WKB- Wirtschaftsbrief

ln Zusammenarbeit mit der Walliser Industrie- und Handelskammer (WIK) und der Walliser Landwirtschaftskammer (WLK)

Juni 2024

Fühlen Sie sich zuhause

wkb.ch

Standpunkt der

Walliser Kantonalbank

Innovation -

eine ständige Herausforderung

Moderates Wachstum - diese beiden Worte fassen die Wirtschafts- prognose 2024 für die Schweiz zusammen, die vor kurzem vom Institut BAK Economics veröffentlicht wurde. Dieses erwartet für unser Land ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,4 Prozent, während sich das Beschäftigungswachstum auf 0,4 Prozent beschränkt. Im Gros- sen und Ganzen können diese Zahlen des Wirtschaftswachstums auf das Wallis übertragen werden. Das BIP dürfte etwa 1 Prozent betragen und damit leicht unter dem Landesdurchschnitt liegen. Zwischen den verschiedenen Berufssektoren gibt es jedoch Unterschiede, wie der Inhalt dieses Wirtschaftsbriefs der Walliser Kantonalbank (WKB) zeigt.

Diese Daten müssen mit etwas Abstand analysiert und in einen allge- meinen Kontext gestellt werden. Wir dürfen nicht vergessen, welchen verschlungenen Weg die Wirtschaft in den letzten Jahren genommen hat. Auf Gesundheits- und Energiekrisen folgten schliesslich geopoli- tische Konflikte in Europa und im Nahen Osten. All dies sind Faktoren, die die Wirtschaft stark beeinflussen. Dennoch bleibt die Lage in der Schweiz und im Wallis auch im Jahr 2024 positiv und günstig. Dies zeigt die enorme Widerstandskraft dieser Wirtschaft, die sich an alle Umstände anpassen kann. Unser Kanton hat eine hohe Innovations- kraft bewiesen, um seine Diversifizierung und Entwicklung fortzuset- zen. Das Wallis hat sein Know-how und seine Dynamik unter Beweis gestellt und wird dies auch weiterhin tun. Im Jahr 2023 wurden mehr als 2'300 Unternehmen auf Walliser Boden gegründet.

Innovation ist ein wichtiger Trumpf für den Kanton, die KMU, die Unter- nehmer, die Forschungsinstitute und natürlich auch für die WKB. Die Bank hat dies verstanden, denn einer der vier Werte, auf denen ihre Strategie beruht, ist Innovation. Diese kann sich auf verschiedene Arten konkretisieren. Die Bank unterstützt, ermutigt, fördert und belohnt Innovationen. Die WKB ist die Initiatorin des Prix Créateurs, der 2007 ins Leben gerufen wurde und dieses Jahr seine fünfzehnte Ausgabe feiert. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden mehr als 700 Bewerbungs- dossiers eingereicht. Durch diese finanzielle Unterstützung ist die Bank eine wichtige Partnerin für diese Unternehmer, die in unser regionales Wirtschaftsgefüge investieren und sich weiterentwickeln möchten.

Innovation wird bei der WKB täglich gelebt. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und sich von der Konkurrenz abzuheben, führt sie immer wieder originelle Bankprodukte und -dienstleistungen ein. Innovation bedeutet aber auch und nicht zuletzt die Digitalisierung der Arbeitsins- trumente und die Implementierung neuer Technologien zur Optimie- rung der Prozesse. Ihre Auswirkungen auf die WKB und auf alle Akteure der Wirtschaft sind enorm. Wir stehen wahrscheinlich erst am Anfang eines Umbruchs, der von der Künstlichen Intelligenz (KI) angetrieben wird. Die durch ChatGPT populär gewordene KI wird eine immer wich- tigere Rolle in vielen Wirtschaftsbereichen spielen und tut es bereits. Sie wird Berufe revolutionieren, Arbeitsplätze mit hoher Wertschöp- fung schaffen und immer höhere Qualifikationen erfordern. Sie wird Chancen bieten, die es zu nutzen gilt. Ich habe volles Vertrauen in die Fähigkeit der Walliser Wirtschaft und der WKB, diese Herausforderung zu meistern.

