Zürich (awp) - Der Uhrenhersteller Swatch wird voraussichtlich im Laufe der kommenden zwei Wochen die Resultate zum ersten Semester 2017 bekanntgeben. Zum AWP-Konsens haben insgesamt elf Analysten beigetragen.

H1 2017
(in Mio CHF)     AWP-Konsens    H1 2016

Nettoumsatz        3'736         3'716        
EBIT                 384           353       
- Marge (in %)      10,2           9,5         
Reingewinn           285           263         
Reingewinn n.M.      282           251         

FOKUS: Die Schweizer Uhrenindustrie scheint sich vom Rückgang der Uhrenexporte im vergangenen und zu Beginn des laufenden Jahres allmählich zu erholen. Davon dürfte auch die Swatch Group als grösster Vertreter der Branche profitieren. Möglicherweise resultiert im ersten Halbjahr 2017 sogar ein kleines Umsatzplus. Steigende Umsätze sind insbesondere in Festlandchina oder auch einigen europäischen Märkten zu erwarten. Etwas schwächer könnten sich dagegen Hongkong oder die USA präsentieren.

Sorgen machen sich Analysten längerfristig etwa um die stärker werdende Konkurrenz im tiefen und mittleren Preissegment. Hier werden einige der zur Swatch Group gehörenden Marken von der Apple Watch oder Wearables bedrängt. Derweil drücken geringere Produktionsvolumen und der anhaltend starke Franken weiterhin auf die operative Marge, die sich den Analysten zufolge mit rund 10% etwa auf Vorjahresniveau bewegen dürfte. Zu den Glanzzeiten vor rund fünf Jahren hatte Swatch Margen von 25% und mehr erreicht.

ZIELE: Swatch-CEO Nick Hayek hatte anlässlich der Bilanzmedienkonferenz von Mitte März bezüglich der weiteren Geschäftsentwicklung, wie üblich, Optimismus versprüht. "Die Nachfrage nach unseren Produkten hat sich in den ersten zweieinhalb Monaten des neuen Jahres erfreulich entwickelt - insbesondere in Asien", erklärte er vor den Medien. "Im Gesamtjahr zielen wir nun auf ein Wachstum in Lokalwährungen von 7, 8, 9 oder gar 10% ab." Dies dürfte auch mit Blick auf die ziemlich tiefe Vergleichsbasis aus dem Vorjahr möglich sein, wie Hayek weiter einräumte. 2016 waren die Umsätze um 11% auf 7,55 Mrd CHF zurückgegangen.

Zurückhaltender äusserte sich Uhrenverbandspräsident Jean-Daniel Pasche anlässlich der FH-Mitgliederversammlung von Ende Juni zur Entwicklung der Gesamtbranche. Er ging mit Blick auf die Schweizer Uhrenexporte im laufenden Jahr nach wie vor nur von einer Stabilisierung der Lage aus. Dies nachdem die Exporte im Jahr 2016 um knapp 10% abgenommen hatten und in den ersten fünf Monaten 2017 um 1% zurückgegangen sind. Es ist aber davon auszugehen, dass die Swatch Group einmal mehr besser als die Gesamtbranche abschneiden dürfte.

PRO MEMORIA: Im Monat Mai allein haben sich die Schweizer Uhrenexporte erholt. Konkret stieg das Exportvolumen gegenüber der Vorjahresperiode nominal um 9,0% auf 1,70 Mrd CHF, real waren es +4,1%. Arbeitstagbereinigt resultierte ebenfalls ein Anstieg von nominal 9,0%, während real ein Rückgang von -1,1% vorlag. In den wichtigen asiatischen Märkten China und Hongkong konnten die Uhrenhersteller eine deutliche Ausfuhrzunahme von 34,4% bzw. 18,1% verbuchen, wogegen die USA und Japan mit -1,1% respektive -3,2% weniger einführten.

Der weltweite Luxusgütermarkt dürfte im Jahr 2017 zulegen. Die Experten des Beratungsunternehmens Bain&Company und des italienischen Luxusgüterverbands Fondazione Altagamma rechnen mit einem Wachstum der weltweiten Ausgaben für Luxusgüter und -erlebnisse von 2 bis 4% auf 254 bis 259 Mrd EUR. Bis 2020 dürfte der Markt in Lokalwährungen um jährlich 3 bis 4% auf 280 bis 290 Mrd anwachsen, so das Frühlingsupdate der "Bain Luxury Study 2017" von Ende Mai.

In Zeiten schleppender Verkäufe und Gewinneinbrüche hatte die Swatch-Führungsspitze an der Generalversammlung im Mai weitere Durchhalteparolen durchgegeben. Der Uhrenkonzern wolle auch in dieser schwierigen Zeit die Angestellten halten und "keinen ungesunden Druck auf Partner und Kunden ausüben", sagte Verwaltungsratspräsidentin Nayla Hayek vor den Aktionären. Was die Aussichten der Gruppe betrifft, blieb CEO Hayek vage. "2017 ist voller Möglichkeiten", sagte er lediglich. Bestehende Produkte sollen erneuert und neue Produkte auf den Markt gebracht werden.

Die gewichtige Swatch-Marke Omega hat Mitte Mai mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOK) das Engagement als offizieller Zeitnehmer der Olympischen Spiele bis 2032 verlängert.

Im April hat die Swatch Group den seit Jahren schwelenden Streit mit dem US-Schmuckhersteller Tiffany wohl endgültig für sich entschieden. Ein Berufungsgericht in Amsterdam hat die Beschwerde von Swatch gutgeheissen und ein Urteil des erstinstanzlichen Gerichts (District Court of Amsterdam) vom März 2015 aufgehoben. Damit bleibt der Schiedsspruch des niederländischen Instituts für Schiedsgerichtsbarkeit vom 21. Dezember 2013 zugunsten von Swatch bestehen. Damals war Tiffany in dem von Swatch eingeleiteten Schiedsverfahren zu Schadenersatz in Höhe von 402 Mio CHF verurteilt worden.

AKTIENKURS: Der Kurs der Swatch-Inhaber liegt aktuell bei 353,90 CHF. Dies entspricht einem Plus von 12,1% seit Jahresbeginn. Im Vergleich zum SMI (+8,1%) liegen die Titel damit leicht über dem Durchschnitt. Das bisherige Jahreshoch von 414,60 CHF wurde im Mai erreicht.

Website: www.swatchgroup.ch

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