Zürich (Reuters) - Die UBS kann aufatmen: Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) will die Marktmacht des Bankkonzerns auf dem Heimmarkt nach der Notübernahme der Credit Suisse nicht näher unter die Lupe nehmen.

Sie schlägt damit die Empfehlung der Wettbewerbshüter in den Wind. Der Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse beseitige den wirksamen Wettbewerb in keinem Marktsegment, teilte die Finma am Mittwoch mit. Damit seien die gesetzlichen Voraussetzungen für einen Eingriff nicht erfüllt. Entsprechend habe die Finma das Kontrollverfahren ohne Bedingungen, Auflagen und weitere Prüfungen abgeschlossen. Ganz aus dem Schneider ist die UBS allerdings nicht. Falls sich Wettbewerber oder Kunden in Zukunft bei der Wettbewerbskommission (Weko) beschweren, könnte die Behörde wieder aktiv werden. Beobachter halten dies für wahrscheinlich.

Im März vergangenen Jahres hatte die Schweizer Regierung die Übernahme der mit einem digitalen Bankensturm konfrontierten Credit Suisse durch die UBS orchestriert. Die größte Bankenrettung seit der Finanzkrise wurde von der Finma am Tag der Ankündigung bewilligt, die übliche formelle wettbewerbsrechtliche Prüfung durch die Weko blieb aus. Die Behörde nahm in der Folge allerdings zur wettbewerbsrechtlichen Beurteilung des Zusammenschlusses Stellung und ließ das Gutachten im Oktober der Finma zukommen.

Dieses Gutachten wurde nun zusammen mit der Finma-Einschätzung veröffentlicht. Demnach schätzt die Weko, dass der Marktanteil des fusionierten Bankkonzerns im Firmenkundengeschäft bei 40 Prozent liegt. Gemäß einer Umfrage der Behörde gingen fast alle Unternehmenskunden und Wettbewerber davon aus, dass der Zusammenschluss zu höheren Preise führen werde. Für diverse Kundensegmente stünden gegenwärtig keine vollwertigen Alternativen zur fusionierten UBS zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund empfehle die Weko der Finma und der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Preise und Gebühren für Firmenkredite, Exportfinanzierungen, internationalen Zahlungsverkehr und die Platzierung von Schweizer Anleihen zu beaufsichtigen.

Im Geschäft mit Anlageprodukten für Profi-Anleger (Asset Management) komme die UBS mit der Credit Suisse teilweise auf noch höhere Anteile; diese dürften etwa bei Index-Produkten (passives Asset Management) bei 70 Prozent liegen. Im Kleinkundengeschäft bestehe zwar grundsätzlich Wettbewerb. Trotzdem gebe es weiterhin Hemmnisse. Die Kundenbeschwerden hätten sich erhöht. Insgesamt empfahlen die Wettbewerbshüter der Finanzaufsicht zudem, den Wettbewerb zu fördern, indem der Markteintritt von Auslandsbanken erleichtert werde.

Die Finma kam dagegen zum Schluss, dass die UBS in keinem der untersuchten Marktsegmente eine Stellung habe, die den Wettbewerb ausschalte. "Somit wäre die Durchführung weiterer Prüfungshandlungen nicht verhältnismäßig." Die UBS erklärte, sie nehme den Entscheid der Finma zur Kenntnis. Die Bank werde sich weiterhin für ein wettbewerbsfähiges und faires Umfeld einsetzen. "Der Entscheid der Finma ist zwar keine Überraschung, aber dennoch positiv", erklärte Daniel Bosshard, Analyst der Luzerner Kantonalbank. "Denn so kann die UBS die Integration der Credit Suisse wie geplant weiter vorantreiben." Die UBS ist insbesondere im Geschäft mit Millionären und Milliardären rund um den Globus präsent. Der überdurchschnittlich stabile Heimmarkt ist aber ein wichtiger Gewinntreiber.

Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits Ende Februar berichtet, dass die Weko Bedenken bezüglich der Marktstellung der UBS in Teilen des Heimmarktes hat.

(Bericht von Oliver Hirt, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)