Ittigen (awp) - Der Telekommunikationsanbieter Swisscom veröffentlicht am Donnerstag, 3. Februar, das Geschäftsergebnis 2021. Zum AWP-Konsens haben insgesamt zwölf Analysten beigetragen.

2021E
(in Mio Fr.)      AWP-Konsens     2020A   

Nettoumsatz         11'217       11'100
EBITDA                4446         4382
EBIT                  1984         1947
Reingewinn            1730         1528

FOKUS: Analysten erhoffen sich Neuigkeiten zum Glasfaserstreit, wo die Swisscom beim Ausbau auf dem Land durch die Wettbewerbskommission Weko gebremst wird (s. Pro Memoria). Ein Fragezeichen besteht bei der Höhe der Kosten des geplanten Ausbaus. Zudem liegt die Glasfaserpartnerschaft mit Salt auf Eis.

Im traditionellen Geschäft dürfte der Druck beim Privat- und beim Firmenkundengeschäft angehalten haben. Damit wird der "blaue Riese" im vierten Quartal weitere Marktanteile verloren haben. Der Serviceumsatz in der Schweiz wird nach Ansicht von Analysten gesunken sein, während das Lösungsgeschäft zugelegt haben wird. Demgegenüber dürfte die italienische Breitbandtochter Fastweb weiter gewachsen sein.

Auf der anderen Seite hat die Swisscom den Druck auf die Kosten aufrecht erhalten. Dennoch dürfte der EBITDA im Schlussquartal abgenommen haben. Im Gesamtjahr werden Umsatz und Gewinne dagegen zugelegt haben. Grund dafür sind eine Reihe von Sondereffekten. Die Dividende sollte wieder bei 22 Franken pro Aktie liegen.

ZIELE: Bei der Vorlage der Neun-Monatszahlen Ende Oktober hat die Swisscom erneut die Ziele angepasst. So erwartet der Konzern einen Umsatz von rund 11,2 Milliarden Franken, nachdem er bis dahin von rund 11,3 Milliarden Franken ausgegangen war. Gründe für die Rücknahme seien die Überprüfung der Glasfaser-Partnerschaft mit Salt sowie die Währungsentwicklung. Gleichzeitig wurde das Investitionsziel leicht erhöht auf 2,3 Milliarden Franken.

Die übrigen Zielvorgaben blieben unverändert: So erwartet der Konzern einen EBITDA von 4,4 bis 4,5 Milliarden Franken. Die Dividende bleibt bei 22 Franken, wenn die Ziele erreicht werden.

PRO MEMORIA: Im Glasfaserstreit hat die Weko den Ausbau nach dem Einfasermodell mit nur einer Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht gestoppt. Rekurse der Swisscom gegen das Weko-Verdikt sind zunächst vor Bundesverwaltungsgericht und dann vor Bundesgericht gescheitert. Das Verbot hat die Partnerschaft mit Salt beim Glasfaserausbau auf Eis gelegt. Nun muss die Swisscom mit der Weko einen Ausweg aus der Sackgasse finden.

In der Auseinandersetzung um die Mobilfunktechnologie 5G hat sich die Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats (KVF-N) Mitte Januar gegen ein 5G-Moratorium in der Schweiz ausgesprochen. Sie hat drei Standesinitiativen aus den Kantonen Genf, Neuenburg und Jura zur Ablehnung empfohlen.

Als Folge der Netzausfälle in jüngster Zeit legt der Bundesrat in seinen strategischen Zielen für die Swisscom von 2022 bis 2025 mehr Wert auf die Zuverlässigkeit der Netzinfrastruktur. Im gleichen Zusammenhang nahm der Bundesrat die "Erreichbarkeit von Notrufnummern" in die strategischen Ziele auf.

Der Bundesrat will schnelleres Internet für alle garantieren und die Mindestgeschwindigkeit fürs Surfen in der Grundversorgung auf 80 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) von bisher 10 Mbit/s erhöhen. Das treibt bei der Swisscom die Kosten hoch.

Zudem hat die Swisscom in den letzten Monaten eine Reihe von Firmen gekauft oder verkauft. Im Dezember hat sie den französischen Verzeichnisdienst local.fr veräussert und sich damit aus Frankreich zurückgezogen. Zum Käuferkonsortium gehört auch die Firma NJJ Capital des französischen Telekomunternehmers Xavier Niel, die in der Schweiz Salt besitzt.

Derweil baut die Swisscom das Geschäft im Bereich Websolutions und E-Government-Lösungen mit der Übernahme der Mehrheit an der Zürcher Innovative Web Gruppe aus. Überdies hat die Swisscom die in der Deutschschweiz und im Fürstentum Liechtenstein tätigen Gesellschaften der MTF Gruppe übernommen und damit ihr IT-Angebot für KMU gestärkt. Bei allen Transaktionen gab es keine Angaben über die finanziellen Details.

Anfang Jahr sind die Swisscom und die Industriegruppe Orell Füssli eine strategische Partnerschaft für die Entwicklung von digitalen Nachweisen eingegangen. Konkret handelt es sich dabei um eine digitale Altersverifizierung, digital verifizierbare Bewerbungsdossiers sowie eine rechtsgültige, digitale Unterschrift. Erste Anwendungen sollen innerhalb der nächsten zwölf Monaten auf den Markt kommen.

AKTIENKURS: Nach dem Taucher im Oktober hat die Swisscom-Aktie stetig zugelegt. Seit dem Jahresstart weist die Aktie einen Kursgewinn von rund 3 Prozent aus. Damit gehört sie zu wenigen Titeln, die seit Anfang Jahr keine Federn lassen mussten. Derweil hat der Leitindex SMI kapp 5 Prozent verloren.

an/jb