Auf die Vorzüge des Geschäftsmodells - das dem Plattformmodell von Amazon nachempfunden ist - soll hier nicht näher eingegangen werden, da dieses Thema bereits in diesem redaktionellen Artikel ausführlich behandelt wurde.  

Es sei jedoch daran erinnert, dass Zalando eher als Dienstleister für die Fast-Fashion-Branche - vor allem in den Bereichen Marketing und Logistik - und nicht als traditioneller Einzelhändler zu betrachten ist.

Bislang hat es das Unternehmen noch nicht in den Europa One Fonds oder in unser Investorportfolio Europa geschafft. Die Bewertung von Zalando im vergangenen Herbst  - x0,4-x0,5 des Umsatzes trotz einer beeindruckenden Wachstumsbilanz - erinnerte jedoch unweigerlich an Zooplus, das seinerzeit zu unseren besten Anlagen gehörte.

Die gute Nachricht zuerst: Das operative Geschäft ist im grünen Bereich, mit einer positiven Cash-Generierung und einem Nettoergebnis, das alles in allem die tatsächliche Ertragskraft gut widerspiegelt.

Das Management nutzte einen Teil des überschüssigen Cashflows für einen bescheidenen Schuldenabbau und einen Aktienrückkauf, der auf den ersten Blick bemerkenswert gut durchgeführt wurde, d.h. zu historisch niedrigen Bewertungsmultiplikatoren. Die Nettoverschuldung bleibt negativ und die Bilanz komfortabel. Auf dieser Ebene besteht kein Grund zur Sorge.

Die weniger gute Nachricht: Nach fünfzehn Jahren Expansion auf Sparflamme kommt das Wachstum aufgrund des schwachen ersten Quartals und der nachlassenden Wirkung der Pandemie zum Stillstand. Unter Berücksichtigung der Inflation ist sogar ein Rückgang zu verzeichnen.

Gleichzeitig sank die Bruttomarge auf den niedrigsten Stand seit acht Jahren. Hier zeigt sich, wie stark der operative Hebel bei Zalando wirkt: Die Bruttomarge ist zwar nur um 300 Basispunkte von 42 % auf 39 % gesunken, doch kostet dies das Unternehmen direkt zwischen 150 und 200 Mio. Euro an Nettogewinn.

Das international geschätzte Management verspricht Besserung im Jahr 2023. Es scheint sich jedoch von den zweistelligen Wachstumsraten früherer Zeiten verabschiedet zu haben.