Oliver Schnyder

Präsident der Generaldirektion der Walliser Kantonalbank

Branchenkommentar zur Walliser Wirtschaft

Nationale und internationale Rahmenbedingungen

Welt

Die Weltwirtschaft hat sich gerade erst von den Folgen der Pandemie erholt, als sie erneut auf die Probe gestellt wird. Der Krieg, der auf europäischem Boden zwischen Russland und der Ukraine geführt wird, und der Nahostkon- flikt führen zu einer wachsenden Unsicherheit. Diese verstärkt globale Trends wie das Nearshoring, also die Verlagerung von Wirtschaftsaktivitäten in eine Region oder ein Land in der Nähe. Die Förderung dieser Wirtschaftspolitik hat jedoch zur Folge, dass der internationale Handel beeinträchtigt wird. Auch der Anstieg der Zinssätze in den letzten Jahren und der beträchtliche Umfang der Staatsschulden bleiben nicht ohne Auswirkungen. Die Nachfrage sinkt und die Risiken steigen. All diese Faktoren haben wirtschaftliche Auswirkungen. So liegt das von BAK Economics prognostizierte Wachstum des weltweiten Brutto- inlandsprodukts (BIP) bei 2,5 Prozent und damit etwas niedriger als im Vorjahr (2,9%).

Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts

8%

6%

4%

2%

OEF

0%

Economics,

-2%

-4%

BAK

-6%

Quelle:

-8%

2020

2021

2022

2023

2024

2019

Wallis

Schweiz

USA

Eurozone

Schweiz

Als kleine offene Volkswirtschaft bekommt die Schweiz die Auswirkungen der weltweiten wirtschaftlichen Entwicklungen und geopolitischen Konflikte besonders stark zu spüren. Sie befindet sich derzeit in einer sehr moderaten Wachstumsphase.

Im zweiten Halbjahr 2023 und im ersten Quartal 2024 wuchs das Schweizer BIP in einer Bandbreite von 0,2 bis 0,3 Prozent (Veränderung zum Vorquartal, sportbereinigt). Die jüngsten Prognosen von BAK Economics zeigen jedoch, dass sich das langsame, aber dynamische Wachstum in den nächsten Quar- talen allmählich bemerkbar machen dürfte. Aufgrund des verhaltenen Jahres- auftakts erwartet BAK Economics für das Jahr 2024 jedoch nur ein Wachstum des Schweizer BIP von 1,1 Prozent (sportbereinigt, 2023: +1,3%).

Die für die kommenden Monate erwartete Konjunkturerholung wird haupt- sächlich auf den Exportindustriesektor zurückzuführen sein. Die rezessive Phase, in der sich dieser seit einigen Quartalen befand, wird vorübergehen. Mehr noch, ein dynamischer Anstieg des Sektors wird im Laufe des Jahres 2024 erwartet. Aber Vorsicht: Die Risiken, die mit der Entwicklung Deutschlands und Chinas, zweier wichtiger Handelspartner, verbunden sind, sind nach wie vor relativ hoch.

Hingegen werden viele Dienstleistungsbereiche weniger zum Wachstum beitragen als im vergangenen Jahr. Dies gilt insbesondere für den privaten Konsum. Die starke Nettozuwanderung in den Arbeitsmarkt, die den privaten Konsum im letzten Jahr stark angekurbelte, wird aufgrund der moderaten Konjunktur an Schwung verlieren. Hinzu kommt ausserdem ein anhaltender Druck auf die Kaufkraft. Zwar ist die Inflation deutlich zurückgegangen, aber die Inflationstreiber haben sich im nationalen Kontext auf nennenswerte Konsumbestandteile wie Miet- und Strompreise verlagert. Diese können nur schwer umgangen werden, was dazu führt, dass der Konsum an anderer Stel- le eingeschränkt werden muss. Die höheren Krankenversicherungsprämien haben einen vergleichbaren Effekt.

Für 2024 prognostiziert BAK Economics dennoch ein Beschäftigungswachstum, das jedoch auf nur 0,4 Prozent begrenzt ist.

Prognosen für

die Walliser Wirtschaft

Gesamtwirtschaft

Im Jahr 2024 wird das Wirtschaftswachstum im Wallis dem des Vorjahres sehr nahe kommen. So dürfte das reale BIP von 1,0 Prozent im 2023 auf 1,1 Prozent im 2024 steigen. Allerdings sind diese Zahlen niedriger als jene für 2022. Die aktuelle Entwicklung einer moderat wachsenden Wirtschaft wird sich fortsetzen, wobei die Walliser Prognosen knapp unter dem Schweizer Durchschnitt von 1,4 Prozent liegen.

