Rede des Vorstandsvorsitzenden,

Dr. Niels Pörksen,

anlässlich der ordentlichen, virtuellen Hauptversammlung der Südzucker AG

am 18. Juli 2024

- Es gilt das gesprochene Wort -

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Meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich heiße Sie, auch im Namen des gesamten Vorstands-Teams, herzlich willkommen zur ordentlichen, virtuellen Hauptversammlung 2024 der Südzucker AG.

Auch in diesem Jahr werden wir Sie transparent informieren, unsere Entscheidungen und Vorgehens- weise erklären und Ihre Fragen beantworten. Zu diesem Zweck haben wir Ihnen meine Rede bereits im Vorfeld, am 12. Juli 2024, auf unserer Website suedzuckergroup.com zur Verfügung gestellt.

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Das vergangene Geschäftsjahr 2023/24 ist für die Südzucker-Gruppe außerordentlich gut verlaufen. Wir können sehr zufrieden und stolz darauf sein, was wir erreicht haben. Vor allem, weil die Rahmen- bedingungen wieder sehr herausfordernd waren. Viele äußere Faktoren haben Einfluss auf unser Ge- schäft genommen. Ich denke dabei zum Beispiel an die Auswirkungen der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Unser Geschäft hat sich dennoch positiv entwickelt. Wir konnten unseren Verschul- dungsgrad trotz hoher Investitionen senken und das Unternehmen weiter strategisch und zukunftsfä- hig aufstellen.

Im Namen des gesamten Vorstands möchte ich mich bei allen Mitarbeitenden für ihren Beitrag zu die- ser hervorragenden Entwicklung bedanken.

Wir gehen den Weg, den wir mit der Konzernstrategie 2026 PLUS eingeschlagen haben, konsequent weiter. Sie ist in unserem Arbeitsalltag angekommen und bestimmt in vielen Punkten unser Handeln und unsere Entscheidungen. Es zeigt, dass wir erfolgreich das Fundament für unsere Zukunft gelegt haben. Unser Bestandsgeschäft wollen wir dabei weiter stärken und effizient aufstellen, damit es auch zukünftig im Wettbewerb bestehen kann. Es ist unser Rückgrat und sorgt gleichzeitig für Rückenwind, um neue, innovative Geschäftsfelder aufzubauen.

Dabei geht es zum Beispiel um pflanzliche Proteine. Als Bestandteil vegetarischer und veganer Pro- dukte bieten sie eine Lösung für die wachsende Nachfrage nach dieser Form der Ernährung. Deshalb haben wir in den Bau einer Anlage in Offstein investiert, um proteinhaltige Hülsenfrüchte wie Acker- bohne oder Erbse verarbeiten zu können. Potenzial sehen wir auch bei den biobasierten Chemikalien. CropEnergies hat hier den ersten Schritt gemacht und Anfang April in Zeitz mit dem Bau der ersten Anlage für grünes Ethylacetat im europäischen Raum begonnen. Und natürlich spielt auch das Thema Nachhaltigkeit eine sehr große Rolle. Auch wir als Anbieter pflanzenbasierter Lösungen wollen unseren Beitrag leisten, die Umwelt und das Klima zu schützen.

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Ein wichtiger Faktor für unser Handeln und unseren Erfolg ist auch das politische Umfeld.

Politische Rahmenbedingungen beeinflussen an vielen Stellen unser Geschäft. In der Agrarpolitik gab es insbesondere in den vergangenen Monaten bemerkenswerte Entwicklungen. Anfang Februar nahm die Europäische Kommission beispielsweise den Vorschlag für die Pflanzenschutzmittelverordnung SUR zurück. Die Verordnung hätte Pauschalverbote von Pflanzenschutzmitteln auch auf beachtlichen Teilen der Anbauflächen in den Gebieten der Südzucker mit sich gebracht. Ein weiteres Thema sind zollfreie Importe. Aus Solidarität mit der Ukraine stand im Raum, den Agrarprodukten des Landes in unbegrenztem Umfang Zugang auf den europäischen Markt zu gewähren. Das ist aus Solidaritätsgrün- den nachvollziehbar, hat aber gleichzeitig massive Folgen für die europäischen Landwirte und Produ- zenten. Deshalb hat das europäische Parlament am 23. April Begrenzungen für ukrainische Importe beschlossen. Für Zucker wurde die maximale Einfuhrmenge bereits am 24. Juni erreicht. Das bedeutet, dass für Zuckerimporte bis Ende dieses Jahres nun wieder der normale Zollsatz gilt.

