Von Benoit Faucon

LONDON (Dow Jones)--Der britische Ölriese Shell hat alle Schiffstransporte durch das Rote Meer auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Angesichts der jüngsten Angriffe der USA und Großbritanniens auf Stellungen der Huthi-Rebellen im Jemen werde eine weitere Eskalation in der Region gefürchtet, sagten mit der Entscheidung vertraute Personen.

12 Prozent des weltweiten Ölhandels auf dem Seeweg erfolgt über das Rote Meer. Im Dezember war ein von Shell gecharterter Tanker für den Transport von indischem Kerosin im Roten Meer von einer Drohne angegriffen und von Huthi-Booten bedrängt worden, so die Schifffahrtsbehörde.

Shell lehnte es ab, sich zur Aussetzung der Route und zum genannten Angriff zu äußern. Vergangene Woche, so die Insider, habe der Konzern alle Transporte auf dieser Passage gestoppt. Hintergrund ist, dass ein etwaiger Angriff auf einen Tanker zu einer Ölkatastrophe in der Region führen könnte. Überdies fürchte Shell um die Sicherheit der Schiffsbesatzungen.

Etliche Reedereien meiden inzwischen die Route. Auch BP hat im Dezember angekündigt, alle Lieferungen über die Hauptschifffahrtsroute einzustellen, und Qatar Energy tat dies in dieser Woche ebenfalls. Das Emirat, das in der Vergangenheit als Vermittler für die Huthis agierte, stoppte seine Flüssigerdgasexporte auf der Passage, um nicht selbst in den Konflikt verwickelt zu werden, so ein Vertreter der Energiebehörde.

Die jüngsten Huthi-Angriffe, die sich zunächst gegen Schiffe mit Flaggen von mit Israel befreundeten Staaten richteten, haben die globalen Märkte erschüttert, internationale Schifffahrtsrouten auf den Kopf gestellt und sind inzwischen zunehmend wahllos geworden. Die Rebellen haben verschiedene Schiffe angegriffen, von Containerschiffen bis zu Tankern, die sanktioniertes russisches Öl befördern. Offenbar fällt es ihnen angesichts der komplexen Strukturen in der Seefahrt schwer, Ziele genau zu identifizieren.

Die Huthis erneuerten am Montag ihren Schwur, die Kampagne gegen US-amerikanische und internationale Ziele in der Region wegen der Angriffe Israels auf den Gaza-Streifen fortzusetzen. "Jeder, der versucht, uns daran zu hindern, wird scheitern", sagte ein Huthi-Vertreter. Nach dem US-Schlag gegen die Huthis hatten sich mehrere Kapitäne gecharterter Schiffe geweigert, ihre Route über den Suezkanal fortzusetzen. Das Schiffsregister von Singapur und der Branchenverband Intertanko empfehlen, die Wasserstraße zu meiden.

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January 16, 2024 08:39 ET (13:39 GMT)