in den USA womöglich noch zu gering sein könnten.

Unter den Einzelwerten dürften nach vorgelegten Quartalszahlen die Aktien der Software AG sowie die des Immobilienkonzerns Hamborner Reit im Blick stehen. Das Darmstädter Software-Unternehmen erhielt inmitten der Corona-Pandemie im zweiten Quartal überraschend viele Aufträge. Alle Sparten konnten mehr Neugeschäft an Land ziehen als gedacht und ein Händler lobte, dass das operative Ergebnis (Ebita) sogar die höchste Analystenerwartung übertroffen habe.

Die Jahresprognose behielt die Software AG allerdings wegen neuer Risiken in der Pandemie bei. Sie stützt sich massgeblich nicht auf den Umsatz, sondern auf die Bestellungen. Vorbörslich ging es für die Papiere auf Tradegate - verglichen mit dem Xetra-Börsenschluss am Vorabend - um etwas mehr als ein halbes Prozent nach oben. Allerdings haben sich die Papiere von seit dem Corona-Tief im März bereits mehr als vollständig erholt und waren erst am Montag vor einer Woche auf den höchsten Stand seit November 2018 geklettert.

Hamborner Reit erwartet für das laufende Jahr trotz der Corona-Krise leicht höhere Miet- und Pachterlöse als im Vorjahr. Die für Immobilienkonzerne wichtige operative Kennziffer FFO soll zugleich nahezu auf dem Vorjahresniveau liegen.

Auch dem Hamburger Wirkstoff-Forscher Evotec sollte Aufmerksamkeit zuteilwerden. Er soll für die USA Antikörper gegen die Lungenkrankheit Covid-19 entwickeln und herstellen. Die Evotec-Tochter Just - Evotec Biologics hat vom US-Verteidigungsministerium einen entsprechenden Auftrag im Wert von bis zu 18,2 Millionen US-Dollar (15,9 Mio Euro) erhalten. Die Evotec-Aktien profitierten auf Tradegate bereits mit einem Kursaufschlag von etwas mehr als 3 Prozent./ck/zb