Politischer Handlungsbedarf besteht auch bei neuen Züchtungstechniken. Im Zuckerrübenanbau sehen wir eine Zunahme von Krankheiten und Schädlingen, wie zum Beispiel der Schilf-Glasflügelzikade. Diese Zikade überträgt Bakterien, die die Krankheiten Syndrome Basses Richesses (SBR) sowie seit der letzten Kampagne auch Stolbur auslösen. Wirksame Insektizide gibt es nicht, ackerbauliche Maßnah- men können bisher nur lindernd wirken und halten die Zikade nicht von den Rüben ab. Durch die Züchtung neuer Rübensorten hoffen wir, hier schneller Abhilfe zu schaffen.

In Deutschland plant die Bundesregierung ein Verbot von an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmit- tel, die bestimmte Grenzwerte an Zucker, Fett und Salz überschreiten. Im Rahmen der Ernährungsstra- tegie der Bundesregierung wird dieses Vorhaben ebenso wie eine Reduktionsstrategie für Zucker, Fett und Salz in Lebensmitteln aktuell im Deutschen Bundestag behandelt. Die Strategie sorgt im Bundestag fraktionsübergreifend für Kritik. Auch wir sind weiterhin nicht davon überzeugt, dass die Pläne dazu beitragen, Übergewicht bei Kindern zu vermeiden. Es sind nicht einzelne Nährstoffe oder Lebensmittel, die Übergewicht bei Menschen verursachen, sondern eine unausgewogene Kalorienbilanz und unregel- mäßige Essgewohnheiten.

Die Energiepolitik - sowohl in Deutschland als auch in Europa - hat ebenfalls einen bedeutenden Ein- fluss auf unser Unternehmen. Unser Ziel ist es, langfristig durch eine klimaneutrale Produktion unseren

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Beitrag zur angestrebten Klimaneutralität der Wirtschaft zu leisten. Ein Ansatz ist es, Biogas aus Rü- benschnitzeln zu gewinnen. Dafür brauchen wir geeignete politische Rahmenbedingungen. Die EU hat mit der Renewable Energy Directive III (RED III) die Grundlage dafür geschaffen. Für die Nutzung von Biogas zur Eigenversorgung ist jetzt entscheidend, dass die nationale Umsetzung dieser Richtlinie der Wirtschaft dieselben Möglichkeiten bietet wie die europäische Vorgabe. Wir erwarten daher gespannt den offiziellen Entwurf der nationalen Biomassestrategie und hoffen auf Unterstützung durch klare po- litische Rahmenbedingungen.

Kommen wir nun zur Entwicklung unseres Konzerns im Geschäftsjahr 2023/24.

Zuerst ein Blick auf die Zahlen zum erfolgreichen Geschäftsjahr 2023/24.

Auf Konzernebene haben wir mit 10,3 Mrd. Euro einen neuen Umsatzrekord der Südzucker erreicht.

Diese Umsatzentwicklung sowie die hervorragende Konzernergebnis-Entwicklung wurden maßgeblich vom Segment Zucker getragen. Hier erzielten wir einen Umsatzanstieg von nahezu einer Milliarde Euro und einen Anstieg des operativen Ergebnisses von mehr als 300 Mio. Euro - das ist ein mehr als ver- doppeltes Ergebnis. Die beiden weiteren großen Ergebnisbewegungen spielten sich in den Segmenten Spezialitäten und CropEnergies ab. CropEnergies konnte erwartungsgemäß nicht an das außergewöhn- liche Ergebnis des Vorjahres anschließen. Das Segment Spezialitäten verzeichnete dagegen eine sehr deutliche Ergebnissteigerung.

Insgesamt stieg somit das operative Konzernergebnis nochmals deutlich auf rund 950 Mio. Euro. Das entspricht nahezu dem Rekordergebnis aus dem Geschäftsjahr 2012/13 - damals waren es 974 Mio. Euro.

Der direkte Vergleich dieser Geschäftsjahre zeigt auch eindrucksvoll, wie erfolgreich sich die Diversifi- kation unserer Geschäftsfelder auswirkt. Damals sorgte das Zuckersegment noch für knapp drei Viertel des Ergebnisbeitrags. Mittlerweile steuern die Nicht-Zucker-Segmente rund 50 % zum operativen Kon- zernergebnis bei.