Der durch die Covid-19-Jahre bedingte Aufholeffekt hat nachgelassen, was den Rückgang der Wachstumsraten erklärt. In diesem Zusammenhang dürfte sich die wichtige chemisch-pharmazeutische Industrie erholen und ihr Wachstum von -1,1 auf 3,9 Prozent steigern. Insgesamt werden sich die Zahlen des Wirtschaftswachstums auf einem ähnlichen Niveau wie in der Gesamtschweiz bewegen.

Im 2024 dürfte das reale Walliser BIP um 1,1% steigen.

Der Industriesektor wird einen wichtigen Beitrag zum Wertschöpfungs- wachstum leisten (+2,1%), während für den tertiären Sektor ein moderate- res Wachstum erwartet wird (+1,0%). Einzig im primären Sektor wird die reale Wertschöpfung sinken (-1,9%).

Primärer Sektor

Insgesamt blickt die Walliser Landwirtschaft auf ein zufriedenstellendes Jahr 2023 zurück. Gemäss dem Bundesamt für Statistik stieg der geschätz- te Produktionswert des Landwirtschaftszweigs im Wallis, welcher den Wert der direkt von den Landwirten verarbeiteten Ernten beinhaltet, im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 % an.

Pflanzenproduktion

Die Wetterbedingungen waren erneut wechselhaft. Auf einen feuchten Frühling folgte ein trockener Sommer, der bis in den Oktober hinein andau- erte. Der 24. Juli 2023 wird im kollektiven Gedächtnis bleiben: Ein Hagel- sturm verwüstete die Talebene auf ihrer gesamten Breite von Evionnaz bis Bramois. Die Obstkulturen erlitten schwere wirtschaftliche Verluste. Im Tafelgeschäft erreichten die Mengen an Kern- und Steinobst die Hälfte des Zehnjahresdurchschnitts. Ein grosser Teil wurde an die verarbeiten- de Industrie weitergeleitet. Laut BFS führte dies zu einem Rückgang des Wertes der Walliser Obstproduktion um 19%. Beeren und Gemüse blieben glücklicherweise von diesem himmlischen Unheil verschont. Die Weinreben lieferten einen Jahrgang von aussergewöhnlicher Qualität und von einer Quantität über dem Zehnjahresdurchschnitt. Die Ernte und der Anbau von Getreide lagen im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Der Wert der Pflan- zenproduktion stieg um 3,4%.

Tierproduktion

Das BFS schätzt, dass der Wert des Tiersektors leicht geschrumpft ist (-1,5%). Die Milchbranche verzeichnete erneut einen Produktionsrückgang. Dafür verbesserte sich die Gesamtverwertung, da mehr Walliser Milch für die Herstellung von Käse verwendet wird. Die Gesamtverwertung von Schlachttieren blieb stabil. Im Geflügelsektor kam der Aufwärtstrend zum Stillstand.

Hochschulen und Giganten der Lebensmittelindustrie. AgroImpact hat Messinstrumente entwickelt, die den IPCC-Standards entsprechen, aber an die Realität der Schweizer Landwirtschaft angepasst sind. Mit diesem innovativen Ansatz konnte bereits nachgewiesen werden, dass Schweizer Bauernhöfe mehr CO binden als sie ausstossen: Ihr CO-Fussabdruck ist also negativ. Die Lebensmittelindustrie ist bereit, CO-arme Landwirt- schaftserzeugnisse zu erwerben und den Preis dafür zu zahlen. Wir erleben die Entwicklung eines neuen, wertschöpfenden Marktes, der sich für die landwirtschaftlichen KMU im Wallis öffnet.

Von 2013 bis 2023 verlor das Wallis fast 1'000 ha Landwirtschaftsfläche. Im Berggebiet betrifft der Rückgang in erster Linie die Grünlandflächen. Der Rückgang der landwirtschaftlichen Nutzung und der geringe Vieh- besatz verleiten zu einem Verzicht auf das Mähen und Beweiden. Dies führt zur Verbuschung und schliesslich zur Wiederbewaldung dieser Flächen. Im Bereich der Talebene nagt der Druck von Gebäuden und Infrastrukturen nach und nach am Agrarboden.

