Von Ulrike Dauer
FRANKFURT (Dow Jones)--Zalando macht es am Mittwoch spannend. Der Online-Modehändler will nicht nur einen Ausblick für 2024 veröffentlichen, sondern auch ein Strategie-Update, das darüber hinausgeht. Die eigenen Ziele für 2023 dürfte der Konzern erreicht haben, der im November nochmal an den Schrauben gedreht und den erst im August konkretisierten Ausblick für Umsatz und Bruttowarenwert (GMV) bereits wieder gesenkt hat. Die Wachstumsannahmen waren augenscheinlich zu optimistisch. Im laufenden Jahr dürfte sich der Fokus auf Gewinnsteigerung und Margenverbesserung fortsetzen. Den Konsensschätzungen zufolge sollte Zalando da deutlich mehr liefern.
Zalando wird die Ergebnisse für 2023, den Ausblick und das Strategie-Update voraussichtlich am Mittwoch, den 13. März vorbörslich veröffentlichen.
WORAUF ANLEGER ACHTEN SOLLTEN:
RÜCKBLICK - Im März 2023 hat sich Zalando einen Paradigmenwechsel verordnet mit einem stärkeren Fokus auf Gewinnerzielung, Dieser schloss auch die Vereinfachung der Organisationsstruktur und - erstmals seit 2018 - einen Netto-Stellenabbau ein von mehreren hundert Positionen vor allem am Firmensitz in Berlin. Das Ziel eines Bruttowarenwerts (GMV) von mehr als 30 Milliarden Euro hat Zalando von 2025 auf "langfristig" verschoben. Stattdessen hat der DAX-Konzern für das EBIT-Margenziel von 3 bis 6 Prozent 2025 das obere Ende in Aussicht gestellt.
2023 dürfte es beim EBIT - trotz bescheidener Zuwächse im Schlussquartal - für eine Landung etwa in der Mitte der Zielspanne gereicht haben. Diese beläuft sich auf mindestens 300 Millionen Euro und maximal 350 Millionen Euro. Die Konsensschätzung von 324 Millionen Euro sieht ein sattes Plus von 75 Prozent im Vorjahresvergleich vor. Auch die EBIT-Marge dürfte sich deutlich verbessert haben. Rückgänge gibt es hingegen beim GMV, der auch die Gebühren zur Nutzung der Plattform einschließt, und beim Umsatz. Beim GMV peilt Zalando eine Spannbreite zwischen minus 2 Prozent und plus 1 Prozent an, beim Umsatz einen Rückgang zwischen 3 und 0,5 Prozent. Das sollte erreicht worden sein. Für schwarze Zahlen unter dem Strich sollte es diesmal auch im Schlussquartal gereicht haben.
AUSBLICK - Bisher zeichnet sich die Konsumgüterbranche angesichts der makroökonomisch und geopolitisch getriebenen Nachfrageschwäche durch verhaltene Ausblicke für 2024 aus. Wachstum war gestern. Zalando dürfte RBC zufolge aber - anders als mancher Wettbewerber - von seinem breiten Produktangebot profitieren, das Designermode, Sportartikel, Schuhe, Kosmetik und lokal relevante Marken umfasst. Das dürfte bei Zalando zu einer Steigerung beim Bruttowarenwert auch im laufenden Jahr führen, während beispielsweise bei Asos und Boohoo mit Rückgängen zu rechnen sei.
Das EBIT-Margenziel für 2025 steht. Nun muss Zalando nur noch erklären, wie weit man 2024 in diese Richtung marschieren will. Abhängen wird dies auch davon, inwieweit die 2023 eingeleiteten Maßnahmen zur Kostensenkung und Ertragssteigerung greifen. Vielleicht gibt es ja ein neues Zieljahr für die 30-Milliarden-Euro-Schallmauer beim GMV.
STRATEGIE-UPDATE - Zalando will Aufschluss darüber geben, wie der Konzern mit den aktuellen Herausforderungen umgeht und Chancen nutzt, um langfristiges Wachstum zu erzielen. Die Analysten von der DZ Bank rechnen weniger mit Impulsen für steigende Konsensschätzungen. Zalando dürfte über neue Technologien (KI-gestützte Modeberatung), das erweiterte Logistikangebot sowie über die veränderte Sortimentspolitik (mehr Designer-/Luxusartikel) und die neue Kundenansprache (inspirierendes "Storytelling") informieren. Die Logistik-Infrastruktur soll besser ausgenutzt - und auch für Dritte geöffnet -, Retouren(kosten) reduziert werden. Inwieweit es Zalando in dem wettbewerbsintensiven Marktumfeld gelinge, Verbraucher von margenverzehrenden Rabatten zu entwöhnen und sich stärker im Premium-Segment zu positionieren, bleibe abzuwarten. Eine Rückkehr zu zweistelligen GMV-Wachstumsraten sei selbst bei einer deutlichen Verbesserung des Konsumklimas (auch mittelfristig) nicht zu erwarten.
Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum vierten Quartal und Gesamtjahr 2023:
=== . PROG PROG PROG 4. QUARTAL 4Q23 ggVj Zahl 4Q22 GMV 4.521 -1% 14 4.570 Umsatz 3.096 -2% 16 3.168 EBIT bereinigt 158 +8% 15 146 EBIT-Marge bereinigt 5,1 -- -- 4,6 Ergebnis nach Steuern 78 -- 13 -66 Ergebnis je Aktie 0,29 -- 10 -0,26 . PROG PROG PROG GESAMTJAHR Gj23 ggVj Zahl Gj22 GMV 14.683 -1% 16 14.798 Umsatz 10.162 -2% 19 10.345 EBIT bereinigt 324 +75% 18 185 EBIT-Marge bereinigt 3,2 -- -- 1,8 Ergebnis nach Steuern 96 -- 17 17 Ergebnis je Aktie 0,37 -- 15 0,07 . PROG PROG GESAMTJAHR Gj24 Zahl GMV 15.310 16 Umsatz 10.441 19 EBIT bereinigt 413 18 EBIT-Marge bereinigt 4,0 -- Ergebnis nach Steuern 189 17 Ergebnis je Aktie 0,74 15 ===
ERLÄUTERUNGEN:
- GMV = Bruttowarenwert (gross merchandise value)
- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie in Euro, Marge in Prozent
- Bilanzierung nach IFRS
- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Visible Alpha
- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum
- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr
- alle Angaben ohne Gewähr
Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_
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March 08, 2024 09:00 ET (14:00 GMT)