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Wir sind sehr stolz darauf, dass wir Ihnen heute berichten können alleunsere Ziele für das abgeschlos- sene Geschäftsjahr erreicht zu haben. Die im Jahresverlauf mehrmals erhöhten Ergebnisziele konnten am Ende durch die finalen Zahlen bestätigt werden.

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Kommen wir nun zu den Segmenten im Detail.

Beginnen möchte ich mit dem Segment Zucker.

Im Geschäftsjahr 2023/24 stieg der Umsatz im Segment Zucker deutlich. Dieser Anstieg wurde trotz rückläufiger Absatzmengen durch im Geschäftsjahresdurchschnitt deutlich höhere Preise seit Beginn des Zuckerwirtschaftsjahres 2022/23 erreicht. Das Preisniveau in der EU im seit Oktober 2023 laufen- den Zuckerwirtschaftsjahr 2023/24 bewegt sich auf vergleichbarem Niveau.

Das operative Ergebnis konnte mehr als verdoppelt werden. Den in der Kampagne 2022 drastisch ge- stiegenen Kosten, insbesondere für Rohstoffe und Energie, standen die seit Ende des letzten Ge- schäftsjahres 2022/23 höheren Preise gegenüber.

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Zum Erfolg des Segments Zucker im Gesamtjahr haben noch weitere Faktoren beigetragen. Intern zah- len sich die Anstrengungen in der Folge des Restrukturierungsplans von 2019 aus, ebenso die Neu- ausrichtung der Division Zucker im Jahr 2021 in Kombination mit unserer Konzernstrategie 2026 PLUS. Und natürlich profitierten wir vom Rückenwind durch das vorteilhafte Marktumfeld.

Das Segment Zucker war somit im abgelaufenen Geschäftsjahr der wesentliche Motor des Konzerner- folgs. Dabei war gerade die letzte Verarbeitungskampagne durch die bereits erwähnte neue Zucker- rübenkrankheit Stolbur sehr herausfordernd. Durch Stolbur sinkt nicht nur der Zuckergehalt der Rübe. Die Rüben entwickeln eine gummiartige Struktur und die Verarbeitung wird massiv erschwert. Das hat in der Kampagne alle Beteiligten - vom Anbau über Logistik und Lagerung bis zur Verarbeitung - vor große Herausforderungen gestellt. Es ist davon auszugehen, dass uns dieses Thema auch in der nächsten Kampagne weiter beschäftigen wird.

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Schauen wir nun auf die Entwicklung im Segment Spezialitäten.

Im Segment Spezialitäten konnte der Umsatz aufgrund höherer Preise moderat gesteigert werden.

Beim operativen Ergebnis gelang eine deutliche Verbesserung zum vorhergehenden Geschäftsjahr. Hier konnten die Belastungen aus den insbesondere im Vorjahr angestiegenen Kosten für Rohstoffe, Verpackung, Energie und Personal mit zeitlichem Verzug insgesamt besser durch die höheren Preise am Markt kompensiert werden.

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Gehen wir nun auf die Entwicklung der einzelnen Divisionen ein.

BENEO stellt vor allem funktionelle Inhaltsstoffe für Lebensmittel und Tiernahrung her, ist weltweit präsent und daher auch Vertriebspartner weiterer Südzucker-Konzerngesellschaften. Dadurch ergibt sich eine exzellente Ausgangsposition für Synergien innerhalb des Konzerns, die wir kontinuierlich ausbauen.

Der Trend zu gesundheitsbewusster sowie pflanzlich geprägter Ernährung hält weiter an. BENEO be- dient diesen Trend durch lösliche Ballaststoffe aus Zichorien, texturgebende Reiszutaten, funktionelle Kohlenhydrate aus Zucker sowie texturierte, pflanzliche Proteine. Diese Inhaltsstoffe werden aus na- türlichen Rohstoffen gewonnen und kommen in ganz unterschiedlichen Nahrungsmitteln zum Einsatz - etwa in Milchprodukten, Frühstückscerealien, Backwaren sowie in Babynahrung und Brotaufstrichen.

Wir arbeiten bei BENEO an Kapazitätserweiterungen und verstärkt auch am Ausbau des internationalen Vertriebs und dessen Anpassung auf regionaler Ebene.

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Südzucker AG published this content on 12 July 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 15 July 2024 14:33:09 UTC.