Im selben Zeitraum blieb die Zahl der Rinder stabil. Der Schafbestand brach um 40% und der Ziegenbestand um mehr als 20% ein. Viele Klein- viehhalter gaben ihre Herden auf, weil Wölfe die Weidewirtschaft auf unseren Almen zerstörten. Infolge der steigenden Nachfrage der Konsu- menten nach weissem Fleisch hat sich die Zahl der Masthähnchen in einem Jahrzehnt mehr als verdreifacht. Die Haltung von Pferden hat sich fast verdoppelt: Pferde sind in weiten Teilen der nichtlandwirtschaftli- chen Bevölkerung im Aufwind.

Ist die Landwirtschaft Ursache oder Opfer des Klimawandels?

Pierre-Yves Felley

Die Landwirtschaft im Wallis ist eines der am stärksten vom Klimawandel

Direktor der Walliser

betroffenen Opfer: Frost, Hagel, Trockenheit, sintflutartige Regenfälle und

Landwirtschaftskammer

das Auftreten exotischer Schädlinge treffen unsere Kulturen sehr hart.

Gleichzeitig wird die Landwirtschaft von der Volksmeinung beschuldigt,

das Klima zu killen. Dabei wird die Produktion von rotem Fleisch besonders

ins Visier genommen. Dieses Missverständnis liegt darin begründet, dass

der Einfluss der Schweizer Landwirtschaft auf den Klimawandel anhand

von Werten gemessen wird, die weltweit vom Intergovernmental Panel

on Climate Change (IPCC) berechnet wurden. Anders ausgedrückt: Die der

Landwirtschaft weltweit zugeschriebenen Treibhausgasemissionen über-

steigen die tatsächlichen Emissionen der Schweizer Landwirtschaft deut-

lich. Darüber hinaus ist die Landwirtschaft einer der wenigen Wirtschafts-

zweige, die für sich in Anspruch nehmen können, CO durch Photosynthese

zu binden. Leider setzt die Wiederholung dieser anklagenden Botschaften

in den Medien das Image unserer Landwirtschaft und ihrer Produkte herab.

Um diesen Gerüchten entgegenzuwirken, wurde der Verein AgroImpact

von Landwirtschaftskammern gegründet, darunter die Walliser Land-

wirtschaftskammer, Nichtregierungsorganisationen, Beratungsdiensten,

Sekundärer Sektor

Wie in der gesamten Walliser Wirtschaft wird das Wertschöpfungs- wachstum des sekundären Sektors im 2024 gegenüber den Vorjahren auf 2,1 Prozent sinken. Während die chemisch-pharmazeutische Industrie 2023 ihren Tiefpunkt erreicht hatte, wird sie 2024 wieder ein erfreuliches Wachstum von 3,9 Prozent verzeichnen. Im Gegensatz dazu wird das Wachstum im Bereich der Investitionsgüter auf 0,8 Prozent sinken (2023: 2,6%). In den Bereichen Energie und Wasser sowie im Baugewerbe werden die Wachstumsraten auf ähnlichem Niveau wie 2023 liegen, nämlich bei 1,3 Prozent (2023: 1,2%) bzw. 1,9 Prozent (2023: 1,8%).

Mit -2,2 Prozent bleibt die prognostizierte Wachstumsrate für die anderen Bereiche des sekundären Sektors jedoch die niedrigste. Dieser Wert liegt jedoch nach wie vor deutlich über dem des Vorjahres (2023: -7,6%).

Der Sektor der chemisch- pharmazeutischen Industrie wird im 2024 wieder ein erfreuliches

Wachstum von 3,9% verzeichnen.

Chemisch-pharmazeutische Industrie

In der Pandemiezeit erlebte die chemisch-pharmazeutische Industrie durch die Inbetriebnahme von neuen Produktions- und Forschungsstät- ten von Lonza in Visp einen regelrechten Boom. Diese Dynamik hatte sich bereits im 2023 weitgehend abgeschwächt: das Wachstum sank von 7,1 auf -1,1 Prozent. Für das laufende Jahr prognostiziert BAK Economics diesem Sektor wieder ein deutlich höheres Wertschöpfungswachstum von rund 3,9 Prozent.

