(Neu: Kurs aktualisiert im 6. Absatz, Zitate Dommermuth im 7. und 8. Absatz.)

MONTABAUR (dpa-AFX) - Der Telekomanbieter United Internet kann weiter auf sein starkes Kundenwachstum zählen. Damit kann das Unternehmen von Konzernchef Ralph Dommermuth auch Belastungen aus Währungseffekten wettmachen - unter anderem den Absturz beim britischen Pfund. United Internet mit seinen Marken 1&1, GMX sowie Web.de ist europäischer Marktführer beim Webhosting - dem Speichern von Internet-Homepages und Daten auf Servern - hier ist unter anderem die britische Tochter Fasthosts aktiv. Die Prognosen für den Umsatz und das operative Ergebnis nahm der Konzern etwas zurück - ist gleichzeitig aber erneut optimistischer, was die Neuverträge angeht.

Der Umsatz kletterte im dritten Quartal um gut 5 Prozent auf 981,1 Millionen Euro, wie das TecDax-Schwergewicht am Dienstag in Montabaur mitteilte. Dabei habe der Wertverlust des britischen Pfunds infolge des Brexits belastet. Ohne Währungseffekte gerechnet sei das Unternehmen so kräftig gewachsen wie in den Vorquartalen.

PLUS BEI MOBILFUNKKUNDEN ÜBERRASCHEND STARK

Hauptgrund dafür waren 240 000 neue Mobilfunkkunden, die der Konzern mit seiner Marke 1&1 gewinnen konnte - deutlich mehr als von Analysten vorher geschätzt. United Internet mietet wie auch die Konkurrenten Freenet und Drillisch Leitungen von den Netzbetreibern und strickt daraus eigene Tarife für Kunden. Damit liegen die Anbieter oft günstiger als insbesondere die Premiummarken der Netzbetreiber selbst.

Im Gesamtjahr rechnet Dommermuth nun mit einem Vertragskundenzuwachs von insgesamt 940 000 bis 960 000 - darin sind auch DSL-Verträge und Kunden im Webhosting inbegriffen. Erst zur Jahresmitte hatte United Internet die Latte auf das Ziel 900 000 Neuverträge hochgeschraubt.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) wuchs um 4,5 Prozent auf knapp 213 Millionen Euro. Eine starke Neukundengewinnung dämpft das Wachstum beim Ergebnis tendenziell, weil der Konzern die Rabatte für neue Verträge direkt als Kosten verbucht. Mit den Finanzzahlen schnitt das Unternehmen wie von Experten erwartet ab - Analysten setzen das Abschneiden aber in aller Regel ins Verhältnis zu den gewonnenen Neukunden. Heike Pauls von der Commerzbank wertete das Ergebnisse daher als stark.

LEICHTE SENKUNG DER FINANZPROGNOSEN KEIN BEINBRUCH

Da war es für die Anleger auch kein Beinbruch, dass United Internet die Finanzprognosen unter anderem wegen Währungseffekten und der stärkeren Neukundengewinnung etwas zurücknahm. Die Aktie lag am Nachmittag 0,8 Prozent im Minus. 2016 kalkuliert Dommermuth nun mit einem Erlös in Höhe von 3,94 bis 3,96 Milliarden Euro - zuvor waren rund 4 Milliarden angepeilt worden. Auch beim operativen Ergebnis stehen nun mit 835 bis 845 Millionen etwas weniger im Plan. Vorher hatte der Konzern rund 850 Millionen anvisiert.

"Die negativen Währungseffekte könnten wir im Ergebnis natürlich leicht wettmachen, indem wir die Kosten für die Neukundengewinnung nicht erhöhen würden und nur die ursprünglich genannte Vertragszahl gewinnen würden", sagte Dommermuth der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Aber unsere Neukundengewinnung läuft sehr gut, warum sollten wir den Schwung nicht mitnehmen?"

UNITED INTERNET WILL BEI ÜBERNAHMEN IM WEBHOSTING-MARKT MITMISCHEN

Vergangene Woche hatte United Internet den Einstieg des Finanzinvestors Warburg Pincus in seiner Sparte mit Geschäftsanwendungen bekanntgegeben - darunter auch das Webhosting. Zusammen mit Warburg-Pincus-Geschäftsführer und Ex-Telekom-Chef Rene Obermann will Dommermuth Ausschau halten nach günstigen Gelegenheiten. "Der Hosting-Markt konsolidiert sich weiter. Wir haben die Kraft, dabei mitzuspielen und können verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten einsetzen", sagte Dommermuth. Zu Spekulationen, United Internet sei auch im Bieterrennen um die Host Europe Group, wollte der United-Internet-Chef keinen Kommentar abgeben.

Unter dem Strich stieg der auf die Aktionäre entfallende Gewinn im dritten Quartal um knapp 10 Prozent auf rund 109 Millionen Euro. In der ersten Jahreshälfte hatte United Internet wegen des stark gefallenen Aktienkurses von Rocket Internet noch einen Verlust verzeichnet. Die Westerwälder sind mit gut 8 Prozent an dem Startup-Brutkasten beteiligt. Zuletzt hatte sich das Papier wieder etwas erholt./men/jha/stb