PARIS/LONDON (awp international) - Die europäischen Börsen haben am Dienstag nach dem panikartigen Ausverkauf zur Erholung angesetzt. Die Hoffnung auf stützende Massnahmen internationaler Regierungen in der Coronavirus-Krise wurde erneut als Stütze für den EuroStoxx genannt. Der Eurozonen-Leitindex stieg am Vormittag um 3,8 Prozent auf 3073,53 Punkte - und kehrte so über die runde Marke von 3000 Zählern zurück. Unter dieser hatte er am Vortag sein Tief seit Anfang Januar erreicht.

Der Pariser Cac 40 stieg um 4,1 Prozent auf 4900,20 Zähler und der Londoner FTSE 100 legte 3,6 Prozent auf 6179,30 Punkte zu. In Mailand rückte der FTSE MIB um fast 3 Prozent vor, auch wenn die virusbedingten Sperrungen auf ganz Italien ausgedehnt wurden. Zuvor hatten sich die Kurse schon in Asien im Handelsverlauf erholt, auch wenn der Druck im New Yorker Handel am Vorabend bis zum dortigen Schluss nicht nachgelassen hatte.

Wieder aufs Parkett wagen sich die Anleger nach einer neuerlichen Ankündigung von Donald Trump. Der US-Präsident stellte in der Nacht bei einem kurzfristig anberaumten Auftritt ein Massnahmenpaket in Aussicht, um den wirtschaftlichen Auswirkungen durch das neuartige Coronavirus entgegenzusteuern. Auch in Japan wurde über Vorbereitungen für einen Notfallplan berichtet.

Trump hatte angekündigt, dass die Regierung mit dem Kongress unter anderem über Lohnsteuererleichterungen sowie über Kredite für Kleinunternehmen reden werde. "Es gibt zwar noch nichts Offizielles, aber die verbale Intention hat den Märkten ohne Zweifel geholfen", sagte Marktbeobachter Stephen Innes vom Broker Axicorp.

Die Krise zieht in Europa ihre Kreise, in Italien sollen die rund 60 Millionen Einwohner seit Dienstag möglichst zu Hause bleiben. Zarte Hoffnung gibt es derweil im Land des Ausbruchs: Die Behörden in China haben nur noch 19 neu nachgewiesene Virusfällen vermeldet. Dies war der niedrigste Anstieg der Infektionen seit Beginn der täglichen Epidemie-Berichte vor sieben Wochen.

Die Erholung an führten die am Vortag besonders schwer abgestürzten Aktien aus den Branchen Öl, Banken, Rohstoffe und Automobile - mit Anstiegen von mehr als 5 Prozent bei ihren Sektorindizes. Papiere des italienischen Ölkonzerns Eni waren im EuroStoxx mit einem Kurssprung um 9 Prozent der Spitzenreiter. Allerdings waren sie am Vortag auch um mehr als 20 Prozent eingebrochen. Auch die Ölpreise zeigten am Dienstag eine Gegenreaktion auf den Preisschock wegen einer gescheiterten Opec-Einigung auf ein Förderlimit.

Bei Banken führten unter anderem die Papiere der Banco Santander und der Societe Generale die Erholung mit Gewinnen von mehr als 7 Prozent an. Im Autosektor hatten Renault mit mehr als 10 Prozent Plus die Vorreiterrolle inne. Stark entwickelten sich hier im Schlepptau auch Zuliefertitel wie Faurecia oder Valeo . Ermutigend wirkte hier die Aussage des Konkurrenten Schaeffler , wonach die Kapazitätsauslastung in China mittlerweile wieder bei 70 Prozent liege.

Nach Aussagen von Trump will die US-Regierung auch Gespräche mit Fluggesellschaften, Kreuzfahrtveranstaltern und der Hotelindustrie führen, um Entlastung zu schaffen. Auch bei Aktien aus diesen Branchen besserte sich am Dienstag das Stimmungsbild: Easyjet , IAG , Air France-KLM sowie Tui stiegen um 8 Prozent oder mehr. Carnival, Intercontinental Hotels und Accor verbuchten Anstiege zwischen 4 und 7,5 Prozent./tih/stw