Investitionsgüter

Im 2023 hat die Bruttowertschöpfung der Investitionsgüterindustrie einen starken Anstieg gegenüber dem Vorjahr erfahren, welcher bei 2,6% lag. Für 2024 wird ein geringeres Wachstum erwartet, nämlich 0,8%.

Die derzeitige Unsicherheit im globalen Kontext wirkt sich auf diesen Sektor besonders stark aus. Ein möglicher Rückgang der Investitionen und Exporte aufgrund des immer noch starken Frankens führt zu einer moderaten Wachstumsprognose von nur 0,8 Prozent.

Baugewerbe

Nach einem Rückgang der Wertschöpfung im Jahr 2022 (-4,1%) hat sich das Walliser Baugewerbe wieder erholt und konnte im 2023 wieder eine positive Wachstumsrate von 1,8 Prozent aufweisen. Diese wird auch für 2024 auf einem vergleichbaren Niveau liegen, wobei die Prognosen von einer Rate von 1,9 Prozent ausgehen.

Im vergangenen Jahr verzeichnete das Wallis vor allem einen Boom beim Bau von Mehrfamilienhäusern, während die Entwicklung beim Bau von Industrie- und Bürogebäuden negativ war. Während das Jahr 2023 von diesen beiden gegensätzlichen Trends geprägt war, wird das Jahr 2024 durch steigende Investitionen in den Bau von Hotels gekennzeichnet sein.

Entwicklung der Bruttowertschöpfung im sekundären Sektor

Quelle: BAK Economics

10%

2022

2023

2024

5%

0%

-5%

-10%

SEKTOR II

Chemie &

Investitionsgüter

Baugewerbe

Übriger

Energie-,

Pharma

sekundärer Sektor

Wasserversorgung

Tertiärer Sektor

Der tertiäre Sektor dürfte in unserem Kanton im Jahr 2024 ein Wachstum von 1,0 Prozent verzeichnen. Dieser geht damit im Vergleich zum Vorjahr etwas zurück (2023: +1,3%). Diese Zahlen waren hauptsächlich auf einen florierenden Tourismus zurückzuführen, vor allem in die Branchen Hotel- und Gastgewerbe (+12,9%) und Verkehr und Lagerei (+8,9%). Für 2024 wird eine Verlangsamung des Tourismus erwartet. Als Folge davon fielen die prognostizierten Wachstumsraten für diese beiden Branchen mit 4,4 bzw. 6,1 Prozent deutlich niedriger aus. Einzig der Finanzsektor weist mit 3,4 Prozent (2023: 0,4%) eine höhere Zahl als im Vorjahr auf. In allen anderen Sektoren ist das für 2024 erwartete Wachstum genauso niedrig wie im Vorjahr. Die Raten liegen alle zwischen -0,3 und 1,2 Prozent.

Hotel- und Gastgewerbe

Nach der Erholungsphase von der Pandemiekrise sind die Aussichten für das Hotel- und Gastgewerbe weiterhin positiv, insbesondere dank den Logiergästen aus Nordamerika und Asien. Für 2024 ist die Boomphase vorbei, wie ein Wachstum von 4,4 Prozent belegt. Aber die Zahl der erwar- teten Touristenankünfte bleibt auf einem hohen Niveau. Beliebte Reise- ziele wie Aletsch Arena oder die Region Zermatt werden auch in diesem Jahr Touristen in Scharen anziehen.

Handel

Wie schon im 2023 wird auch im 2024 mit einem geringen Wachstum der Wertschöpfung im Handel gerechnet (2023: 1,1%; 2024: 0,2%). Der Gross- handel wird weiterhin durch Lieferengpässe und globale Unsicherheiten beeinträchtigt. Diese machen auch vor dem Wallis nicht halt. Zudem wird die Konsumnachfrage in der Schweiz dieses Jahr an Schwung verlieren.

Im 2024 dürfte der tertiäre Sektor im Wallis um

1% wachsen.

Entwicklung der Bruttowertschöpfung in den Dienstleistungsbranchen

Quelle: BAK Economics

25%

20%

2022

2023

2024

15%

10%

5%

0%

-5%

-10%

-15%

-20%

Untern.

Öffentliche

Verkehr

Übrige Dienst-

SEKTOR III

Gastgewerbe bezog. Dienst-

Dienst-

Handel

Finanzsektor

& Lagerei

leistungen

leistungen

leistungen

Aus Sicht der Walliser Industrie- und Handelskammer

Das Ende der «Friedensdividende»?

Aus der Sicht eines Ökonomen sind Panzer, Kampfflugzeuge und andere Kanonen seltsame Maschinen: Diese Form von Kapital hat die höchste Rendite, wenn es nicht genutzt wird. «Die Aufrechterhaltung einer glaub- würdigen Abschreckung ist sehr teuer, aber nicht so teuer, wie in den Krieg zu ziehen, und noch weniger, als ihn zu verlieren», erklärte ein General vor kurzem im US-Senat.

Mit dem Ende des Kalten Krieges in den 1990er-Jahren halbierten die USA ihre Militärausgaben. Der US-amerikanische Staat setzte damit umgerech- net 3% seines BIP für seine Steuerzahler frei. Europa rüstete noch stärker ab: Die 12 europäischen Nationen, die 1989 Mitglieder der NATO waren, investierten 15 Jahre später 25% weniger in ihre Verteidigung, während sie ihre Sozialausgaben im selben Zeitraum verdoppelten.

In Zeiten geopolitischer Ruhe ermöglicht es die «Friedensdividende» den Regierungen, entweder die Steuern zu senken oder mehr Geld für öffent- liche Dienstleistungen auszugeben. Diese Ära ist leider zu Ende gegangen, da der Krieg an den Rändern Europas zurückkehrt, die Rivalitäten zwischen den Grossmächten im asiatisch-pazifischen Raum zunehmen und die Insta- bilität in der übrigen Welt steigt. Die Zeit ist reif für eine Aufrüstung.

Die USA sind für diese Zeitenwende besser positioniert als die EU. Die Anpassung des Alten Kontinents an die neuen geopolitischen Realitäten wird schwieriger sein, da die Europäer so wenig in ihre militärischen Fähig- keiten investiert haben. Deutschland zum Beispiel, das 2023 1,57% seines BIP für Verteidigung ausgab, müsste seine jährlichen Ausgaben auf nur 3,5% erhöhen, um den seit dem Ende des Kalten Krieges aufgelaufenen Rück- stand aufzuholen. Die Fragmentierung der europäischen Verteidigungs- industrie gepaart mit protektionistischer Politik erschwert und verteuert den Prozess zusätzlich.

Wie unsere Nachbarländer ihre Aufrüstung finanzieren werden, wird sich zwangsläufig auf das Wachstum und die Inflation in der Eurozone und damit indirekt auch auf die Schweiz auswirken. Die NATO-Mitglieder, die das von der Allianz gesetzte Ziel von 2% des BIP nicht erreichen, sind auch diejenigen, die wie Belgien und Frankreich, Deutschland und Spanien eher hohe Steuern haben. Wenn sie ihre Steuern nicht erhöhen wollen - oder können, müssen sie schmerzhafte Entscheidungen in ihren Haushalten treffen und ihre anderen öffentlichen Ausgaben, insbesondere die Sozial- ausgaben, kürzen. In beiden Fällen geht dies auf Kosten des Konsumklimas und damit ihres Wachstumspotenzials. Und da die Rüstungsindustrie bekanntermassen material- und personalintensiv ist, könnte ihre Expansion zu inflationärem Druck auf die Rohstoffpreise und Löhne führen.

Die Schweiz hat als kleines, weltoffenes Land stark von der relativen inter- nationalen Stabilität nach dem Ende des Kalten Krieges profitiert. Die wirtschaftlichen Liberalisierungen der späten 1990er-Jahre haben es uns ermöglicht, den grössten Nutzen daraus zu ziehen. Heute stehen wir vor demselben Dilemma wie unsere europäischen Nachbarn, da wir denselben Weg gewählt haben. Unsere wirtschaftliche Zukunft ist untrennbar mit unserer Sicherheit verbunden und wird von den Prioritäten abhängen, die wir in den kommenden Jahren setzen werden.

Vincent Riesen

Direktor der Walliser

Industrie- und Handelskammer

Die Walliser Kantonalbank, welche das Label Swiss Climate CO Optimiert erhalten hat, engagiert sich für die Umwelt. Dieses Dokument wird im Wallis gedruckt und aus Papier hergestellt, welches ausschliesslich aus rezyklierten Fasern besteht.

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WKB - Walliser Kantonalbank published this content on 20 June 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 20 June 2024 06:41:05 UTC.